Die Baugeschichte

Das Schloss wurde 1443 als feste Residenz der Hohenzollern gegründet, die vom vom Kaiser mit der Kurfürstenwürde der Mark Brandenburg belehnt wurden. Es stand über 200 Jahre lang als Burg („Zwing Cölln“) und Renaissanceschloss in Cölln an der Langen Brücke über die Spree, am Übergang zu dem damals noch unbedeutenden märkischen Städtchen Berlin, das mit Cölln eine Doppelstadt bildete.

Erst die westlichen Stadterweitererungen der Kurfürsten Friedrich Wilhelms I., des Großen Kurfürsten (1640-88) und Friedrichs III., des seit 1701 gekrönten Königs Friedrich I. in Preußen (1688-1713), machten das Schloss zur Mitte der Stadt und des Landes.

Die Friedrichstadt am Friedrichswerder und die nach der Gemahlin Friedrichs I. nördlich der Linden genannte Dorotheenstadt ergänzten Berlin an der bisher freien Westseite des Schlosses. Federführend bei dieser Stadterweiterung des Großen Kurfürsten war sein Statthalter in Kleve, der Festungsbaumeister Johann Moritz von Nassau-Siegen, der an der Südseite der Dorotheenstadt eine Allee in West-Ostrichtung auf das Schloss hin anlegte, den heutigen Boulevard Unter den Linden. Er zentrierte das Schloss optisch-symbolisch durch Alleen und Schneisen, die auf das Schloss zuführten.

Nachfolgend bieten wir Ihnen in Form einer kleinen Schlossgeschichte – ohne Anspruch auf Vollständigkeit – die Entwicklung des Berliner Schlosses über die Jahrhunderte bis heute.

1443 bis 1451 – Gründung und Bau der “Zwing Cölln” durch Kurfürst Friedrich II.

Gründung und Bau der “Zwing Cölln” durch Kurfürst Friedrich II., genannt Eisenzahn, (1440 -1470). Die Burg lag direkt an der Spree, im cöllnischen Teil der bis dahin eher unbedeutenden Doppelstadt Berlin – Cölln und integrierte Teile der cöllnischen Stadtmauer in ihre Ostseite. Die Hohenzollern konnten von dort den wichtigen Handelsweg über die noch hölzerne Lange Brücke kontrollieren. Dies führte 1447 / 1448 zum “Berliner Unwillen”, bei dem die Bevölkerung heftigen Widerstand gegen den Bau leistete und den Bauplatz durch Öffnen der Spreeschleusen unter Wasser setzte. Aber man vertrug sich wieder. Berlin und die Hohenzollern liebten sich nicht unbedingt, aber allen war klar: man brauchte einander. Von dem Ursprungsbau gibt es keine bildliche Überlieferung. Der Grüne Hut (das ist der Zwiebelturm in der Bildmitte, fast verdeckt von der Erasmuskapelle und dem Haus der Herzogin, bitte Bild groß klicken!), ein kupfergedeckter, ehemaliger Wehrturm der cöllnischen Stadtmauer aus dem 13. Jhh. mit Zwiebeldach, war der älteste, sichtbare Teil des Schlosses. Von der Burg Eisenzahns existierten im Schloss nur noch einige Kellergewölbe und der Grüne Hut.

1465 – Bau der Erasmuskapelle

Bau der Erasmuskapelle mit ihrem Turm an der Spreefassade im Osten. Ursprünglich ein hoher, gotischer Kirchenbau, wurde in der Kronprinzenzeit des Königs Friedrich Wilhelm IV. um 1830 eine Zwischendecke eingezogen. In dem oberen Stockwerk, unter dem berühmten Netzgewölbe, richtete Schinkel dessen Privatgemächer ein.

Beim Brand des Schlosses stürzte diese Zwischendecke ein. Man konnte sich so bis zur Sprengung wieder einen Eindruck von den ursprünglichen Proportionen des Raumes machen.

Die Burg um 1500

So mag die Burg um 1500 ausgesehen haben, Rekonstruktionsversuch von Albert Geyer um 1900

1535 bis 1571 – Berlin als Residenz der Hohenzollern

Kurfürst Joachim II. Er machte Berlin zur festen Residenz der Hohenzollern. Dies wurde sichtbar dadurch, daß er die Kirche des südlich vom Schloss gelegenen Dominikanerklosters zur Schlosskirche und Dom von Berlin erhob. Hofbaumeister werden Caspar Theiss und Kunz Buntschuh. Die Burg Eisenzahns wird weitgehend abgetragen. An ihre Stelle tritt ein prächtiges Renaissanceschloss, dessen Vorbild heute noch in Torgau zu sehen ist. Das Schloss wurde zum Zentrum der Hof- und Landesverwaltung und Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens.

1571 bis 1598 – Kurfürst Johann Georg

Kurfürst Johann Georg. Sein Hofbaumeister wurde der aus Italien stammende Rochus Graf zu Lynar. In dieser Zeit entstanden das Haus der Herzogin, ein Miniaturschlösschen direkt an der Spree. Der westliche Hofabschluss, das spätere Quergebäude entstand mit Appartements für fürstliche Gäste und mit den Ratsstuben als ein frühes Zentrum der Verwaltung. Die Hofapotheke mit dem Verbindungsbau zum Schloss wurde gebaut. Sie diente zunächst als Alchimistenwerkstatt und Münze. Das Bild zeigt die Apotheke vor ihrer Reduzierung um 1890 im Zuge des Durchbruchs der Kaiser-Wilhelm-Straße und -brücke. Im Vordergrund sehen sie noch eine kleine Fußgängerbrücke, die sog. “Kavaliersbrücke”

1608 bis 1619 – Kurfürst Johann Sigismund

Kurfürst Johann Sigismund. Keine nennenswerte Bautätigkeit am Schloss. Übertritt der Hohenzollern zum reformierten Glauben. Die Mark bleibt evangelisch-lutherisch. Grundlage der Religionsfreiheit in Brandenburg. “Hier kann jeder nach seiner Facon selig werden!”

1640 bis 1688 – Kurfürst Friedrich Wilhelm I., der Große Kurfürst

Kurfürst Friedrich Wilhelm I., der Große Kurfürst. Das während des 30. jährigen Krieges ziemlich verfallene Schloss wird gründlich restauriert. Einige der berühmtesten Räume entstehen: Kugel- und Brautkammer, Braunschweigische Galerie. Sie existierten bis zum Brand 1945. Bau der Kurfürstengalerie, die das Haus der Herzogin mit dem Apothekenflügel direkt verband. Das Bild zeigt diesen Bau zwischen den beiden Trakten an der Spree.

1646 – Johann Moritz von Nassau-Siegen

Johann Moritz von Nassau-Siegen, Statthalter des Kurfürsten in Kleve, legt eine Reihe von Achsen an, die auf das Schloss zentriert werden. Eine von ihnen ist der spätere Boulevard Unter den Linden, die über die Hundebrücke mit dem Schloss verbunden werden. Sie nutzte der Kurfürst, wenn er mit der Meute zur Jagd in den heutigen Tiergarten ausritt. Erweiterung der Stadt nach Westen. Die Dorotheenstadt und der Friedrichswerder entstehen, später unter Friedrich III. die Friedrichstadt. Das Schloss verliert so seine Randlage, wird zum Mittelpunkt der Stadt..

1688 bis 1713 – Kurfürst Friedrich III

Kurfürst Friedrich III, ab 1701 König Friedrich I. in Preußen. Unter ihm werden die größten und bedeutendsten Um- und Erweiterungsbauten am Schloss vorgenommen. Mit seiner Prunksucht ruiniert er finanziell die Mark. Aber das führt auch dazu, daß er kein Geld hat, Kriege zu führen. Sein Ehrgeiz widmet sich eher den schönen Künsten und der Wissenschaft. So werden unter seiner Regentschaft die Akademien der Wissenschaft und Künste von Leibniz in Berlin gegründet. Prächtiger Hofstaat bei seiner Gemahlin Sophie Charlotte, für die als Sommerresidenz in Lietzenburg ein Schloss gebaut wird, das Schloss Charlottenburg. (Bild hier: Der einzige authentische Plan der Schlossplatzfassade Schlüters, Kupferstich von Decker, ca. 1704. Alle Originalbaupläne des Schlosses sind spätestens 1713, beim Weggang Schlüters aus Berlin verloren gegangen!)

1698 – Gestaltung d. Reiterdenkmals

Andreas Schlüter, vom Kurfürsten Friedrich III. als Hofbildhauer eingestellt, gestaltet eins der berühmtesten Reiterdenkmäler, das des Großen Kurfürsten. Es wird in einem Atemzug mit dem von Marc Aurel in Rom und Ludwig XIII. in Paris genannt. Er riskiert technisch den großen Wurf: das unglaublich vielfältig und kompliziert gestaltete Denkmal wir in einem Guss aus Bronze hergestellt. Es zeigt den Kurfürsten in typisch barock-feudaler Pose: Er schaut auf das Schloss, hält aber der immer mal rebellischen Stadt Berlin sein gesenktes Zepter entgegen, um zu zeigen, wer hier die Macht hat. Umgeben ist der Sockel des Denkmals von vier an ihren Ketten reissenden Sklaven, die zugleich bewundernd zu ihm aufschauen. Sie symbolisieren die von den Schweden eroberten pommerschen Ostseestädte. Das Denkmal wurde 1943 abgebaut. Es befand sich lange auf einem Spreekahn, der im Tegeler Fliess unterging. So überstand es wohlbehalten den Krieg. Heute kann man es im Ehrenhof des Schlosses Charlottenburg bewundern.

1701 – Andreas Schlüter als Schlossbaumeister

Der bedeutendste deutsche Barockarchitekt und -bildhauer, Andreas Schlüter, wird 1699 zum Schlossbaumeister berufen. Er baut das Renaissanceschloss zur großartigsten Barockresidenz Deutschlands aus. 1701 zieht der König im Triumphzug, vom Krönungsort Königsberg kommend, im neuen Schloss ein. Der prunkvolle Ausbau sollte das junge preußische Königtum in seiner Bedeutung vor allen anderen Landesfürsten des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation hervorheben. Vorbild für das Schloss war der italienische Barock: seine Fensterachsen sind denen des Palazzo Madama in Rom nachempfunden. Viele der Skulpturen Schlüters erinnern in ihrer Ausdruckskraft an sein Vorbild Michelangelo.

1706 – Münzturmkatastrophe

Unehrenhafte Entlassung Schlüters nach der Münzturmkatastrophe. Auf Befehl des Königs baute er einen 120 m hohen Glockenturm an der Nordwestseite des Schlosskomplexes. Da man damals noch keine Tiefenbohrungen vornehmen konnte, wurde eine in 20 m Tiefe im Flußschwemmland der Spree liegende, große Torflinse nicht entdeckt. Sie wurde durch das Gewicht des Turmes eingedrückt, der Turm neigte sich und drohte einzustürzen. Er mußte wieder abgetragen werden. Die Kosten für Bau und Abtragung überstiegen sogar die Baukosten des Schlosses. Dadurch und durch die Intrigen seines Widersachers am Hofe, des schwedischen Festungsbaumeisters Johann Eosander v. Göthe, verlor Schlüter seinen Posten und wirkte bis zu seinem Weggang aus Berlin nach St. Petersburg nur noch als Bildhauer. Er starb ein Jahr später in St. Petersburg, nicht ohne erheblichen Einfluß auf die Planungen dort gehabt zu haben. So soll das Schloss Peterhof auf Pläne Schlüters zurückgehen. Das Bild ist ein Rekonstruktionsversuch von Goerd Peschken aus seiner Schlossmonographie (siehe demnächst in unserem Shop) Er zeigt wie gewaltig die Wirkung des Münzturms auf das Panorama der Linden gewesen wäre.

1706 – 1713 Johann Eosander von Göthe

Johann Eosander von Göthe wird Schlossbaumeister. Mit einem Hang zum Monumentalen verdoppelt er das Schloss mit einem Erweiterungsbau nach Westen. Dessen Mittelpunkt wird das Eosanderportal, das von einer über 100 m hohen Turmkuppel gekrönt werden soll. Den Schlüterhof will er über eine riesige, im Bogen verlaufende Säulengalerie unter Abbruch des Quergebäudes mit seinem Schlosshof verbinden. Er kann sein Werk nicht vollenden, weil der König 1713 stirbt. Dieser hinterläßt einen fast bankrotten Staat. Eosander wird wegen seiner Verschwendungssucht bei der Ausrichtung des Staatsbegräbnisses für Friedrich I. mit Schimpf und Schande vom neuen König Friedrich Wilhelm I. davongejagt.

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1713 – 1716 Die Vollendung

Trotz aller Sparsamkeit ließ der König das Schloss vollenden, bei dem noch zwischen dem Eosanderportal und dem Schlüterbau eine große Lücke klaffte. Allerdings verzichtete er auf jeden Prunk im Inneren. Im Gegenteil, er ließ viele Deckengemälde weiß übertünchen, so z. B. die Decke der Großen Bildergalerie Eosanders, die erst um 1850 durch einen Zufall wiederentdeckt und freigelegt wurde. Im dritten Regierungsjahr Friedrich Wilhelms I. wurde das Schloß vom Nachfolger Eosanders, dem Schlüter-Schüler Martin Heinrich Böhme vollendet. Der barocke Lustgarten wurde vom König in einen staubigen Exerzierplatz verwandelt. Dieser bewohnte Räume im Eosanderbau auf der Lustgartenseite. Weil ihm die Fenster zu wenig Licht gaben, ließ er einige von ihnen ohne Rücksicht auf die Fensterwände verbreitern und nach oben versetzen. Im Inneren wurden unter jedem König bis zum Zusammenbruch des Kaiserreiches 1918 von den bedeutendsten Baumeistern und Künstlern Preußens immer wieder neue, prunkvolle Raumfluchten geschaffen oder vorherige umgestaltet. Die äußere Architektur blieb seidem jedoch unangetastet. Schinkel, der sonst viele Bauten in Berlin veränderte, äußerte seinen tiefen Respekt vor der Leistung Schlüters und erhielt so dessen einzigartige Fassaden und Raumfluchten.

1713 -1740 – König Friedrich Wilhelm I

Er ging in die Geschichte wegen seines Ticks für “Lange Kerls” als sog. Soldatenkönig ein, obwohl er keinen einzigen Krieg führte. Er musste vor allem die Staatsfinanzen wieder in Ordnung bringen. Dies gelang ihm mit äußerster Sparsamkeit und einer Verwaltungsreform, die heute noch als vorbildlich gilt. Tip: Ein hinreissendes Buch über sein Leben: “Der Vater” von Jochen Klepper. Hier wird auch faszinierend der Konflikt mit seinem Sohn, dem späteren König Friedrich II. dargestellt.

1726 – Einbau der Polnischen Kammern

Einbau der prunkvollen Polnischen Kammern als Gästewohnung anlässlich eines Staatsbesuchs des sächsischen Königs August des Starken. Dieser war zugleich König von Polen, daher der als Kompliment an ihn gedachte Name dieser Raumfluchten. Das Bild zeigt das römische Palazzo Madama, dessen Fassaden das Vorbild für die des Berliner Schlosses sind

1740 bis 1786 – König Friedrich II, der Große

König Friedrich II, der Große. Er verlegte seinen Lebensmittelpunkt aus dem ihm eher verhassten Berliner Schloss nach Potsdam – Sanssouci. Im Schloss fanden nur noch die großen Wintersoiréen und Karnevalsbälle statt. Dennoch waren die Friderizianischen Räume im Schloss berühmt für ihre Schönheit, besonders sein rundes Arbeitszimmer im Schlossplatzflügel. Rund waren alle seine Arbeitszimmer in Erinnerung an seine schönen Tage in Rheinsberg, wo er im runden Turm sein erstes solches Zimmer besaß. Eine in der Schlossapotheke von ihm eingerichtete Schlossdruckerei hatte für ihre Bücher folgerichtig denn auch den Verlagsort “Au donjon du Chateau” (Im Turm des Schlosses)” gewählt.

1786 bis 1797 – König Friedrich Wilhelm II

König Friedrich Wilhelm II. In seiner kurzen Regierungszeit richtete er sich die wohl schönste Königswohnung im Schloss ein, die klassizistischen Königskammern im Lustgartenflügel, gestaltet von den bedeutendsten Baumeistern der Epoche, Erdmannsdorf, Gontard und Langhans. (siehe auch “Innenräume”) Dem König mißfiel der Blick aus dieser Wohnung die Linden herunter nach Westen in den Tiergarten. Ihm fehlte das Tor zur Burg. So gab er Langhans den Auftrag, die Propyläen von Athen zu interpretieren und ihren Proportionen entsprechend ein großes Tor am Ende der Linden zu bauen. Es entstand das Brandenburger Tor, eine freie Auslegung der Propyläen. Es war ursprünglich weiß angemalt, um so den Eindruck weißen Marmors vorzutäuschen. Daher rührte auch die jüngste Diskussion anläßlich seiner Renovierung: Sandsteinfarben oder weiß? Böse Zungen würden heute so einer Kopie die Originalität absprechen und als “Disneyland” verunglimpfen. Statt dessen wurde es zu einem der wichtigsten architektonischen Symbole Berlins und sogar Deutschlands. Früher war man da großzügiger – lag’s an der besseren humanistischen Bildung?

1797 bis 1840 – König Friedrich Wilhelm III

Dieser König schuf keine großartigen baulichen Veränderungen am Schloss. Es war hundert Jahre nach seiner Erweiterung durch Schlüter wieder einmal baufällig geworden und Steinschlag gefährdete die Passanten. So gingen alle finanziellen Mittel für das Schloss in seine Renovierung. Die großen Gesimse, Balustraden und Fensterbedachungen wurden weitgehend erneuert, die Skulpturen der Dachbalustraden entfernt. Das Schloss wurde durch diese Restaurierung zur Kopie seiner selbst. Aber warum sollte es ein anderes Schicksal haben als die meisten der berühmten Kathedralen Frankreichs, die inzwischen schon die dritte oder vierte steinerne Haut erhielten, um den Verwitterungsprozess rückgängig zu machen. Wenn man es genau nimmt: Ulbricht ließ eine Kopie des Schlüterbaus sprengen, der nun als weitere Kopie wiedererstehen soll. Das Bild zeigt den barocken Dom von Boumann, den Friedrich der Große um 1750 bauen ließ. Zuvor ließ er den mittelalterlichen Dom, die frühere Dominikanerkirche abbrechen, er stand zu dicht am Schloss vor der Böhmefassade.

1840 bis 1861 – König Friedrich Wilhelm IV

König Friedrich Wilhelm IV. Schon als Kronprinz verband den König eine enge Freundschaft mit dem großen Berliner Architekten Karl Friedrich Schinkel. Dieser entwarf und baute für ihn die kronprinzliche Wohnung im Spreeflügel, indem er in die Ersamuskapelle eine Zwischendecke einzog. Er schuf weitere berühmte Räume im Schloss, so den Sternensaal im Portal I und den Teesalon (siehe Innenräume). Schinkel legte den Lustgarten wieder gärtnerisch mit einem großen Rasenparterre und einer zentralen Fontäne an. Seine Hauptwerke organisierte er kontrapunktisch zur barocken West-Ost-Achse der Linden entlang dem Kupfergraben von Nord nach Süd: Packhof, Altes Museum (eine Interpretation der Agora von Athen) Schlossbrücke, Bauakademie und Friedrichswerdersche Kirche. Dieses Ensemble ist nur mit der Figur des Schlosses zu verstehen. Das Alte Museum mit seiner offenen, lichtdurchfluteten Säulenhalle gilt als herausfordernde Antwort auf die geschlossene Lustgartenfassade des Schlosses. Berühmt ist der Point de Vue vom oberen Treppenkasten des Museums.

1845 – Die große Terrasse am Lustgarten

Die große Terrasse am Lustgarten wird angelegt. Vor Portal IV werden 1858 die Rossebändiger von Clodt aufgestellt, ein Geschenk des russischen Zaren an Friedrich Wilhelm IV. Sie wurden nach dem Krieg abgebaut und befinden sich heute im Kleistpark an der Potsdamer Straße vor dem ehemaligen Kontrollratsgebäude. Die Berliner witztelten über die Beiden, sie symbolisierten den beförderten Rückschritt und den gebremsten Fortschritt.

1850 – Die Kuppel des Hofarchitekten Stüler

Die Kuppel des Hofarchitekten Stüler, nach einem ursprünglichen Entwurf Schinkels, wird auf das Portal Eosanders auf die Westfront des Schlosses gesetzt. Unter ihr befand sich die Schloßkapelle, die 600 Menschen Platz bot.

1861 bis 1888 – König und Kaiser Wilhelm I

König und Kaiser Wilhelm I. Dieser nutzte das Schloss als staatspolitischen Ort, wie für die Reichstagseröffnung im Weißen Saal oder für die großen Hofbälle. Er selbst lebte bescheiden in seinem alten Stadtpalais Unter den Linden, von dessen berühmtem Eckfenster er den Aufzug der Wache beobachten konnte. Nach Kriegszerstörungen 1945 wurde das Palais im Inneren vollständig ausgekernt. Anstelle des Eckzimmers befindet sich heute dort ein um ein vielfaches größerer Hörsaal der Humboldt-Universität. Das Äußere behielt jedoch seine historische Anmutung. Im Schloß ließ der Kaiser nur im Schlüterhof Veränderungen vornehmen. Das Quergebäude erhielt eine neue Fassade im Stil der Neo-Renaissance, und die Galerien des Schlüterhofs wurden nun auch westlich der Portalrisalite I und V fortgesetzt.

1888, Drei-Kaiser-Jahr – Kaiser Friedrich III.

Kaiser Friedrich III. Als Kronprinz Friedrich Wilhelm verantwortlich für viele Bauplanungen am und ums Schloss: Neuer Dom anstelle Schinkeldom, verbunden mit einem großen Trakt mit Sälen mit dem Schloss unter Abbruch der gesamten Apotheke. Riesiger Campanile an der Spree. Verantwortlicher Architekt der spätere Domarchitekt Raschdorf. Durch seinen frühen Krebstod nach nur 99 Tagen der Regentschaft, konnte er nichts von alledem umsetzen. Er war Anhänger der konstitutionellen Monarchie nach englischen Vorbild. Verheiratet war er mit der Tochter der englischen Königin Victoria. Wer weiß, wie sich die Geschichte des 20. Jahrhunderts entwickelt hätte, wenn er 20 Jahre länger hätte wirken können.

1888 bis 1918 – Kaiser Wilhelm II

Kaiser Wilhelm II. Intensive Bautätigkeit am Schloss. Stil: zumeist Neo-Barock, Schlüter nachempfunden: Hofarchitekt: Ernst v. Ihne, Hofbaumeister Albert Geyer. Dieser Verfasser des wohl wichtigsten, historischen Werks über das Schloss. Im Schlossumfeld wurde die Schlossfreiheit niedergelegt und dafür das Nationaldenkmal mit dem Reiterstandbild Kaiser Wilhelms I. errichtet. Das Bild zeigt die Feierlichkeiten anlässlich seiner Enthüllung. Ein neuer Marsstall wurde gebaut, die lange Brücke neobarock umgebaut, anstelle der kleinen Kavaliersbrücke entstand eine neue Hauptbrücke mit Straßendurchbruch nach Osten. dafür wurde ein Teil der alten Hofapotheke abgebrochen. Abbruch des Schinkeldoms. Neubau einer riesigen Kuppelkirche im historisierenden Neobarock durch Architekt Raschdorf. Abbruch Weißer Saal von Stüler. Auskernung Weißer-Saal-Flügel, Neubau der Wilhelmschen und Mecklenburgischen Wohnung, darüber neuer Weißer Saal von Ihne mit Galerieanbau im Großen Schlosshof. Prunkvoll und dennoch ahistorisch: Keine Kronleuchter und Wandblaker, sondern voll elektrifiziert, indirekt beleuchtet. Wegen Geldmangel wurden die Umbaumaßnahmen 1910 abgebrochen. Über die Weiße Saal Galerie wollte man das Eosanderportal mit einem weiteren Anbau und Umbau des Portals im Großen Schlosshof umgehen. Seit seiner Erbauung konnte man im ersten und im Paradegeschoß nicht durch das Portal zum Südflügel gehen, weil unter dem Boden der Kapelle große Zisternen aus historischer Zeit für die Wasserversorgung des Schlosses angelegt waren. Wenn man vom Lustgarten-Paradegeschoss zur kaiserlichen Wohnung wollte, mußte man ganz herunter ins Erdgeschoss und dann wieder nach oben. Das war natürlich nicht sehr beliebt. Friedrich Wilhelm I. hatte deswegen quer durch den mittleren Portalbogen einen hölzernen Gang einbauen lassen, der natürlich optisch sehr störte. Wilhelm II. war der erste Monarch, der das Schloss wieder zu seinem Lebensmittelpunkt machte. Deswegen Einbau der kaiserlichen Wohnung durch Albert Geyer im Schlossplatzflügel.

1918, Spätherbst – Revolution in Deutschland

Revolution in Deutschland. Am 9. November dankt der Kaiser ab. Das Schloss wird von Arbeiter- und Soldatenräten besetzt und geplündert. Am Heiligen Abend wird die Armee gegen die Revolutionäre eingesetzt. Viele Tote. Schwere Beschädigungen durch Granatbeschuss an Portal IV, am Kaiser Wilhelm Denkmal und am Marstall. Großes Trauerdefilee mit den Gefallenen am Schloss vorbei. Das Bild zeigt Karl Liebknecht bei der Proklamation der sozialistischen deutschen Republik am 9. November. Scheidemann hatte die Republik schon zwei Stunden zuvor vom Reichstag aus ausgerufen, so dass Liebknecht erfolglos blieb. Interessant ist, das der Maler hier die Portale verwechselt hat: Liebknecht spricht, wie man sieht, vom Balkon des Rittersaals von Portal V, von dem auch der Kaiser 1914 den Krieg proklamiert hatte. Ausgebaut wurde aber Portal IV als Liebknechtportal vor der Sprengung 1950. Was mag nun richtig sein?

1918 bis 1944 – Zeit nach dem 1. Weltkrieg

In der Zeit nach dem 1. Weltkrieg wurden das Schlossumfeld und der Lustgarten Schauplatz vieler und z.T. militanter Demonstrationen. Hier eine solche der KPD. Interregnum im Schloss. Es wird nicht mehr vom Staat genutzt, die Weimarer Republik verlagert ihr Zentrum nach Westen, in die Wilhelmstraße. Der Reichspräsident residiert dort im Schwerinschen Palais. Das Schloss erfährt durch neue Mieter neuen Nutzen: Das Schlossmuseum mit den bedeutendsten kunstgewerblichen Sammlungen Berlins zieht ein. Seit 1929 regelmäßige Sommerkonzerte im Schlüterhof. Mieter waren u.a. die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft, die Vorgängerin der heutigen Max-Planck-Gesellschaft, das Phonogramm-Archiv, die Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft, das Psychologische Institut der Universität, die Landesanstalt für Gewässerkunde, das Museum für Leibesübungen. Andere waren die Gewerkschaft deutscher Verwaltungsbeamter, die Zentrale für Kinderspeisung und für die Vermittlung für Heimarbeit, das Helene-Lange-Heim und die Studentenhilfe, die eine Mensa in der Schlossküche einrichtete. Das vielfältige Bild runden ab: Der Deutsche Akademische Austauschdienst, die Deutsche Akademie und die Deutsche Kunstgemeinschaft, die 1933 von der Reichskulturkammer abgelöst wurde. Im Alabastersaal wurde eine Probebühne eingerichtet. In die vielen Wohnungen zogen Museumsdirektoren und eine Anzahl von Privatpersonen ein.

1933 bis 1945 – Das Dritte Reich

Die Nationalsozialisten mieden das Schloss für Ihre Veranstaltungen. Allerdings nutzten sie den Lustgarten intensiv für Aufmärsche. Hierfür wurde er für die ersten Maifeiern 1935 völlig umgestaltet: Anstelle des Gartens mit Denkmal, Fontänen, Rasen, Büschen und Bäumen trat ein gepflasterter Aufmarschplatz. Ein Quadaratmuster entstand, daß den Massen helfen sollte, sich bei ihrer Aufstellung rasch auszurichten. Das Denkmal Königs Friedrich Wilhelm III. und die Granitschale wurden an den Rand verlegt. Bei den olympischen Spielen 1936 brannte die olympische Flamme, umgeben von den Fahnen der teilnehmenden Nationen, vor dem Schloss. Nach dem Frankreich-Feldzug wurde 1940 der Eisenbahnwagen, in dem im Wald von Compiegne 1918 die deutsche Kapitulation unterzeichnet worden war, als Siegestrophäe dort aufgestellt. Bei einem Bombenangriff wurde er zertstört. Das Schloss wurde bei solchen Gelegenheiten immer wieder als Kulisse zur Anbringung riesiger Fahnen mißbraucht.

1944, Mai – Erster schwerer Bombenschaden am Schloss

Erster schwerer Bombenschaden am Schloss: Eine Sprengbombe durchschlug den Eosander-Risalit am Lustgarten bis in den Keller, ohne jedoch einen Brand auszulösen. Dabei wurden die Große Bildergalerie, die darunter liegenden Königskammern und im Erdgeschloss die Wohnungen Friedrich Wilhelms I. weitgehend zerstört. Durch den Luftdruck waren überall im Schloss die Glasscheiben geplatzt.

1945, 3. Februar

Das Schloss brennt nach schweren Bombenschäden vier Tage lang. Es gab keine Löschversuche: Nach den jahrelangen Bombenangriffen resignierte die zermürbte Stadtbevölkerung. Während der Endkämpfe in Berlin wurde die Schlossplatzfassde am 28. April unter Artilleriebeschuß genommen und weiter schwer beschädigt. Aber in seiner Substanz stand es fest, es war weniger zerstört als das Charlottenburger Schloss, dem man heute seine Kriegsschäden nicht mehr ansieht.

1945 bis 1948 – Kostenvoranschlag zur Sicherung der Schlossruine

Hans Scharoun erstellte einen Kostenvoranschlag zur Sicherung der Schlossruine. Die Ausstellungen “Berlin plant, erster Bericht” (1946), “Moderne Französische Malerei” (1946), “Wiedersehen mit dem Museumsgut”” mit verloren geglaubten Werken und Bildern der sog. “Entarteten Kunst” 1946 /1947) und schließlich, 1948, die Ausstellung “1848” zur 100-jährigen Wiederkehr der Revolution 1848, finden im Weißen Saal und den darunter liegenden Räumen statt. Im November wird der gesamtberliner Magistrat abgesetzt. Die Stadt wird geteilt. Ostberliner Oberbürgermeister wird Friedrich Ebert, ein Sohn des ersten Reichspräsidenten. Er ist ein scharfer Gegner jeden Aufbauversuchs am Schloss. Danach wird das Schloss 1948 wegen angeblicher Baufälligkeit gesperrt. Die SED gewinnt im Osten unter sowjetischem Schutz die Oberhand. Damit naht das Ende des Schlosses nach über 500-jähriger Geschichte. Es mehren sich die subtilen Vorstösse der SED-Politiker, die mit fadenscheinigen Begründungen fordern, das Schloss zu beseitigen.

1950, 7. September – Die Sprengung

Das Berliner Schloss wurde auf Geheiß des SED-Vorsitzenden Walter Ulbricht gesprengt. Die Abrissarbeiten dauerten fast ein halbes Jahr. Seine Wiederaufbaukosten einschließlich der Wiederherstellung der kostbaren Raumfluchten wurden in einem von der DDR Regierung in Auftrag gegebenen Gutachten mit 32 Millionen Mark der DDR angegeben. Abbruch und Einrichtung des Aufmarschplatzes mit Tribüne kosteten rund 8 Millionen, also ein Viertel davon. Mit dieser Summe, die innerhalb dieses halben Jahres zur Verfügung stand, hätte man den Bau dauerhaft sichern und erste Aufbauarbeiten finanzieren können.

1950 – Marx-Engels-Platz

An die Stelle des Schlosses tritt der Marx-Engels-Platz mit der großen Tribüne im Osten, der für die großen Demonstrationsaufmärsche der DDR genutzt wird. 750 000 Menschen defilierten in 72er Kolonnen innerhalb von 5 Stunden an der Staatsführung der DDR vorbei. Diese nahm die Huldigungen auf der Tribüne entgegen.

1974 bis 1976 – Errichtung Palast der Republik

Nach der diplomatischen Anerkennung der DDR im Rahmen der KSZE in Helsinki, wird der Palast der Republik errichtet, der zentrale Veranstaltungsort der DDR für politische und kulturelle Großveranstaltungen. Der Palast wird als “Haus des Volkes” von Millionen Menschen besucht, die dort Veranstaltungen aller Art erleben. Er wird als Stahlskelettbau errichtet. Zum Feuerschutz werden 175.000 m² Stahloberfläche mit ca. 5000 Tonnen Spritzasbest-Mischung beschichtet.

1990, September – Schließung des Palastes der Republik

Schließung des Palastes der Republik wegen seiner hochgradigen Asbestverseuchung. Dies wurde von den Mitarbeitern des Palastes wegen eines von der DDR-Regierung in Auftrag gegebenen Gutachtens durchgesetzt, da diese eine Gefährdung ihrer Gesundheit befürchteten.

1991- Beginn der Diskussion um den Wiederaufbau des Schlosses

Beginn der Diskussion um den Wiederaufbau des Schlosses. Sie gewann mit der Fertigstellung des Nachwende-Berlins zunehmend an Intensität und führte schließlich zu der Abstimmung im Deutschen Bundestag. Hier ein Bild der Schloss-Simulation von der Straße Unter den Linden aus.

1993 bis 1994 – Errichtung der Schloss-Simulation

Errichtung der Schloss-Simulation aus bemalter Plane, die auf einem riesigen Raumgerüst montiert wurde. Sie war eine Initiative des Hamburger Kaufmanns Wilhelm von Boddien und seiner Freunde im Förderverein Berliner Stadtschloß e.V. Hauptsponsor war Thyssen, die das Gerüst zur Verfügung stellten. Die ursprüngliche Idee hierzu hatten der Architekturhistoriker Prof. Dr. Goerd Peschken und sein Freund, der Architekt Frank Augustin. Deren Konzeption wurde weiterentwickelt und in Frankreich umgesetzt: Die Fassadenmalerei wurde von einem Künstlerteam um Catherine Feff in 1500 Manntagen von Hand in Paris hergestellt. Die Finanzierung des Gesamtvorhabens in Millionenhöhe wurde ausschließlich aus privaten Mitteln bereitgestellt.

1994 – Der Internationale Spreeinselwettbewerb

Der Internationale Spreeinselwettbewerb wird von der Bundesregierung und dem Senat von Berlin ausgelobt. Er soll die Struktur der künftigen Mitte Berlins festlegen. Über 1000 Architekten nehmen daran teil. Wohl nicht zuletzt beinflußt von der Simulation des Schlosses nehmen die ersten drei Siegerentwürfe die Kubatur des Schlosses wieder auf. Der Palast der Republik soll nach dem Beschluss der Jury abgebrochen werden, weil er städtebaulich falsch konzipiert wurde. Es bilden sich Bürgerinitiativen für seinen Erhalt. Sie veranstalten eine Reihe von Protestkundgebungen.

1997 – Beginn der Asbestsanierung im Palast der Republik

Beginn der Asbestsanierung im Palast der Republik. Hier die Reste der Volkskammer, die auf den Rohbau zurückgeführt wurde.

2000 – Einsetzung einer Kommission

Einsetzung einer Kommission durch die Bundesregierung und den Berliner Senat. Sie soll über die Nutzung und die Architektur des neuen Hauses am Schloßplatz Vorschläge erarbeiten. (s. auch Menü Poltik, Unterpunkt Kommission!) Eine Meinungsumfrage des Forsa-Institutes unter den Berlinern ergab, daß viermal mehr Bürger für den Wiederaufbau des Schlosses votierten als für ein Gebäude in moderner Architektur.

2002 – Abschluß der Asbestbeseitigungsarbeiten im Palast der Republik

Abschluß der Asbestbeseitigungsarbeiten im Palast der Republik. Übrig geblieben ist nur die Fassade, dazu die sog. Gleitkerne aus Beton und das innere Stahlskelett.

2002, 17. April

Die internationale Expertenkommission “Historische Mitte Berlin” übergibt ihren Bericht mit den Arbeitsergebnissen dem Bundeskanzler und dem Regierenden Bürgermeister von Berlin. (Nähres siehe unter Schloß und Politik)

2002

Im Juli 2002 beschließt der Deutsche Bundestag mit überwältigender Mehrheit den Wiederaufbau der Berliner Schlosses auf Basis der Kommissionsempfehlungen.

2006, Januar – Beschluß des Abbruchs des Palastes der Republik

Der Deutsche Bundestag beschließt den Abbruch des Palastes der Republik. Die Arbeiten werden im Dezember 2008 beendet. Bis zum Baubeginn des Schlosses / Humboldtforums im Jahr 2012 wurde die Freifläche mit Rasen gärtnerisch gestaltet.

2008, Dezember – Der internationale Architektenwettbewerb

Der internationale Architektenwettbewerb zum Bau des Berliner Schlosses / Humboldtforums wird abgeschlossen. Sieger und damit beauftragter Chefarchitekt wird der Italiener Prof. Franco Stella, Vicenza. Er verstärkt sein Team mit den deutschen Architekturbüros Hilmer, Sattler und Albrecht, Berlin/München und gmp Gerkan, Marg & Partner, Hamburg / Berlin. Einer Klage eines unterlegenen Architekten gegen diese Vergabe wird zunächst vom Bundeskartellamt recht gegeben, im Berufungsverfahren vor dem OLG Düsseldorf jedoch rechtskräftig zurückgewiesen.

2010, 5. Juni – Verschiebung des Baubeginns auf 2014

Nach der internationalen Finanzkrise des Jahres 2009 beschließt die Bundesregierung, im Rahmen eines Sparhaushalts den Bau des Schlosses / Humboldtforums auf 2014 zu verschieben. Nachdem der Bau der U-Bahnlinie unter dem Schloss hindurch bereits für 2013 terminiert wurde, entschließt man sich jedoch, mit ersten Baumaßnahmen, sog. Bodenertüchtigungsmaßnahmen schon im Sommer 2012 zu beginnen. Allein der Bau der Schlossfundamente würde aus statischen Gründen sonst um 30 Millionen Euro teurer. Die Grundsteinlegung soll nun 2013 erfolgen. Der Bau wird im Jahr 2018 voraussichtlich bezugsfertig sein. Einer Eröffnung des Humboldtforums sieht man für 2019 entgegen.

21.06.2012 – Der Baubeginn!

Baubeginn! Mit einem Knopfdruck vieler Hände, unter ihnen Bundesbauminister Dr. Peter Ramsauer, Staatsminister für Kultur und Medien, Bernd Neumann, dem Regierenden Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit, und vielen anderen prominenten Persönlichkieten wird der erste große Bohrer in Gang gesetzt, der 40 m tiefe Bohrlöcher durch die historischen Fundamente bohren soll, die lange, im gewachsenen Boden verankerte Pfähle aufnehmen, auf denen dann das neue Schloss-Humboldtforum sicher gebaut werden kann. Die historischen Fundamente werden in wesentlichen Teilen in einem archäologischen Fenster zusammengefasst. Wegen ihrer schweren Beschädigungen durch die Sprengung des Schlosses tragen sie nicht mehr und “schwimmen” ohne weitere Belastung unter dem Neubau.

12.06.2015 – Das Richtfest

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Am 12. Juni 2015 war der Rohbau einschließlich der Kuppel fertig. Großes Fest, große Feier. Die  anschließenden Tage der Offenen Baustelle waren ein Riesenerfolg, 53.000 Besucher kamen, z.T. noch mit Vorurteilen – und alle verließen begeistert die Baustelle.

Ein Besucher staunte beim Blick aus Portal V am Dom vorbei auf die Alte Nationalgalerie über das Talent Franco Stellas, den Bau so in der Stadt aufgestellt zu haben, dass sich plötzlich herrliche Sichtachsen ergeben würden. Er hatte die richtige Empfindung, nur dieses Talent hatte der Baumeister der Nationalgalerie: Das Schloss stand bei deren Baubeginn schon über 150 Jahre in seiner barocken Gestalt. Und so bezog sich dieser schöne Tempel auf das Schloss und nicht das Schloss auf ihn.

Zugleich machte uns das Bekenntnis sehr froh, denn die Besucher ahnten wieder die wunderbaren Bezüge der historischen Mitte zum Schloss und begriffen die Barbarei der Sprengung im Jahr 1950 auf Befehl der SED unter Walter Ulbricht.