Fragen an Wilhelm von Boddien, Geschäftsführer Förderverein Berliner Schloss e.V.:

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Die Jahresplanung des Vereins für das Budget 2013 weist keinen nennenswerten Spendenüberschuss aus – warum, verlieren Sie den Mut?

Da der Spendeneingang in seiner Höhe nicht vorhersehbar ist, er hängt von so vielen äußeren tagesaktuellen Faktoren ab, planen wir das Jahresbudget 2013 auf Kostenbasis des Vorjahres und setzen den zur Deckung dieser Kosten notwendigen Spendeneingang als Annahme dagegen. Die gesamten Kosten des Budgets wurden bereits durch die angesparten Rücklagen gedeckt, sodass unser Haushaltsplan bereits bei seiner Erstellung ohne jedes Risiko ist. Damit wissen wir am besten, wie wir den Haushalt steuern können. Sämtliche Überschüsse gehen nun als Zuwendung für den Wiederaufbau der Schlossfassaden an den Bauherren, die gemeinnützige Stiftung Berliner Schloss – Humboldtforum.

Unser Spendeneingang hat sich gegenüber dem Jahr 2010 mehr als verdoppelt, auf nun 5,5 Millionen Euro. Durch den Katalog der Fassadenelemente und den symbolischen Verkauf von Schlossbausteinen konnte auch der Wert der Durchschnittsspende erheblich gesteigert werden. Bis Mai 2013 gingen an Barspenden rund 26,0 Millionen Euro ein, gewertet ab 2004, da erst dann seriös für den Wiederaufbau des Schlosses gesammelt werden konnte, denn vorher war die Bauentscheidung noch nicht rechtsverbindlich. In den Jahren zuvor wurde das deutlich kleinere Spendenaufkommen vor allem für die Öffentlichkeitsarbeit und Ausstellungen zur Überzeugung und Gewinnung einer Mehrheit pro Schloss verwendet.

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Bei anderen Freundes- und Förderkreisen arbeiten die meisten Leute ehrenamtlich; demgegenüber erkennt man in Ihren Buchhaltungsauswertungen bei Ihnen immer wieder Lohn- bzw. Sozialkosten. Warum?

Das sehr große Volumen von 80 Millionen Spenden erfordert eine professionelle Arbeit, sie ist mit nur ehrenamtlichen Kräften allein nicht zu schaffen. Deswegen beschäftigt der Förderverein mit mir einen Geschäftsführer (die Dresdner Frauenkirche hatte deren zwei). Dazu kommen eine Sekretärin, die eine Tausende von Briefen umfassende Korrespondenz zu erledigen hat, eine Spendenbuchhalterin und mehrere Rentner auf Stundenlohnbasis, um Arbeitsspitzen zu brechen, für Botengänge, Postversand usw. Ein freier Mitarbeiter auf Tagessatzbasis wird speziell im Aufbau von Arbeits- und Förderkreisen bundesweit eingesetzt, der Veranstaltungen organisiert und sich im Bereich der Spenderpflege und Kommunikation einsetzt.

In der Humboldt-Box arbeiten neben Dutzenden von ehrenamtlichen Helfern zwei festangestellte Mitarbeiter im Schichtbetrieb, da diese Ausstellung täglich geöffnet ist, was im Wochentakt zu einem Bedarf von mindesten 70 Wochenstunden führt. Ohne diese beiden hauptverantwortlichen Mitarbeiter könnten wir die Ausstellung schon aus Sicherheits- und Organisationsgründen nicht betreiben.

Die Finanzbuchhaltung wird durch ein externes Büro durchgeführt, da dies billiger ist, als wenn wir einen eigenen Buchhalter mit der nötigen Kompetenz auf dem Gebiet der Gemeinnützigkeit beschäftigen würden.

Darüber hinaus arbeiten weit über 50 ehrenamtliche Kräfte mit zum Teil hohem Stundeneinsatz bundesweit für das Projekt. Für diese verstehen wir uns als Dienstleister, weil sie z.B. keine Büroorganisation haben, ohne die jedoch bestimmte Veranstaltungen nicht zu organisieren wären.

Dies alles erklärt, dass wir neben den Gehaltszahlungen natürlich dem Gesetz entsprechend auch Sozialabgaben abführen.

 

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