E.Heine
schrieb am 24. August 2012
um
16:19
SED ???
@Kalle, sehr eindrücklich führen Sie vor, worin der Erfolg ihresgleichen gelegen hatte, nämlich in einer ungeheuerlichen und infamen, und nicht zuletzt recht frechen und dreisten Demagogie. Damit liegen Sie auf der Höhe der Zeit. Fachlich vermögen Sie es nämlich nicht das Wasser zu reichen, und können in Ihrer Hilflosigkeit nur mit primitiven Tiefschlägen reagieren, in der Hoffnung einen Automatismus in Gang zu bringen der jegliche Argumentation ad absurdum führen soll. Nicht anders wurde der derzeitige Zustand ermöglicht, nämlich den, ein absurdes Projekt umsetzen zu müssen dessen 500 Millionenbudget noch weitere Millionen für den Pseudobarock einiger Privatinteressenten nachgeschmissen werden müssen, weil es nimmer gelingt ihn durch Spenden zu finanzieren, und all das legitimiert durch ein völlig unbedarftes und korrumpiertes Parlament. Übrigens ist das nicht nur auf dem Gebiet der Architektur, insbesondere der Schlossattrappe so, sondern auch auf vielen anderen, vor allem politischen Feldern.
Und was sagt der Architekt?
Dem Leser möchte ich den Auszug eines Interviews der ZEIT (02.03.2012) mit David Chipperfield zeigen:
ZEIT: Aber eigentlich müsste Ihnen Prince Charles doch sympathisch sein. Er wehrt sich schon seit Jahren gegen Spektakelbauten und plädiert für eine unprätentiöse, normale Architektur.
Chipperfield: Ich glaube, der Prince versteht von vielem etwas, aber nicht unbedingt von Normalität. Er hat sicherlich viel bewirkt, gerade für die Umweltbewegung. Seine Vorstellungen von Architektur sind jedoch, na ja, ein wenig simpel.
ZEIT: Inwiefern?
Chipperfield: Er blendet aus, in was für einer Gesellschaft wir leben. In dieser Gesellschaft regiert der Markt, und der Markt bringt eine Architektur hervor, bei der es nur noch um Geld geht. Investoren bauen Häuser, so wie andere Tomaten züchten. Auch von Stadtplanung kann vielerorts nicht mehr die Rede sein, es gibt nur noch Entwicklungskontrolle, so, als ginge es einzig darum, dem Schlimmsten vorbeugen.
ZEIT: Jetzt sind aber Sie der Kulturpessimist. Es wird doch auch sehr viel Geld für schöne Museen, Opernhäuser oder Fußballstadien ausgegeben. Oder für ein neues Schloss mitten in Berlin.
Chipperfield: Aber das geschieht meist nur innerhalb der grünen Zonen, also in Architektenreservaten. Das sind isolierte Einzelfälle, und manchmal versteht man auch gar nicht, warum diese Bauten eigentlich entstehen. Bei dem Schloss zum Beispiel in Berlin.
ZEIT: In gewissem Sinne verkörpert es wohl die stabilen Werte, von denen Sie auch sprachen.
Chipperfield: Ja, aber ein Schloss, das aussieht wie ein Schloss, bringt uns wohl kaum das Schloss zurück, oder? Ich bin wirklich verwirrt und weiß nicht recht, wofür dieses Gebäude eigentlich steht. Ich bin mir noch nicht mal mehr sicher, wer es eigentlich wollte.
ZEIT: Vermutlich all jene, die davon träumen, das alte Berlin zurückzugewinnen.
Chipperfield: Das mag vor zehn Jahren ja vielleicht berechtigt gewesen sein. Aber heute ist Berlin viel zufriedener, viel glücklicher als damals. Die Stadt ist mehr mit sich im Reinen. Niemand leidet mehr darunter, dass es hier nicht mehr so ist, wie es einmal war. Das Schloss hat sich, so könnte man es wohl sagen, erübrigt.
http://www.zeit.de/2012/10/F-Chipperfield-Interview/seite-1