S. Hensel
schrieb am 25. März 2012
um
16:05
@ E. Heine!
Aufmerksam habe ich Ihren Eintrag gelesen und habe dazu einige Fragen an Sie. Scheinbar pflegen Sie einen heißen Draht zu irgendeinem Orakel, denn die Absolutheit, mit der Sie die Zukunft schildern, ist beeindruckend.
Woher wissen Sie, dass das Humboldt-Forum in der Gestalt des Stadtschlosses nicht vollendet werden wird?
Woher wissen Sie, dass es eine Investitutionsruine bleiben wird?
Woher wissen Sie, dass der Rückhalt für dieses Projekt fehlt?
Das sind jeweils absolute Aussagen, die für mich nicht nachvollziehbar sind und darüber hinaus schlicht nicht existent, denn ich vermag nicht zu sagen, wie sich die Zukunft gestalten wird.
Lediglich können wir hier und jetzt die Grundlagen für eine positive Zukunft schaffen.
Das zumindest liegt in meinem Interesse.
Ich werde dieses Projekt auch weiterhin unterstützen!
Sie behaupten, dass dieses Projekt nicht vollendet werden wird.
Dazu kann ich nichts sagen, denn ich stecke nicht in der Zukunft.
Lediglich bleibt mir zu sagen, dass ich anderer Meinung bin. Wir werden sehen. Ferner behaupten Sie, dass der Rückhalt fehle. So? Das sehe ich anders. Sicherlich ergibt sich ein Eindruck darüber auch aufgrund der Kreise, in denen man sich bewegt. In meinen besteht eine breite Befürwortung, finanziell wie ideell.
Politisch besteht ebenfalls große Unterstützung aller Fraktionen, von den Linken abgesehen.
Unterstützung ist nicht nur im Inneren, sondern auch im Ausland zu finden.
Einen ersten Eindruck dazu gibt auch diese Seite. Das dazu.
Sie meinen, dass sich Geschichte nicht bauen ließe.
Das ist sicher richtig. Gerade deshalb erachte ich die Möglichkeit einer Rekonstruktion eines geschichtlichen Zeugnisses von herausragender Bedeutung als eine Chance, die hier besteht und genutzt wird.
Vergessen werden sollte auch nicht, dass das Humboldt-Forum einst selbst eine Geschichte haben wird.
Ich frage Sie, ob nicht gerade in einer Zeit einer immer weiter fortschreitenden Globalisierung die Möglichkeit der Identifikation eine wichtige Möglichkeit darstellt?
Ich fühle mich durchaus als Europäer bzw. fühle mich dem Kontinent mit all seinen Ländern, unterschiedlichen Traditionen und Sitten sehr verbunden!
Und doch nimmt der Ort, an dem ich geboren wurde und auch noch lebe, nämlich Berlin, eine besondere Funktion ein. Es ist meine Heimat, meine unmittelbare Heimat, ein Ort, mit dem ich unmittelbar verbunden bin, allein aufgrund der Tatsache, dass ich hier lebe.
Ich habe mich für Berlin als Lebensmittelpunkt entschieden und bin folglich mit diesem Ort auf eine ganz spezielle Weise verbunden und identifiziere mich gerne mit dieser aufregenden und schönen Stadt!
Wenn ich die Linden passiere gerate ich ins Schwärmen, ins Träumen und ich fühle mich wohl.
Das Wohlfühlmoment in einer Stadt ist mich betreffend auch stark von der Architektur abhängig, wohlbemerkt auch.
Und das ehemalige Stadtschloss ist in meinen Augen ein Bauwerk vollkommener Schönheit, welches ich nur allzu gerne in der Mitte Berlins wüsste!
Mich betreffend kann ich sagen, dass das Humboldt-Forum in der Gestalt des Stadtschlosses sehr wohl eine Wunde heilen wird, denn diese Wunde spüre ich, und das obwohl ich dieses Bauwerk niemals zu Gesicht bekam.
Sie sagen, dass mit diesem Projekt kein guter Städtebau demonstriert wird.
Aha!
Was ist denn guter Städtebau?
,,Bereits errichtete Fragmente werden in den nächsten Jahren wohl allenfalls zu einem Neuentwurf inspirieren, dem aber mit Sicherheit andere Prämissen zu Grunde liegen werden\", behaupten Sie.
Achso?
Woher wissen Sie das?
Auf welchen Grundlagen stützen Sie diese Aussage?
Fürstenpaläste und Schlösser sind längst nicht mehr verhasste Symbole einer gehassten Monarchie, zumindest nicht mehr in Europa, sondern längst akzeptierte, identitätsstiftende und gern besuchte Orte, die ihre Attraktivität in den jeweiligen Städten entfalten und somit zu einem meistens als schön empfundenen Stadtbild beitragen.
Beispiel Potsdam.
Diese überaus ideologisch geführte Debatte in Deutschland ist zwar aufgrund jüngerer Geschichte in Deutschland verständlich, aber für mich mittlerweile nervig!
Wenn ich mich u.a. mit ausländischen Freunden über dieses Projekt unterhalte, dann stößt das auf Interesse, die Augen gehen auf, man freut sich.
Das Gerede über den Militarismus Preußens ist oft oberflächlicher Natur!
Wer sich mit der Geschichte Preußens auseinandersetzt wird feststellen, dass Preußen keineswegs in mehr Kriege verwickelt war, als es andere europäische Gr0ßmächte seinerzeit auch waren und es wird gerne über die auch positiven Vermächtnisse hinweg gesehen...
Das soll selbstverständlich nicht zur Verklärung unserer Geschichte dienen und noch weniger geführte Kriege als akzeptabel oder legitim darstellen!
Lediglich als Aufforderung dienen, sich eingehend und differenziert mit der Geschichte auseinanderzusetzen.
Diese Verantwortung übernehme ich gerne weiterhin für mich, so wie hoffentlich jeder für sich.
Auch aufgrund dieser Verantwortung unterstütze ich dieses Projekt gerne und aus Überzeugung, nicht zuletzt der angedachten Konzeption wegen.
Mit vielen Grüßen.