Häufig gestellte Fragen zum Wiederaufbau des Schlosses

Wolfgang Thierse zum Streit um das Einheits- und Freiheitsdenkmal am Berliner Schloss

18. Januar 2017

Bei einem intensiven Gespräch zwischen Wolfgang Thierse (SPD), dem früheren Bundestagspräsidenten und maßgeblichem Förderer des Wiederaufbaus des Berliner Schlosses, Wilhelm von Boddien ging es um den Bau des Entwurfs für das Einheits-und Freiheitsdenkmal auf dem Sockel des früheren Nationaldenkmals Kaiser Wilhelms I. gegenüber dem Kuppelportal des Schlosses.

Dessen Entwurf wurde vom Haushaltsausschuss des Bundestags als bewegliche Waage in Frage gestellt. Nun soll Ende Januar im Kulturausschuss des Bundestags das Thema erneut aufgegriffen werden. Wir halten es deswegen für wichtig, mit der inhaltlichen Widergabe dieses Gesprächs einen Beitrag zur Versachlichung der Debatte zu leisten, indem wir Wolfgang Thierse hier die Gelegenheit geben, seinen Standpunkt zu verdeutlichen:

Wolfgang Thierse ist empört, dass der Beitrag der Ostdeutschen zur Freiheits- und Demokratiegeschichte Deutschlands, nämlich die friedliche Revolution, keinen angemessenen Ort der Erinnerung und Würdigung finden darf. Er hält das, zumal in der Art der Abläufe, für einen Ausdruck von Verachtung dieser geschichtspolitischen Leistung. Das Finanzargument gegen die Waage sei als vorgeschoben erwiesen und durch die Entscheidung des Haushaltsausschusses, wilhelminische Kolonnaden mit über 18 Mio. Euro zu finanzieren, Lügen gestraft. Das baureife und baugenehmigte Denkmal ist dagegen billiger, es läge nur etwas über dem ursprünglichen Finanzplan. Die Mehrkosten seien nicht auf das Denkmal selbst zurückzuführen, sondern u.a. auf die Sockelinstandsetzung, auf die Bergung des Mosaiks und die Umsiedlung der Fledermäuse.

Bei dem geplanten Denkmal handele es sich nicht um ein Einheits-Denkmal. Es soll vielmehr ein Denkmal für die friedliche Revolution in der DDR im Jahre 1989 sein, die zur Freiheit der Deutschen in der DDR führe und zur Wiedervereinigung Deutschlands.

Diese wurde vor allem mit dem von der frei gewählten Volkskammer beschlossenen Beitritt der DDR zum Geltungsbereich des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland autonom vollzogen, während es im Westen vielfältige Stimmen dazu gab, von einer Österreichlösung bis zu Vorschlägen bedeutender Politiker der EU, am besten seien doch weiterhin zwei Deutschlands. Er betont damit die einmalige Leistung der Volkskammer, auch gegen den DDR-internen Widerstand der SED-Nachfolgeorganisationen diesen Beschluss durchzusetzen.
Mit dem Denkmal gelte es, diese friedliche Freiheitsbewegung der Bürger der DDR zu würdigen. Die Symbolik der Waage stünde genau dafür: Bürger, die sich bewegen und einigen, können Großes erreichen!

Der Beitrittsbeschluss wurde in der Volkskammer im Palast der Republik beschlossen. Palast und Volkskammer existieren nicht mehr, deswegen sollte das Denkmal in unmittelbarer Nähe zur Volkskammer errichtet werden. Dafür bietet sich der Sockel des früheren Nationaldenkmals Kaiser Wilhelms I. an, der dadurch eine neue Deutung erfährt. Ein anderer Ort in Berlin kann dem nicht gerecht werden. Das Brandenburger Tor z.B. steht zwar auch für die Einheit, aber vor allem als Symbol der Teilung, des Fackelmarsches der SA am 30. Januar 1933, als Siegesdenkmal für die Schlacht von Sedan und ist wegen der vielen Ereignisse, die in seinem Schatten standfanden als Denkmal für dieses einzigartige Ereignis nicht geeignet. Ebenso sei der Potsdamer Platz viel zu beliebig, dann könne man dieses Denkmal ja gleich in Bonn gebaut werden – da man ja in der alten Bundesrepublik wohl auch zu Meinung neige, ohne die Politik Kohls hätte es nie eine Wiedervereinigung gegeben.

Deswegen ist die Wiedererrichtung der aus der Kaiserzeit stammenden Kolonnaden mit dem Gedanken der Erinnerung an die friedliche Revolution von 1989, die beides, Freiheit und Einheit erreichte, nicht vereinbar. Im Gegenteil: Die Wiedererrichtung eines wilhelminischen Baudenkmals wäre geschichtspolitisch geradezu fatal!

Besonders missverständlich ist die in der Öffentlichkeit kursierende Version, die Waage als „Wippe“ zu bezeichnen, um damit Mehrheitsbeschlüsse zu symbolisieren. Nicht wechselnde Mehrheiten in der Demokratie würden durch die Waage symbolisiert.

Thierse sprach von einem Symbol ausdrücklich für die Freiheitsbewegung in der DDR, angefangen mit den Montagsgebeten und über die immer größer werdenden Demonstrationen in Leipzig, dann in Berlin (am 4. November 1989 zog die größte Demonstration der DDR-Geschichte an diesem Ort vorbei) und schließlich in der ganzen DDR, die das SED-Regime friedlich zur Aufgabe zwang. Die Waage symbolisiere diese Bewegung und das schließlich erfolgreiche Übergewicht der Freiheitsbewegung in der DDR, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Es gelte diesen Begriff deutlich zu kommunizieren und nicht durch den Begriff der „Wippe“ zu lächerlich zu machen.

Wolfgang Thierse verweist auf den jüngst erfolgten Beschluss des CDU-Parteitages mit der Aufforderung, das Denkmal zu bauen, wie es die beiden Bundestagsbeschlüsse verlangt hatten. Er verweist ebenso auf die im Januar anberaumte Sitzung des Kulturausschusses zu diesem Thema.

Zur Politik des Haushaltsausschusses empört sich Thierse. Selbst wenn der Beschluss zum Bau der Kolonnaden über das Haushaltsgesetz Rechtskraft erlangt haben sollte, stünden dem zwei Plenarbeschlüsse des Bundestags zum Bau des Denkmals mit gleicher Rechtskraft entgegen. Der neue Beschluss habe die entscheidende Schwäche, dass er in Konkurrenz zu dem ursprünglichen Beschluss stehe, ohne dass sich dazu die zuständigen Ausschüsse des Bundestags oder gar der Bundestag selbst damit befasst hätten. Thierse sprach von einem handstreichartigen Vorgang gegen die „Kleiderordnung“ des Bundestags, der so nicht hinnehmbar sei.

Er setze auf den Bundestag, hier eine klarstellende Entscheidung herbeizuführen, also dem CDU-Parteitagsbeschluss zu folgen.

 

Dieser Text wurde aus dem Gedächtnis protokolliert und von Wolfgang Thierse autorisiert.

Wilhelm von Boddien

Wie kam es zur Neukalkulation der Kosten der historischen Fassaden?

Im August 2015 erfuhren wir vom Bauherrn, der Stiftung Berliner Schloss – Humboldt Forum, dass der Deutsche Bundestag davon ausgeht, dass alle Kosten der historischen Fassaden aus Spenden finanziert würden.

Seit 2002 waren wir jedoch immer davon ausgegangen (und das war auch unser Angebot), dass wir nur den Sandstein finanzieren würden, einbaufertig gestaltet, denn ein moderner Bau würde schließlich auch eine Fassade erhalten müssen. Damals kannten wir natürlich noch nicht die Kosten des Wandaufbaus des Schlosses, da eine baureife Fassadenplanung noch nicht vorlag.

Diese war erst seit Fertigstellung der Bauplanung 2011 und den sich daraus ergebenden, aktuellen Ausschreibungsergebnissen bekannt: Die Wand wird aus dreieinhalb Millionen Ziegelsteinen von Hand aufgemauert, in die die Sandsteinelemente eingelegt werden. Das Berliner Schloss wird der größte seit Kriegsende in Deutschland errichtete Ziegelbau. Sie können dies täglich seit April 2015 über die Webcam beobachten. Dieser konservative Wandaufbau in Handarbeit ist erheblich teurer als eine moderne Fassade aus industrieller Fertigung.

Erst nach dem Baubeginn der historischen Fassade im April 2015 erfuhren wir weitere Einzelheiten. Daraus ergaben sich neue Fragen nach deren tatsächlichen Mehrkosten. Diese wurden im September 2015 vom Bauherrn ausführlich und zufriedenstellend beantwortet.

Der Bauherr hatte die historischen Fassaden sehr kostenbewusst ausgeschrieben. Die durch diese Art der Bauausführung eigentlich zu erwartende Preiserhöhung bei den historischen Fassaden gegenüber den bisherigen Annahmen mit Auswirkungen auf die Gesamthöhe der benötigten Spenden fiel relativ gering aus. Wegen der Unklarheiten zum Wandaufbau 2002 hatten wir dafür schon damals Reserven und ebenso für mögliche Preiserhöhungen in unserer Kalkulation gebildet. Mit der Auflösung dieser Reserven konnten die Preiserhöhungen zu großen Teilen aufgefangen werden.

Schließlich verständigten wir uns mit dem Bauherrn darauf, dass noch Spenden in Höhe von 55 Millionen Euro für die historischen Fassaden, die Kuppel und die drei Innenportale benötigt würden. Diese Zahl entstand aus dem Saldo der Kosten der historischen Fassaden zu den Kosten der Stella-Fassaden. Er wurde aus der Kostendifferenz der beiden Fassadentypen pro Quadratmeter ermittelt und auf die Gesamtfläche der historischen Fassaden übertragen.

Mit dem Bauherrn einigten wir uns auch darauf, dass wir in Zukunft nun gemeinsam dieses Spendenziel verfolgen würden, da auch die Stiftung Spenden sammelt, also Einnahmen aus verschiedenen Quellen den Fassaden zugeführt werden.

Also gab es in unseren Veröffentlichungen einen Countdown abwärts von 55 Millionen Euro, gespeist aus den Spendeneinnahmen beider Organisationen.

Unsere eigene Spendensammlung wird weiterhin ihren Niederschlag in den Jahresabschlüssen finden, die von einer renommierten Wirtschaftsprüfungsgesellschaft und dem Deutschen Zentralinstitut für Soziale Fragen (DZI) geprüft und bestätigt werden. Der geprüfte Jahresabschluss wird von uns schon seit längerem ungekürzt ins Internet gestellt. Sie können sich dort also selbst ein Bild von unserer finanziellen Lage und der Mittelverwendung machen.
(s. „Verein/Jahresabschlüsse“)

Seit 2007 sind wir Träger des DZI-Spendensiegels, das sich als Zeichen des Vertrauens versteht und nur an seriös arbeitende gemeinnützige Institutionen verliehen wird, die sich auch den strengen Kostenvorgaben des DZI unterwerfen.

Warum mussten die Sandstein-Fassadenteile schon vor Baubeginn weitgehend fertiggestellt sein? Kann man sie nicht später applizieren?

Viele der Fassadenteile sind tragende Teile, so alle Säulen und Pilaster. Zwischen der für die Fenster vorgesehenen Maueröffnung und dem Holzfenster befanden sich die plastisch reich gegliederten Sandsteingewände und Fensterbedachungen. Wie sollen wir die Fenster einbauen können, ohne diese rahmenden Sandsteineinfassungen? Ohne diese passt doch nichts mehr!

Die Gesimse aus Sandstein, die die Fassaden horizontal gliederten, waren zu 50 % ihres Tiefenmaßes in die Mauern eingelassen, da sie, tonnenschwer, sonst nicht festzukriegen wären und bei der kleinsten Erschütterung herunterfallen würden. Das Hauptgesims in der Dachzone mit Balustrade überkragte die Mauern um mehr als eineinhalb Meter. Entsprechend tief gegliederte Widerlager im Hauptmauerwerk brauchte es, da es ja auch noch die Balustrade und deren Pfeiler trug. Die allerwenigsten der Fassadenelemente können so nachträglich „appliziert“ werden!

Der Förderverein Berliner Schloss e.V. hat hierzu erhebliche Vorleistungen erbracht, etwa 35 % der Fassadeelemente wurden von ihm hauptsächlich als 1:1-Gipsmodelle und einige wenige auch schon als Prototypen in Sandstein hergestellt. Zuvor wurden die schon seit hunderten von Jahren verlorenen Baupläne durch das von ihm beauftragte Architektenbüro Stuhlemmer & Stuhlemmer, Architekten für Denkmalpflege, Berlin, weitgehend rekonstruiert.

Baupläne und Fassadenmodelle wurden 2010 dem künftigen Bauherrn, der Stiftung Berliner Schloss-Humboldtforum, Berlin, unter Anerkennung von kompetenten Fachleuten übergeben. Der Architekt York Stuhlemmer wurde als Sachverständiger für die Fassadenrekonstruktion dem Team des Chefarchitekten Franco Stella beigesellt.

Für die  Herstellung aller weiteren Fassaden-Modelle im Maßstab 1:1 wurde vom Bauherrn im Sommer 2011 die Schlossbauhütte in Berlin-Spandau eingerichtet. Dieser Modellbau wurde im Jahr 2015 weitgehend abgeschlossen. Nun arbeiten dort Steinbildhauer, die die Modelle in Sandstein kopieren. Dieser kommt wie früher auch, aus dem Elbsandsteingebirge in Sachsen und aus Niederschlesien.

Die historischen Fassaden des Berliner Schlosses wurden inzwischen vollständig ausgeschrieben und fast alle Bereiche an verschiedene Unternehmen vergeben.

An fünf Orten in Deutschland, dabei wurden große, leistungsstarke Natursteinwerke einbezogen, werden die meisten der Fassadenelemnte und Kunstwerke hergestellt. Darüber berichtet das Berliner Extrablatt, Ausgabe Frühjahr 2015, ausführlich. Lesen Sie mehr darüber hier auf der Site unter Berliner Extrablatt! Zahlreiche Bilder erklären mehr als 1000 Wörter!

Sämtliche Rekonstruktionsarbeiten der historischen Schlossfassaden wurden ausschließlich von Spenden bezahlt.

Wie wird das Schloss gebaut?

Das Tragwerk des Gebäudes besteht aus einem Stahlbetonkern. Schon aus Gründen der Feuersicherheit und der Tragfähigkeit kann Holz hierzu nicht mehr verwendet werden.

Holzbalkendecken haben eine zu geringe Tragkraft und entsprechen bei öffentlich genutzten Gebäuden nicht mehr den feuerpolizeilichen Vorschriften. Die alten Deckenbalken des Schlosses waren im Dachbereich, dort, wo sie in die Mauer eingelassen waren, schon bald abgefault und mussten, mit U-Eisen geklammert, neu im Mauerwerk verankert werden. Dies ist bei Beton auszuschließen, der auch höhere Traglasten ermöglicht.

Das Betontragwerk wird im Bereich der historische Fassaden mit einem bis zu 60 cm starken Ziegelmauerwerk kraftschlüssig ummauert. So entstehen die Aufnahmen für die Sandstein-Fassadenelemente.

Der Vorteil dieser Bauweise liegt darin, dass die schweren Sandstein-Fassadenelemente in die Mauer organisch eingelassen werden können und absolut fest mit dem Mauerwerk verbunden sind. Außerdem erfüllt die gut einen Meter dicke Mauer alle Vorschriften der Wärmedämmung und leitet aber auch die Wärme im Mauerwerk so ab, dass es nicht zu Rissbildungen kommen kann.

Das Gebäude wird technisch gesehen übrigens ultramodern. Es übererfüllt alle gesetzlichen Ansprüche an ein Niedrigenergiehaus und unterschreitet die aktuellen Vorschriften der EU um 30 %.

Warum rekonstruiert man nicht alle Fassaden und Innenräume des Schlosses? Die Frauenkirche ist auch wiederaufgebaut worden wie vor 250 Jahren!

Da gibt es nur eine einzige Antwort: Es fehlte an dem politischen Willen und dem nötigen Geld.

Der Deutsche Bundestag wollte mit den beiden modernen Fassaden des Schlosses im Osten und dem Schlüterhof auch ein Zeichen setzen, das hier ein anderer Zeitgeist sichtbar werden muss. Auch der Verlust des alten Schlosses soll damit sichtbar gemacht werden. Um nicht das ganze Projekt zu gefährden, musste hier pragmatisch gedacht werden, sehr zum Leidwesen manchen orthodoxen Schlossliebhabers. Sonst wäre die Mehrheit für den Wiederaufbau des Schlossäußeren nicht gekommen.

Aber Franco Stella machte es bei seiner Rekonstruktion möglich, dass vielleicht schon die nächste Generation mit neuem Geist und Geld auch an die Rekonstruktion der wichtigsten Suiten, Innenräume und Treppenhäuser gehen kann, wenn sie es den will. Die Innenmaße des neuen Schlosses und künftigen Humboldt Forums entsprechen in deren Bereich genau den historischen Abmessungen.

Wenn man so will, ist also die nun begonnenen Rekonstruktion des Schlossäußeren der Beginn eines später fortsetzbaren Prozesses.

Was passiert mit dem im Staatsratsgebäude eingebauten Portal IV?

Das Schlossportal im Staatsratsgebäude wurde in der DDR „Liebknecht-Portal“ genannt, weil von dort wohl am 9. November 1918 Karl Liebknecht die sozialistische deutsche Republik ausgerufen hatte, allerding erfolglos. So wurde dieses Portal in der DDR als sozialistische Reliquie verehrt und während der Sprengarbeiten am Schloss ausgebaut.

Es ist eine weitgehende Kopie des Originals aus den frühen 1960er Jahren, wie man an den unversehrten Sandsteinmauern erkennt. Das alte Portal war durch die Kampfhandlungen bei der Eroberung Berlins am 29. April 1945 von MG-Garben und Gewehrfeuer schwer beschädigt worden. Es hatte viele Einschusslöcher, die man im Staatsratsgebäude mit Flicken hätte abdecken müssen. Nur die skulpturalen Teile des Portals sind dem Original entnommen worden, sie zeigen jedoch viele Reparaturstellen und haben an Substanz bei ihrer Restaurierung verloren. Außerdem wurden verlorene Teile z.T. stark fehlerhaft erneuert.

Das Portal wurde 2011 mit seinem skulpturalen Schmuck im Auftrag des Fördervereins von einem Gerüst aus mit einem 3D-Scanner elektronisch kopiert. Dieser Scan wurde anschließend in Originalgröße dreidimensional mit der neuen Technik des 3D-Druckers gedruckt. An diesen vorhandenen 1:1-Modellen aus Kunststoff wurden in der Schlossbauhütte Ergänzungen und Veränderungen vorgenommen, um den Originalzustand wiederherzustellen. Anschließend wurden alle Teile in Sandstein kopiert und im neuen Schloss eingebaut.

Das Schloss hat also eine weitere, aber dem verlorenen Original sehr viel ähnlichere Kopie des Portals IV erhalten, da die Entnahme des Liebknechtportals aus dem Staatsratsgebäude dieses völlig entstellen und seiner Originalität berauben würde. Es wurde deswegen dort auch unter Denkmalschutz gestellt, als Dokument des wichtigsten, repräsentativsten DDR-Regierungsbaus.

Warum erhält das Schloss nicht mehr die beiden kleinen Seitenkuppeln neben der Hauptkuppel?

Die beiden Seitenkuppeln entfallen aus Kostengründen, können aber später nachträglich aufgesetzt werden, wenn später dafür das nötige Geld bereit stehen sollte. Zunächst werden alle Spendengelder in die Fassaden und die Kuppel investiert bis zu deren vollständiger Bezahlung.

Warum wird das Nationaldenkmal Kaiser Wilhelms I. gegenüber der Kuppelfassade nicht wieder errichtet?

(Stand 2018)

Der häufig gemachte Vorschlag, das Nationaldenkmal Kaiser Wilhelms I. auf dem noch vorhandenen Sockel wieder zu errichten oder ein anderes der noch zahlreich vorhandenen Kaiserdenkmäler dorthin zu verlegen, ist vom Deutschen Bundestag und vom Land Berlin abgelehnt worden.

An seiner Stelle traf man mit großer Mehrheit die Entscheidung, auf diesem Sockel, quasi als Weiterentwicklung aus dem nationalstaatlichen Gedanken heraus, nun das Einheits- und Freiheitdenkmal für die DDR-Revolution von 1989 zu errichten. Dieses wird nach einem Entwurf von Sascha Waltz als große, begehbare Schale entstehen, die über ein Mittelgelenk sich nach links oder rechts absenkt, je nachdem, auf welcher Seite die Mehrheit der Menschen auf ihr steht. Sie soll so den ständigen Wechsel des politischen Kräftefeldes symbolisieren.

Der Baubeginn steht unmittelbar bevor, der Sockel wurde bereits für das neue Denkmal ertüchtigt.

Selbst, wenn man davon nicht begeistert ist, sollten Beschlüsse des Deutschen Bundestags respektiert werden. Dies durften wir auch von den Schlossgegnern erwarten, als der Bundestag sich mit großer Mehrheit für die Rekonstruktion des Schlossäußeren entschieden hatte.

Manche sagen, das Schloss werde zu klein für das Humboldt Forum?

Manche Leute meinen, das Schloss wäre für ein dem Louvre vergleichbares Museum zu klein.

Das stimmt, wenn man das Humboldt Forum nur auf das Schloss beschränken würde. Dieses umfasst jedoch die bisherigen Bauten auf der Museumsinsel, die die Sammlungen der europäischen Kunstgeschichte von der Antike bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts beherbergen, und das Schloss, das der außereuropäischen Kunst gewidmet wird. Die so insgesamt zur Verfügung stehenden Flächen gehen weit über die Fläche des Louvre hinaus.
Der Louvre hat eine BGF von „nur“ ca. 60.000 m² – und gilt als DAS Museum schlechthin, das man mindestens zwei Mal besuchen muss, um alles nur oberflächlich gesehen zu haben!

Diese Argumente wirken krampfhaft fast wie ein Wettkampf „Wer hat das größte Museums-Schloss!?“ und sind unserer Meinung nach albern!

Was sind denn BGF und HNF?

BGF= Bruttogeschossfläche steht für die Gesamtfläche des Gebäudes

HNF= Hauptnutzfläche für die Netto-Nutzfläche, die unmittelbar der Nutzung des Gebäudes zugute kommt

Die BGF des geplanten Schlossbaus beträgt 150.000 m².

Die HNF wird mit rund 45.000 m² angegeben.

Wie groß war das Schloss?

Das Berliner Schloss hatte die Grundmaße von ca. 190 x 120 x 31 m, also eine Grundfläche von rund 22800 m². Die Kuppel war bis zur Kreuzspitze 74 m hoch. Da es im Bereich der Ostfassade und der Hofapotheke unregelmäßig gebaut war, sind dies nur ungefähre Maße!

Innerhalb der Mauern befanden sich der Große Schlosshof im Westteil mit ungefähr 6000 m², der Schlüterhof im Ostteil mit rund 4000 m², sowie im Ostflügel die beiden kleinen Höfe, der Kapellenhof und der Eishof. Der Letztere hieß so, weil sich in ihm die Zugänge zu den Eiskellern befanden, in denen die im Winter östlich vom Schloss gesägten Eisbarren aus der Spree zur Kühlung der Lebensmittelvorräte gelagert wurden.

Das Schloss war in allen Bereichen unterkellert. Es verfügte über vier Hauptgeschosse, mit z.T. beträchtlichen Raumhöhen. In einigen Bereichen, z.B. der Westfassade Eosanders waren sog. Entresols eingefügt, bis zu drei Zwischengeschosse, die zumeist Dienerwohnungen über den jeweiligen Fürstenwohnungen aufnahmen.

Das Schloss war im wesentlichen ein Ziegelbau, mit zum Teil meterdicken Wänden, im Bereich des Grünen Huts, eines alten Wehrturms der Cöllnischen Stadtmauer aus dem 13. Jahrhundert, sogar bis zu vier Metern!
Lediglich die Skulpturen, Reliefs, Gesimse, Balustraden und seine großen Portalrisalite bestanden aus künstlerisch bearbeitetetm Sandstein aus dem Elbsandsteingebirge in Sachsen.

Wird der Neptunbrunnen wieder an seinen alten Platz vor dem Portal II am Schlossplatz zurückkehren?

Darüber gibt es noch keine endgültige Entscheidung. Das Land Berlin will keine Rückkehr des Brunnens nach Aussage des Kultursenators Lederer (Partei Die Linke). Auch die Senatsbaudirektorin Lüscher verweigerte in ihrer Amtszeit die Umsetzung. (Zitat: „Ich und der Berliner Senat wollen nicht, dass an diesem sehr prominenten Ort eine Art Freilichtmuseum für eine bestimmte Epoche entsteht.“)

Der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestags hatte zuvor wegen der hohen Kosten bereits 8 Millionen Euro bereitgestellt, Berlin hat dies Hilfsangebot jedoch abgelehnt, mit der Bemerkung: Wie wir mit der Stadt umgehen, bestimmen wir immer noch selber.

Die hohen Kosten entstanden vor allem dadurch, dass unter dem alten Standort des damals Schlossbrunnen genannten Kunstwerks aus DDR-Zeiten eine Fernwärmeleitung läuft. Den Brunnen können man nicht auf diese Leitung stellen, hieß es damals. Dafür müsse sie verlegt werden – und das koste Millionen zusammen mit der sowieso dringend notwenigen Restaurierung des in seinen technischen Anlagen eigentlich schrottreifen Brunnens.

Nun hatte sich diesbezüglich etwas getan: Da auch die alte Fernwärmeleitung überholungsbedürftig war, hat Vattenfall hat sie inzwischen ausgetauscht und dabei gleich ca. drei Meter näher an das Schloss verlegt. Damit steht der Brunnen nach einer Rückkehr nicht mehr auf der Leitung.

Wann nun die nun deutlich billiger werdende Rückkehr erfolgen kann, weiß kein Mensch.

Wann kommen die Rossebändiger zurück? Was wird aus der Rekonstruktion der Schlossterrasse aus dem 19. Jahrhundert mit den Oranierfürsten?

Auch hier gilt die Verweigerungshaltung des Senats wie beim Schlossbrunnen. Die Argumente sind auch dieselben wie zu der Brunnenversetzung. So bleiben die Rossebändiger wohl auch noch einige Zeit im Kleistpark in Schöneberg vor dem Kammergericht. Ihre Umsetzung ist unproblematisch. Auch wenn die alte Lustgartenterrasse nicht wieder rekonstruiert wurde, lassen die neuen modern gezeichneten Terrassen Platz für ihre Wiederaufstellung.

Schon im 19. Jahrhundert bewunderte Alexander von Humboldt die Schönheit und Sinnhaftigkeit dieser Rossebändiger, die ein Allegorie auf den Kampf des Menschen mit der Kraft der Natur darstellen.

Was für ein Symbol auch heute noch für den Kampf gegen die Klimaerwärmung!

Warum gibt es keine Rasenflächen am Schloss wie im Lustgarten, z.B. im Baumhain gegenüber dem Dom?

Der Senatsbeschluss zur Umgestaltung des Schlossumfelds in moderner Architektursprache lässt solche Flächen nicht zu. Man hält sich an den mit dem ersten Preis ausgestatteten Entwurf der bbz landschaftsarchitekten, Berlin, die rund um das Schloss einen steinernen Platz vorsehen.

Nach diesem Entwurf und der Senatsmeinung stehen weitere Grünanlagen der öffentlichen Nutzung des Schlossumfelds entgegen.