„Klotzen fürs Hauptstadt-Schloss“

04.09.2015    Mitteldeutsche Zeitung

Merseburger Firma Klotz baut mit am Prestige-Projekt Humboldt-Forum. Auch andere Firmen und Handwerker aus dem Saalekreis haben schon deutschland- und weltweit Hand angelegt.

 

Von Undine Freyburg

Wer hätte das gedacht – ein Großteil der Fenster und Außentüren des künftigen Berliner Stadtschlosses kommen aus Merseburg. Auf dem Weg zum Dom wird man direkt an einem Teil von ihnen vorbeilaufen. Insgesamt 1.200 Fenster und Türen wird die Firma Klotz aus dem Saalekreis herstellen – und das alles in Handarbeit.

„Mancher kann sich das vielleicht nicht vorstellen, aber bei uns ist das wie im Lego-Land. Aus ganz, ganz vielen Teilen bauen wir etwas zusammen“, lächelt Geschäftsführer Matthias Klotz. „Und bei uns kommt nichts vom Fließband.“ Jedes Stahl- oder Aluminium-Profil muss einzeln angefasst, zugeschnitten, verschweißt und abgeschliffen werden. Jede Bohrung wird von Hand gefertigt, jede Isolierschicht von Hand eingefügt.

Bei einem Fenster fürs Stadtschloss reden wir schnell mal von einem Gewicht von 200 Kilogramm – ohne Glas. Denn was sich so einfach Fenster nennt, ist ein hochkompliziertes Konstrukt aus viel mehr als 100 Einzelteilen und besteht aus einem äußeren Fenster aus Stahl und einem Innenfenster aus Aluminium. Zwischen den beiden versteckt sich der eingebaute Sonnenschutz. Damit ist ein Schlossfenster etwa einen halben Meter tief. Gewicht durchschnittlich 500 Kilogramm mit dem eingebauten Glas, welches ebenfalls in Merseburg eingeklebt wird.

Für Ostfassade zuständig

Das Prinzip vier Mann, vier Ecken funktioniert also nicht mehr. „Nur mit Manpower können wir die Fenster, die bis zu sechs Meter hoch sind, natürlich nicht mehr transportieren. Dafür haben wir eigens spezielle Hebetechnik bestellt“ erzählt Matthias Klotz.

Die Merseburger Firma hatte sich für einen Teil des Projektes Humboldt-Forum Berlin beworben und den Zuschlag bekommen. Sie ist zum Beispiel für die komplette Ostfassade zuständig. Auftragsvolumen: knapp sieben Millionen Euro. „Der andere Teil ist der mit den historischen Holzfenstern. Die machen wir natürlich nicht“, so der 44-jährige Geschäftsführer. Matthias Klotz ist ziemlich stolz darauf, dass seine Firma Teil dieses ehrgeizigen Baus ist.

Nirgendwo eine Dachrinne

„Seit Januar laufen bei uns die Planungen, seit einigen Wochen die Fertigung der Fenster. Auf der Baustelle in Berlin sind wir schon seit zwei Monaten zu Gange. Toll wird sein, dass dieses Schloss nirgendwo eine Dachrinne oder ein sichtbares Fallrohr haben wird, da wir eine unsichtbare Entwässerung eingebaut haben.“ Regenwasser wird direkt in Edelstahlrohre geleitet, die hinter der Fassade verlaufen und das Wasser nach unten transportieren, von wo es möglicherweise direkt in die Spree geleitet wird.

Am 14. September soll in Berlin das erste Fenster made in Merseburg eingebaut werden. Klotz: „Im Juni 2017 müssen wir mit unserem Part fertig sein.“ Doch heute dürfen die knapp 100 Mitarbeiter aus Fertigung, Montage, Konstruktion und Büro erstmal durchschnaufen, denn die Firma Klotz Metallbau feiert am Freitag ihr 30-jähriges Jubiläum.

 

Quelle: Mitteldeutsche Zeitung, 04.09.2015

Ein Kommentar zu “„Klotzen fürs Hauptstadt-Schloss“

  1. Zitat: Am 14. September soll in Berlin das erste Fenster made in Merseburg eingebaut werden“. Heute ist der 29.9.2015. Liebe Klötze. Wo bleiben eure Ost-Fenster?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert