„Ein Blümchen fürs Schloss“

27.01.2016   Berliner Zeitung

Der Magdeburger Künstler Reginald Richter hat die Gläserne Blume aus dem Palast der Republik für das Humboldtforum neu geschaffen.

 

Von Frank Herold

In der DDR kannte sie praktisch jeder, die Gläserne Blume im Foyer des Palastes der Republik. Sie war ein beliebter Treffpunkt. Als der Palast dann wegen der Asbestbelastung 1999 skelettiert wurde, verschwand auch die Blume. Jetzt gibt es sie wieder – geschrumpft von 5,20 Metern Größe auf gute 50 Zentimeter. Das Modell hat einer der damals beteiligten Künstler geschaffen, der inzwischen 84-jährige Magdeburger Glasgestalter Reginald Richter. Anhand dieses Modells solle über eine mögliche Rekonstruktion oder Neuschöpfung des Originals diskutiert werden, teilte die Stiftung Schloss Humboldtforum am Mittwoch mit.

Nur Letzteres kommt womöglich infrage. Die Blume, deren Eigentümer das Bundesfinanzministerium als „Nachlassverwalter“ der DDR ist, lagert seit ihrer Demontage in Holzkisten in einem Depot in Spandau. Eigentlich ist es nach der Intention des Künstlers auch gar keine Blume, sondern ein Baum. Erich Honecker sprach bei der ersten öffentlichen Präsentation jedoch immer nur von „Blume“, alle Zeitungen schrieben danach „Blume“ – und wenn der Generalsekretär es sagt, dann ist ein Baum auch eine Blume. Bis heute.

Und eigentlich hätte das Werk einen Standort im Zeughaus Unter den Linden finden sollen, als nach der Rekonstruktion des Gebäudes dort das Deutsche Historische Museum einzog. Vor zehn Jahren wurde jedoch entschieden, dass die Blütenblätter ein Sicherheitsrisiko darstellen. Der Kleber war mürbe und brüchig geworden.

Doch das erwies sich nicht als das entscheidende Problem. Der TÜV würde nämlich eine Aufstellung der Glaskonstruktion nicht mehr genehmigen. Die Künstler hatten für die fünf Tonnen schwere Skulptur zwar Edelstahl, aber kein Sicherheitsglas verwenden können. Es war Mangelware wie so vieles. „Wir waren damals aber nicht fahrlässig, wir hatten das schon berechnet“, versicherte der Glaskünstler Richter 2008 in einem Sammelband über den Palast der Republik.

Der scheidende Bauherr des Stadtschlosses, Manfred Rettig, wollte einen Platz finden – wenigstens für das Modell der Blume. Er fand es richtig, dass wenigstens etwas an den Palast der Republik erinnere, der an diesem Ort im Zentrum Berlins seit 1976 stand.

 

Quelle: Berliner Zeitung, 27.01.2016

 

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert