„Das steinharte Leben der ,Staahaber'“

16.06.2015     Main-Post

Das Wochenende stand im Zeichen fränkischer Steinmetzen und Steinbildhauer – im Haßbergkreis, aber auch in der Bundeshauptstadt Berlin.

Von Sabine Meissner

Die Gemeinde Breitbrunn hatte Interessenten aus dem ganzen Haßbergkreis zum „Steinhauer-Tag“ in den ehemaligen Steinbruch am Ortseingang eingeladen, dorthin, wo einmal die „Fränkische Sandsteinwelt“ als Museum und Lehr- und Lernort des Kreises entstehen soll. Etwaige Zweifel, ob dieses Vorhaben das Interesse der Bevölkerung finden würde, erübrigten sich an diesem Samstag. Unzählige Menschen aller Altersgruppen waren gekommen, nicht nur aus dem Haßbergkreis, wie Autokennzeichen aussagten. Bei Sonne pur strahlten daher zu Recht auch die Organisatoren. Bürgermeisterin Gertrud Bühl hatte viele fleißige Helfer aus der Gemeinde aktiviert. Und die Fachleute vom Bamberger Natursteinwerk, allen voran Seniorchef Hermann Graser, dessen Söhne Hermann und Martin Graser das Unternehmen mittlerweile führen, trugen zusammen mit Familien- und Betriebsangehörigen zum Gelingen des „Steinhauer-Tags“ bei.

Unter fachmännischer Anleitung übten sich viele große und kleine Besucher im Steineklopfen. An mehreren Ständen gab es Wissenswertes über das Leben und Arbeiten der Steinhauer in der Region zu erfahren. Steinmetzen gaben Proben ihres Könnens, ein Schmied demonstrierte sein Handwerk, „Dinosaurier-Spuren im Sandstein“ wurden gezeigt, der Heimatforscher Heinrich Weisel berichtete aus dem Leben der „Staahaber“, der Wissenschaftler Reinhard Kulick erklärte die Entstehung des Sandsteins am Main, und die Männer der Zeiler Steinhauerzunft stimmten ihr Lied an. Viel Fröhlichkeit herrschte bei Speisen und Getränken, hier, wo einst steinharte Arbeit auf dem Tagesplan der Vorfahren gestanden hatte.

Der angekündigte Vorgeschmack auf die „Fränkische Sandsteinwelt“, deren Entstehen nach dem Willen der Gemeinde Breitbrunn im Zusammenwirken mit der Geschäftsführung des Unternehmens „Bamberger Natursteinwerke Hermann Graser“ hier geplant ist, hätte wohl überzeugender nicht sein können. Viele Gespräche deuteten an, dass die Haßbergler das Werk ihrer Vorfahren achten, es in der Erinnerung wach halten und es den Jungen nahe bringen möchten. Kinder taten es den richtigen „Staaklopfern“ denn auch nach und lieferten zum Teil sehr passable „Meisterstücke“ ab, für die sie das Lob der Steinmetzen ernteten.

Anerkennung erfuhren zur gleichen Zeit die Bamberger Fachleute in der Bundeshauptstadt. Dort war Richtfest auf der Baustelle „Berliner Schloss“, einem Projekt, das als „Deutschlands prominentestes Kulturbauvorhaben“ bezeichnet wurde. Für Kunsthistoriker gilt das ursprüngliche Bauwerk des Architekten Andreas Schlüter als eine der bedeutendsten Barockbauten der Welt. Nach historischem Vorbild wird das ehemalige Stadtschloss, das ab 1702 preußische Residenz war, im Krieg zerstört und 1950 gesprengt wurde, wiederaufgebaut. Dabei verrichtet das Unternehmen „Bamberger Natursteinwerk Hermann Graser“ die Fassadenarbeiten.

Fränkische Steinmetzen und Steinbildhauer, unter ihnen auch Breitbrunner sowie andere aus den Haßbergen, sorgen mit ihrer Kunstfertigkeit dafür, dass das Berliner Schloss mit seinen rekonstruierten Sandsteinfassaden wohl so schön aussehen wird wie einst. Für alle Welt sichtbar, prangt das Firmenschild der Grasers an der Fassade, die noch eine nackte Betonmauer ist, aber ab sofort Stück für Stück mit einer vorgesetzten Ziegelmauer und darin eingelassenen Sandsteinelementen ihr zukünftiges Antlitz erhalten wird. In fränkischer Bildhauertradition werden die Fassaden gestaltet. „Von den Steinmetzen vorgefertigte Teile liegen abholbereit auf dem Firmengelände in Bamberg“, verriet beim Steinhauerfest in Breitbrunn der hier ansässige Steinmetz Salvador Ubeda.

Während des Richtfestes in Berlin lobten Politiker und Förderer des Baus die Arbeit der Steinfachleute, die an diesem Tag ihr Können auch mit Schauvorführungen demonstrierten.

Indes: Der Breitbrunner „Steinhauer-Tag“ klang mit Biergartenbetrieb bis Mitternacht und einer Open-Air-Filmvorführung aus.

 

Quelle: Main-Post, 16.06.2015

 

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