„Acht 1600-Kilo-Stelen auf dem Weg nach Berlin-Mitte“

18.05.2016    B.Z.-Berlin

Das Ethnologische Museum in Dahlem bereitet seine Schätze für den Umzug ins Humboldt-Forum vor.

Von Dirk Krampitz

Ende des 19. Jahrhunderts waren Archäologen nicht gerade zimperlich: Ihnen waren die 1000 bis 1500 Jahre alten Stelen, die auf einer Kaffee-Plantage in Guatemala entdeckt worden waren, zu wuchtig.

Also haben sie die hinteren zwei Drittel jeder der acht Säulen weggehauen und sie so weit ausgehöhlt, bis jede Stele nur noch 1600 Kilogramm wog. Und sie erst dann nach Berlin gebracht. Dennoch dauerte die Reise fünf Jahre.

Zunächst im Berliner Völkerkundemuseum

In Berlin wurden sie für das Völkerkundemuseum dann wieder optisch vervollständigt, mit einer Konstruktion aus Eisengittern, Zement, Gips und Kratzputz. Und zuletzt wurden sie 1970 fest im Boden des Ethnologischen Museums in Dahlem einbetoniert. Sogar das Parkett wurde erst nachträglich um sie herumgelegt.

Transport ins Humboldt-Forum

Für den Umzug ins Humboldt-Forum werden sie nun wieder auseinandergenommen. Die beiden Restauratoren Gerhard Kunze und Sebastian Röhl kratzen erst mit feinen Werkzeugen die Nahtstellen frei und gehen dann mit Elektrofuchsschwanz und Bolzenschneider zu Werke: „Ungewöhnliche Werkzeuge für uns“, gibt Röhl zu. „Aber wir kriegen das hin.“

Anfang 2017 sollen die acht Stelen ins Schloss gebracht werden. Durch eine eigens bereitgehaltene Öffnung werden sie in den Schweizersaal gehievt.

Dafür waren Stelen mal gut

In der Cotzumalhuapa-Kultur begrenzten sie ein rituelles Spielfeld, in Zukunft sollen zwischen ihnen Besucher des Humboldt-Forums auf Bänken Platz nehmen und ihre Schnitzereien bewundern. Kustodin Maria Gaida: „Das Ballspiel war ein wichtiges Ritual der Cotzumalhuapa-Kultur, auch zum Finden der Königsnachfolge. Den Verlierern drohte allerdings oft der Tod durch Enthauptung.“

 

 

Quelle: B.Z.-Berlin, 18.05.2016