Mit Kolossalfiguren, Engeln und Adlern im Bunde

Mit Kolossalfiguren, Engeln und Adlern im Bunde

Steinbildhauer Matthias Körner im Gespräch mit Epoch Times über das Erwecken einer untergegangenen Welt – Atelierarbeiten zur Fassadengestaltung des Berliner Schlosses.

Über den Steinbildhauer Matthias Körner und seine künstlerische Begabung liest und hört man in den Jahren seiner Arbeit für den Förderverein des Berliner Schlosses viel Positives: So wird er als „Herr der Engel“ bezeichnet und als der Mann, der dem Berliner Schloss wieder ein Gesicht geben wird. Im Kreise seiner Kollegen wird er respektvoll „unser Chefbildhauer“ genannt.

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Epoch Times: Sie arbeiten bereits sieben Jahre für den Förderverein des Berliner Schlosses, was hat sich in dieser Zeit Ihres Schaffensprozesses verändert?

Körner: Die Perspektive auf das Projekt. Vor der Genehmigung des Wiederaufbaus gab es eine Zeit, in der viel Konfrontation zu spüren war. Besonders dann, wenn die Frage anstand, ob der Neubau des Berliner Schlosses tatsächlich zu verwirklichen ist. Wir wurden immer dazu angehalten, trotz Ungewissheit weiter zu machen, weil wir für die Fassadenstücke des Schlosses jahrelangen Vorlauf benötigen. Wenn wir jetzt nach der Bestätigung des Wiederaufbaues erst angefangen hätten zu konzipieren und zu modellieren, wäre es ein aussichtsloses Unterfangen all das zu erneuern, was im Krieg oder durch die Sprengung des Schlosses an plastischen Elementen untergegangen ist.

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Epoch Times: Was macht für Sie den besonderen Reiz Ihrer künstlerischen Wirkens aus?

Körner: Der Hauptreiz für mich ist die konzeptionelle Arbeit. Man muss sehr präzise auf die untergegangene Welt, ihre Formen und ihren Stil eingehen. Ich möchte schon, dass in den mehreren tausend Objekten, die am Ende fertig sein müssen, der Geist der alten Zeit zu sehen und zu spüren ist.

Epoch Times: Viele Adler hatten am Schloss einst ihren Platz. Müssen sie alle einzeln in Ton modelliert werden?

Körner: Ja, jeder Adler sieht anders aus. 47 saßen hoch oben in der Balustrade des Schlosses. Die Spannweite ihrer Flügel richtet sich nach dem Abstand der Fenster zueinander. Jeder Adler muss, wie alle anderen Objekte, zunächst in Ton modelliert werden, dann folgt der Gipsabdruck und danach die Sandsteinplastik, die in die Fassade eingefügt wird.

Epoch Times: Haben Sie bei der Umsetzung Ihrer künstlerischen Arbeit Fachberater an Ihrer Seite?

Körner: Ich wollte immer, dass ich jemanden an der Seite habe, der bei den Arbeiten mein Korrektiv bildet und kollektiver Berater ist. Den habe ich in Dr. Kessler vom Berliner Bodemuseum gefunden. Er ist Fachexperte des römischen Barocks und hat sich viel mit dem preußischen Barock des 17. Jahrhunderts auseinandergesetzt. Wir ergänzen uns sehr gut. Da er eine andere Entwicklung hat als ich, fallen ihm an den modellierten Objekten auch andere Details auf. Es ist schön, dass er mir Ratschläge geben kann. Die Verantwortung für die Arbeit muss ich am Schluss allerdings alleine tragen.

Epoch Times: Was ist Ihr jetziger Arbeitsschwerpunkt?

Körner: Ich beschäftige mich seit drei Jahren nur noch mit figürlichen Arbeiten in Ton. Beim Modellieren denke ich auch an die Kollegen, die später in der Berliner Schlossbauhütte die Einzelteile in Stein kopieren werden, deshalb nehme ich bereits bei meinen Arbeitsgängen Werkzeuge, die dann beim Kopieren in Stein zum Einsatz kommen. Damit setze ich ein Zeichen für den Einsatz der jeweiligen Bearbeitungswerkzeuge für die Oberflächen der jeweiligen Einzelteile, zum Beispiel für die Federn des Adlers, seine Flügel oder den Faltenwurf eines Gewandes.

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Epoch Times: Für Ihre Arbeit sind umfangreiches Fachwissen und Erfahrung erforderlich. Wie haben Sie das geschafft?

Körner: Preußen im 17. Jahrhundert ist eine untergegangene Welt. Über Jahrzehnte habe ich mir Wissen autodidaktisch angeeignet, viel erarbeitet über lange Zeit, alle Barockformen in Europa studiert und praktisch geübt, geübt und nochmals geübt. Das heißt, ich musste aus meinem Beruf als Steinbildhauer raustreten, mich gezielt mit Anatomie und mit klassischen Barockformen europaweit befassen. Ihre Differenzierungen und Eigenheiten kennen lernen. Ich hatte die Zuversicht, dass irgendwann die Chance kommt, wo ich die Aufgabe erhalte, all mein Wissen miteinander zu verbinden.

Der Moment ist jetzt gekommen.

In diese physische Kunst des Modellierens kommt auch der Geist beim konkreten Machen. Ich nehme zum Beispiel ein 10 Kilo-Paket Ton, fasse da hinein und versuche etwas zu modellieren, was stimmig ist. Das ist das Schwerste.

Alles verdichtet sich im praktischen Tun. Die größte Tugend, die man braucht, ist Geduld.

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Epoch Times Deutschland, 22.05.2010