„Dorgerloh will Alternativen zu Rückgabe von Raubkunst“

18.05.2018   rbb24

Der künftige Generalintendant des Berliner Humboldt Forums, Hartmut Dorgerloh, hat sich in der Debatte um Raubkunst in deutschen Museen für Alternativen zur Rückgabe ausgesprochen.

„Es kann ja nicht die Lösung sein, dass mexikanische Kunst nur noch in Mexiko gezeigt wird und italienische nur noch in Italien“, sagte der bisherige Generaldirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg der „Berliner Zeitung“ (Freitag).

Im Zusammenhang mit der NS-Raubkunst habe Deutschland gelernt, „dass es um einen fairen Ausgleich geht“. Der sei im Bereich der ethnologischen Sammlungen schwieriger, auch „weil es in den seltensten Fällen individuelle Eigentümer gibt“, so Dorgerloh.

„Es reicht nicht, Karteikästen zu durchforsten“

In der Provenienzforschung [Herkunftsforschung, d. Red.] gehe es nicht nur um Eigentumsrechte, sondern auch um die Biografien der Objekte. Diese seien oft nicht nur von A nach B weitergegeben worden. „Es gab Zwischenstationen“, die Ausstellungsstücke seien in unterschiedlichen Zusammenhängen verwendet und getauscht worden. „Restitution ist eine Möglichkeit, aber das Humboldt Forum sollte auch ein Ort sein, an dem Alternativen ausgelotet werden“, sagte der Kunsthistoriker, der im Juni sein neues Amt antritt.

Im Bereich der ethnologischen Sammlungen, die künftig auch im Humboldt Forum präsentiert werden sollen, sprach sich Dorgerloh für größere Anstrengungen aus. In der Provenienzforschung müsse enger mit den Herkunftsländern zusammengearbeitet werden: „Es reicht nicht aus, dabei emsig Karteikästen zu durchforsten. Wir müssen den Austausch mit den Herkunftsgesellschaften suchen, und das wird auch für das Humboldt Forum eine Reise ins Offene sein“, so Dorgerloh.

Eröffnung in einzelnen Schritten

Das knapp 600 Millionen Euro teure Humboldt Forum im wieder errichteten Berliner Schloss soll 2019 öffnen. Dorgerloh kündigte am Donnerstag an, es werde sich um eine schrittweise Eröffnung handeln. Der erste Teil des rekonstruierten Stadtschlosses solle im Herbst nächsten Jahres in Betrieb gehen. Spätestens zwei Jahre später sollten dann alle Räume genutzt werden. Im Herbst will Dorgerloh einen Plan für die schrittweise Eröffnung vorlegen.

Das Gebäude soll künftig als interdisziplinäres Kulturhaus ähnlich dem Pariser „Centre Pompidou“ zu einem Kulturzentrum und Begegnungsort der Weltkulturen werden. Neben einer Berlin-Ausstellung sollen in dem Gebäude unter anderem die Sammlungen des Ethnologischen Museums und des Museums für Asiatische Kunst gezeigt werden.

Die ständigen Ausstellungen des Humboldtforums können drei Jahre lang kostenlos besichtigt werden. Nur für Sonderausstellungen und spezielle Veranstaltungen müssten die Besucher Eintritt zahlen, sagte Dorgerloh am Mittwoch dem rbb.

 

Quelle: rbb24, 18.05.2018; Sendung: Radioeins, 17.05.2018, 16.00 Uhr

 

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