Kunst-am-Bau-Wettbewerbe für das Humboldt Forum abgeschlossen

1. Preis für StefanSous mit ZEITMASCHINE

Mit den jüngsten Jury-Entscheidungen am 7. und 8. August 2018 zu den Kunst-am-Bau-Wettbewerben für das Humboldt Forum im Berliner Schloss zu zwei wichtigen Foyers ist nun die Auswahl für alle Kunst-Standorte im Gebäude getroffen.

Die Aufgaben für die Gestalter betrafen das Foyer im Erdgeschoss, das als Vorraum für die beiden großen Veranstaltungssäle in der nordwestlichen Gebäudeecke fungiert, und das Foyer im 1. Obergeschoss, das zwischen der Berlin-Ausstellung und der Humboldt Akademie liegen wird.

Insgesamt hat das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) vier Kunst-am-Bau-Wettbewerbe für das Humboldt Forum durchgeführt.

Für das Foyer im Erdgeschoss erhielt das Künstlerduo Dellbrügge & de Moll (Christiane Dellbrügge und Ralf de Moll, Berlin) einen ersten Preis für die Arbeit mit dem Titel Die Architekten.

Die Jury unter dem Vorsitz von Dr. Barbara Steiner, Leiterin des Kunsthauses Graz, empfahl diese Arbeit einstimmig zur Realisierung. Dafür stehen im Kunst-am-Bau-Budget 150.000 Euro zur Verfügung.

Einen weiteren ersten Preis erhielt Martin Bruno Schmid aus Stuttgart für sein Werk Fond (Goldgrund). Mit dem dritten Preis zeichnete die Jury Dolores Zinny und Juan Maidagan, Berlin, für ihr Werk Horizont aus. Für Kunst am Bau stehen hier die Wandflächen des Foyers zur Verfügung. Die Künstlerinnen und Künstler waren aufgefordert, sich in ihren Beiträgen mit der Geschichte des Ortes auseinanderzusetzen.

 

1. Preis für „Die Architekten“ von Dellbruegge & de Moll

Für den anderen Kunst-am-Bau-Wettbewerb, der die Gestaltung des Foyers im 1. Obergeschoss betraf, vergab dieselbe Jury den ersten Preis an Stefan Sous, Düsseldorf, für die Wandinstallation ZEITMASCHINE (Mitarbeit Heinke Haberland). Hierfür stehen 40.000 Euro für die Realisierung zur Verfügung.

Der zweite Preis ging an Almut Determeyer, Berlin, für SPEKTRUM [ˈʃpɛktrum]. Ziel dieses Wettbewerbs war es, für die Foyerwand in unmittelbarer räumlicher Nähe zur Berlin-Ausstellung und den Werkräumen der Akademie – einem Ort des Austausches, des Forschens und des Lernens – eine künstlerische Intervention zu finden, die die Gebrüder von Humboldt als Namensgeber dieser weltweit einzigartigen Kulturinstitution in besonderer Weise würdigt.

In ihrer Bewertung der Arbeit von Dellbrügge & de Moll für das Foyer im Erdgeschoss hob die Jury hervor, dass sie die Betrachter „an der 600-jährigen Geschichte des Ortes“ teilhaben lasse. Hinter dem Schriftband, das sich einmal um den kubischen Raum zieht, verbergen sich die Vornamen der Architekten und Baumeister, die im Laufe der Jahrhunderte am Berliner Schloss beteiligt waren. „Die Buchstaben in ihrer Schnörkellosigkeit unterstreichen den Rationalismus der Architektur von Franco Stella“, so das Preisgericht. „Die Geschichte des Gebäudes wird einerseits durch die Namensnennung reflektiert und andererseits geöffnet.“ Durch die Neuinterpretation von Namen aus der Buchstabenkette emanzipiere sich die Arbeit zudem von der Architekturhistorie. Damit „wird auch eine Enthierarchisierung umgesetzt“ und „selbstständiges Denken wird angeregt“.

Der andere mit einem 1. Preis ausgezeichnete Wettbewerbsbeitrag von Martin Bruno Schmid – 64 in die Wand eingelassene massivgoldene Dübel – wurde vom Preisgericht als beziehungsreiche und humorvolle Metapher auf den vielschichtigen Charakter des Humboldt Forums begriffen.

Der vorgesehene Ort für das Werk als „eine Art Warteraum, ein Vorraum, ein Raum der Vorfreude, Unruhe und Erwartung unterschiedlichster Veranstaltungen […] regt an, genauer hinzusehen“, so die Jury. Erst auf den zweiten Blick seien die Dübel erkennbar. Sie regten die Neugier, den Forschungsdrang, die Fantasie der Wartenden an. „Die goldenen Dübel erzählen viele mögliche Geschichten, werfen viele mögliche Fragen auf und setzen das Gedankenspiel mit Werten, Funktionen, mit dem Geheimnisvollen in Gang“, befand das Preisgericht.

Die mit dem ersten Preis ausgezeichnete Wandinstallation ZEITMASCHINE von Stefan Sous für das Foyer im 1. Obergeschoss besteht aus 66 dicht zusammengeschobenen, verschieden großen Uhren, welche die Zeit an verschiedenen Orten der Welt angeben. „Das Werk greift eine historische Illustration aus dem Atlas zu Alexander von Humboldts Kosmos aus dem Jahre 1851 auf“, wie die Jury in ihrer Beurteilung schreibt. Eine vom Preisgericht unterstrichene Besonderheit: „Im Gegensatz zu heutigen Weltzeituhren datieren die Uhrzeiten in dieser Collage aus der Epoche vor der Synchronisierung und Einführung von Zeitzonen. Die Installation richtet den Blick auf eine oft übersehene Triebkraft der Modernisierung: die Vereinheitlichung von räumlichen und zeitlichen Maßeinheiten weltweit.“

Die Wettbewerbe wurden als Teil der Baumaßnahme vom Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung betreut und aus Synergiegründen gemeinsam durchgeführt. Es handelte sich um nicht-offene anonyme Wettbewerbe in deutscher und englischer Sprache mit vorgeschaltetem offenem Bewerberverfahren.

Hans-Dieter Hegner, Bauvorstand der Bauherrin und Eigentümerin, der Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss: „Weit über 100 Interessenten hatten sich bei beiden Wettbewerben für die Teilnahme beworben. Die eingereichten Beiträge zeugen von einer hohen Vitalität und Schöpferkraft der Kunstszene. Das hat in der Jury zu angeregten Diskussionen aber auch zu klaren Entscheidungen geführt. Die zur Realisierung empfohlenen Entwürfe wollen und werden wir gern umsetzen. Es handelt sich dabei nicht nur um ästhetisch gelungene Werke, sondern auch um Arbeiten, die auf die Architektur eingehen, geradezu elegant und modern wirken, aber auch zum Nachdenken und Schmunzeln anregen. Die Stiftung bedankt sich bei allen Künstlern für ihre Mitwirkung und bei allen am Auswahlprozess Beteiligten. Wir freuen uns nun auf eine qualitätsvolle Realisierung. Ich bin fest davon überzeugt, dass die Kunstwerke bei den Besuchern zu einem gelungenen Aufenthalt im Humboldt Forum beitragen werden.“

Die Wettbewerbsergebnisse werden in Kürze der Öffentlichkeit in einer Ausstellung präsentiert. Weitere Informationen: Website humboldtforum.com und Website des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung bbr.bund.de.

 

Quelle: Pressemitteilung Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss

 

 

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