
Der Berliner Künstler und Architekt Jürgen Mayer H. hat den ersten Preis des Kunst-am-Bau-Wettbewerbs für die Gestaltung der Außenfassade am Nordgiebel des Humboldt Forums erhalten.
Sein Entwurf Südpfeil überzeugte die Jury, die unter Vorsitz der Berliner Künstlerin Antje Schiffers tagte. Mit dem Preis ist der letzte der insgesamt acht Standorte für Kunst am Bau im Humboldt Forum entschieden.
Die Jury der Preisgerichtssitzung hat bei ihrer Sitzung für das achte Kunst-am-Bau-Werk im Humboldt Forum einstimmig den ersten Preis für den Beitrag Südpfeil vergeben. Der Entwurf sieht einen drei Meter langen, bronzenen Pfeil vor, der von Norden kommend scheinbar in die Gebäudehülle des Humboldt Forums eindringt. Entworfen hat ihn der Berliner Künstler und Architekt Jürgen Mayer H., der preisgekrönte Architektur- und Kunstprojekte u.a. in Sevilla, Sao Paolo, New York City und Tel Aviv sowie den Biennalen in Venedig und Shenzen realisiert hat. Der Entwurf entstand im Team mit Hans Schneider und Jonas Schwarz.
Jürgen Mayer H.: „Mit dem Südpfeil verschiebt sich die Perspektive auf das Humboldt Forum und seine Sammlungen – hin zu neuen Bedeutungszusammenhängen im Kontext von Migrationsforschung, kulturellen Praktiken und dem Klimawandel. Wir verstehen diese fast akupunkturartige Intervention als präzisen Impuls im Zentrum einer vielschichtigen Debatte. Umso mehr freuen wir uns über den Gewinn – gerade für diesen so symbolisch aufgeladenen Ort im Herzen Berlins.“

Von der Jury besonders hervorgehoben wurde die minimalistische Einfachheit und die Subtilität des Werkes im Kontrast zur massiven und bedeutungsstarken Gestalt des Humboldt Forums: „Das Besondere dieser Arbeit ist neben ihrer Bedeutungsstärke, Ambivalenz, Vieldeutigkeit und Offenheit, dass sie sowohl in ihrer einladenden Geste als auch angriffigen Gefährlichkeit auf allen Ebenen weitergedacht werden kann.“
Hartmut Dorgerloh, Generalintendant des Humboldt Forums: „Der Südpfeil in der Fassade des Humboldt Forums setzt eine bewusste Irritation, die zum Innehalten und Nachdenken anregt. Gerade durch seine fast stille Präsenz entfaltet das Werk eine starke Wirkung und ist vielfältig lesbar: Es öffnet neue Perspektiven auf globale Verflechtungen, koloniale Kontinuitäten und unsere Verantwortung im Umgang mit kulturellem Erbe. Wir begreifen diesen künstlerischen Eingriff an einer der prominentesten Stellen des Gebäudes als wichtigen Beitrag zur kritischen Selbstverortung des Humboldt Forums.“
Der von der Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss (SHF) ausgelobte, offene und anonyme Wettbewerb wurde als Teil der Baumaßnahme vom Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) betreut und durchgeführt. Als Standort für das achte Kunst-am-Bau-Werk im Humboldt Forum wurde die zeitgenössische Fassade am Nordgiebel in enger Abstimmung mit dem Architekten Franco Stella ausgewählt. Wettbewerbsaufgabe war eine künstlerische Auseinandersetzung mit der Architektur und Programmatik des Hauses.
Ausstellung der Wettbewerbsbeiträge im Humboldt Forum
Vom 25. Juni bis 7. Juli 2025 werden alle der insgesamt 130 Einreichungen des Wettbewerbs in einer Ausstellung in der Treppenhalle (2. OG) des Humboldt Forums präsentiert. Die Jury unter Leitung der Künstlerin Antje Schiffers hat drei Preisträger*innen bestimmt und fünf Anerkennungen ausgesprochen. Den zweiten Preis erhielt Monika Goetz für ihren Beitrag Red Balcony, den dritten Preis Robert Herrmann für seine Arbeit Cashflow.
Bereits mit ihrer Gründung erhielt die SHF den Auftrag, die Geschichte und Architektur des Ortes aufzuarbeiten und sichtbar zu machen. Mit Ausstellungen, Veranstaltungen, künstlerischen Interventionen und Kunst-am-Bau-Werken setzen die SHF und die Akteure im Humboldt Forum die Reflexion verstärkt fort. Diese wird auch im öffentlichen Raum sichtbar.
In vorangegangenen Kunst-am-Bau-Wettbewerben wurden Werke für sieben Standorte im Humboldt Forum realisiert – sie sind heute an markanten Punkten im Gebäude zu erleben. In den Treppenhäusern zu sehen sind die Arbeiten GLOBAL BAROCC – CCORAB LABOLG von An Seebach und Christiane Stegat (Hofportal 1) sowie Ohne Titel von Tim Trantenroth (Hofportal 5). In der zentralen Treppenhalle ist die Skulptur Statue of Limiations von Kang Sunkoo aufgestellt. Das kleine Foyer im Erdgeschoss zeigt die Arbeit Die Architekten des Künstlerduos Dellbrügge & de Moll, während im Foyer des ersten Obergeschosses Zeitmaschine von Stefan Sous zu sehen ist. Auf der Dachterrasse befinden sich gleich zwei Arbeiten: Der Kosmos – Things Fall Apart von Emeka Ogboh sowie Insurgentes Sur von Antje Schiffers und Thomas Sprenger.
Jürgen Mayer H.
Jürgen Mayer H. ist ein deutscher Künstler und Architekt. Sein Berliner Studio J. MAYER H. hat er 1996 gegründet und führt es seit 2014 zusammen mit den Partnern Andre Santer und Hans Schneider. Das Studio arbeitet an der Schnittstelle von Raum, Kommunikation und neuer Technologie und wurde für seine Arbeiten vielfach ausgezeichnet. International bekannt wurde das Studio v.a. durch das Projekt Metropol Parasol in Sevilla.
Jürgen Mayer H. studierte an der Universität Stuttgart, der Cooper Union und der Princeton University. Mayer H.s Arbeiten wurde weltweit veröffentlicht und ausgestellt und sind Teil zahlreicher Sammlungen, darunter das MoMA in New York, das Art Institute of Chicago, die Vitra Design Museum Collection sowie die Kunstbibliothek – Staatliche Museen zu Berlin.
Quelle: Pressemitteilung der Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss vom 20. Juni 2025
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Soll jeder in dem Pfeil sehen was er will, ich meine, daß viel schlimmer hätte kommen können.
Soll jeder in dem Pfeil sehen was er will, ich meine, dass es schlimmer hätte kommen können.
Noch mal Schwein gehabt! Ein Schuss ins Leere und die Südrichtung verfehlt! Etwa ein Klimakiller aus dem Norden von Greta Thunberg? Der zweite Preis für einen blutverschmierten Balkon wäre viel schlimmer gewesen.
ERSTER PREIS FÜR DEN DÜMSTEN KOMMENTAR
Als ein in solchen Wettbewerben völlig ungeübter Künstler hätte ich die von der Jury so lobend hervorgehobene „minimalistische Einfachheit“ des Kunstwerks noch steigern können: ein Pfeil, steingrau, statt 3 m Länge nur 30 cm lang, und zur Hälfte in der Wand steckend. Damit hätte ich auch einen noch subtileren Eindruck rreicht.
Zukünftige, nicht eingeweihte Touristen: „die Sonnenuhr scheint verbogen und kaputt zu sein, zeigt auch nicht die richtige Uhrzeit. Ein Unwetter?“
Die Sonnenuhr zeigt die schönen Stunden nur. Wie wir erlebt haben soll das nicht sein. Nur Schlechtes soll nach heutiger öffentlicher Gesinnung gesehen werden.
Wer solche Wettbewerbe durchführt hat offenbar nichts zu tun. Der Pfeil ist einfach nur sinnlos, aber als verkappte Sonnenuhr ein netter Scherz. Ich würde noch ein Zifferblatt anbringen, damit es endgültig absurd wird !!!!!!!!!!!!!
Der Pfeil ist ein Geschoss! Welche ideologische Gewalt vertritt der Schütze? Wen oder was soll der Pfeil treffen? das Barockschloss als Residenz eines „undemokratischen“ Königtums? die Preußen-Nostalgiker? die Zerstörer des Palastes der Republik? den Bundestag als Genehmigungsinstanz? Den Förderverein und die anonymen Spender? die demonstrative Modernität der Ostfassade als hybriden Teil? die als kahl empfundene Nord-Ostwand? den „unechten“ barocke Rekonstruktionsbau? die Eigentümer und Aussteller (SPK) der ethnologischen Exponate? die schon lange gestorbenen Diebe und Sammler kolonialistischer Raubkunst? die naiven, zu unkritischen Besucher des ethnologischen Museums?
Der Pfeil ist n i c h t ambivalent, regt n i c h t zum Nachdenken, n i c h t zur Reflexion an. Wer immer den Pfeil geschossen hat, hat bereits geurteilt, will bekämpfen und verletzen, aber wen, was? Künstler und Jury verschleiern ihr Attentat hinter verharmlosenden Ausdrücken wie „Ambivalenz, Vieldeutigkeit, Offenheit, Reflexion“. Sie drücken damit arrogant aus: Wir wissen, wem der Todesschuss gilt, aber Ihr unbedarften Betrachter müsst es selbst herausfinden. Wer schießt hier mit welcher Legitimation auf wen???
Lieber Arn,
die Stiftung Humboldt-Forum und die Jury schießen auf das „tumbe“ Volk, d. h. die Besucher, die nur das Schloss sehen und sich über ein wunderschönes, handwerklich hervorragendes Bauwerk freuen, statt in Sack und Asche jammernd durch das Schloss zu wanken und niedergedrückt von der ach so schlimmen deutschen Geschichte von dannen zu ziehen.
Nachtrag: Halleluja. (;-)
Wäre interessant zu wissen, wie-viele Steuerzahler Euros und Steuerzahlerinnen Euros der Staat (vermutlich Bund) für Preise und Pfeil ausgegeben hat, also für die minimalste Form des kriegsertüchtigten Architektur-Brutalismus.
Wie ich inzwischen irgendwo las hat das ganze Unternehmen (Preise usw.) ungefähr hunderttausend Euros gekostet.
Was für ein dämliches Geschwurbel! Ich dachte erst, das wäre Satire. Na immerhin gab es noch keinen Graffity-Wettbewerb am Berliner Schloss.
Und nochwas: Wie bescheuert muss der Förderverein sein, um solche Mätzchen noch ernst zu nehmen??
Es ist wahrlich viel Inhalt, den man diesem kleinen unscheinbaren Pfeil zuschreiben möchte – vielleicht auch zu viel. Denn zunächst wirkt das Kunstwerk ganz banal und verweist auf die Inhalte der ethnologischen Ausstellungen hinter den ins Visier genommenen Mauern. Neben dem Bezug zur Kolonialgeschichte, die mit diesem Ort eng verbunden ist, kann der Pfeil auch Ausdruck sein für ein differenziertes Handwerk, für kulturelle Errungenschaften oder für die Frage, wie die Beschaffung von Nahrung und somit das Überleben einer Spezies in der Evolution vonstattenging. Dagegen findet der Bezug zu den barocken Fassaden, deren Rekonstruktion in Fachkreisen bis heute umstritten ist, allenfalls auf einer Metaebene statt. Symbolisiert er vielleicht das Spannungsfeld, in dem über Jahre zwischen Befürwortern und Gegnern der Rekonstruktion um die Gestalt des monarchischen Prestigebaus in der Mitte Berlins gerungen wurde? Wird damit die kritische Reflexion mit den Barockfassaden angestoßen? Mir erscheinen solche Deutungsansätze fast schon zu konstruiert.
Aber dieser Wettbewerb macht auf ein anderes Manko aufmerksam. Die sterile, ungegliederte Stirnwand, die im scharfen Kontrast zu den anschließenden Barockfassaden Schlüters steht, bedarf dringend einer gestalterischen Aufwertung, um den Gegensatz abzufangen. Ob der banale und minimalistische Pfeil dafür allerdings am besten geeignet ist, möchte ich bestreiten. Unter den Entwürfen finden sich geeignetere Vorschläge. Besonders passend erscheint mir aus ästhetischer Sicht das Konzept „Der Spiegel“ von Jan Zappe. Es zeigt einen hochformatigen Kupferspiegel, in dem sich der Berliner Wolkenhimmel abzeichnet. Aber vor allem wird man dadurch an den durch seine farbigen Glasscheiben ähnlich wirkenden Palast der Republik erinnert, der dem Schlossneubau gewichen ist. Damit würde man der jüngeren, ambivalenten Geschichte des Ortes gerecht werden. Ganz unabhängig vom Kunstwettbewerb würde sich diese Wandfläche auch hervorragend für die bunten Werbebanner der Ausstellungen eignen. Aber offensichtlich erschien den Verantwortlichen eine rein ästhetische Bearbeitung der Wandfläche nicht der Bedeutung des Ortes würdig.
Meine vollständige Kritik: https://www.zeilenabstand.net/kritik-das-humboldt-forum-und-die-kunst-am-bau/
Sind das erste Anzeichen von Demenz beim Förderverein ? Für so einen Schwachsinn haben wir nicht gespendet!
Sehr geehrte Damen und Herren
vielen Dank für Ihr Interesse und Ihre Kommentare bezüglich des Beitrages „Humboldt Forum – J. Mayer H. gewinnt Kunst-am-Bau-Wettbewerb“.
Der Förderverein Berliner Schloss e.V. hat diese Pressemitteilung der Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss auch in Ihrem Interesse weitergegeben und findet den Siegerentwurf „Südpfeil“ ebenso nicht gut.
Die Stiftung ist Initiator des Kunst-am-Bau-Wettbewerbs und kürte per Jury die Sieger für „Kunst am Bau“ im bzw. am Humboldt Forum. Der Förderverein war weder Mitglied der Jury, noch hatte er Einfluss auf den Wettbewerb. Für dessen Finanzierung wurden keine Spendengelder verwendet.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Förderverein Berliner Schloss e.V.