Fakten

Palast der Republik, nach seiner Eröffnung

 

Der Palast der Republik war eines der am stärksten asbestverseuchten Gebäude in Europa. Ursache für die Kontaminierung waren damals notwendige Feuerschutzmaßnahmen, bei denen man sich für die Verwendung des eigentlich schon geächteten Asbests entschied. Das Gebäude bestand aus einer Stahlskelettkonstruktion, die bei einem Großfeuer zu schnell durch den glühenden, und dadurch weich werdenden Stahl zum Einsturz gebracht werden konnte.

Stahlskelett des PdR

Das Gebäude sollte wegen der erwarteten hohen Besucherzahlen jedoch die Feuerklasse F120 gewährleisten, um die notwendigen Evakuierungsmaßnahmen sicher durchführen zu können. Das bedeutete,  dass das Tragwerk mindestens 120 Minuten nach dem Ausbruch eines solchen Feuers diesem standhalten musste. Beim Bau wurde deswegen die gesamte Stahlkonstruktion im Rohbauzustand, mit einer stark asbesthaltigen Kunsttoffschicht ummantelt, insgesamt 4000 Tonnen hoch krebsgefährliches Material befanden sich in dem Gebäude. Der Weichmacher des Kunstoffes, in dem die Asbestfasern gebunden waren, sollte ihn elastisch halten und so Temperaturschwankungen und Gebäudeerschütterungen ausgleichen. Dieser Weichmacher hatte jedoch nur eine kurze Standzeit. Er verflüchtigte sich bald, sodass die Asbestbeschichtung brüchig wurde. Die Konzentration der Asbestfasern bei Betrieb des Palastes stieg so gegen Ende der achtziger Jahre weit über das gesundheitlich vertretbare Maß an.

Deswegen wurde er auf Antrag der Mitarbeitervertretung noch von der Regierung der DDR im August 1990, kurz vor der Wiedervereinigung geschlossen. Zwar gab es im unbenutzen Gebäude, bei abgeschalteter Klimaanlage kaum Asbestbelastungen der Atemluft. Bei Veranstaltungen stieg diese jedoch durch den entstehenden Körperschall, z.B. bei Rockkonzerten, weit über den gesundheitlich bedenklichen Bereich rapide an. Der Körperschall bewirkte mit seinen Erschütterungen im Gebäude, dass reichlich Asbestfasern freigesetzt wurden. Sie rieselten von den freiliegenden Dachsparren über dem großen Saal herab. Die unmitteldarunter liegenden Öffnungen der Klimaamlage bewirkten, dass die Fasern von ihr angesaugt und ungefiltert über das ganze Gebäude verteilt wurden.

Nach langer, kontroverser Debatte, wie mit dem nun dauerhaft geschlossenen Gebäude umzugehen sei, wurden verschiedene Gutachten eingeholt, die aber alle zum selben Erbegnis kamen: Ohne Asbestbeseitigung könne man eine Wiedereröffnung des Gebäudes nicht verantworten, da auch eine neuerliche Versiegelung des Asbests mit Kunstoff die Probleme nur zeitlich nach hinten verlagern würde, aber keine dauerhafte Lösung darstellte. Deswegen wurde im Jahr 1998 die Abestbeseitigung beauftragt und damit schließlich das Gebäude auf seinen Rohbauzustand zurückgeführt.

Inneres des Großen Festsaals nach der Asbestbeseitigung Installation „Der Berg“

In den Jahren 2004 und 2005, nach Abschluss der Arbeiten, bei denen die Fassade erhalten wurde, fanden kulturelle Zwischennutzungen und Ausstellungen im Palast statt, über die von den Palastinitiativen auch versucht wurde, die Notwendigkeit des Erhalts des Palastes zu durchzusetzen. Die erneut aufflammende Debatte wurde außerordentlich heftig und polemisch geführt, hatte letztlich aber keinen Erfolg: Alle Anträge auf Aufschub des Abrisses wurden vom Bundestag und dem Berliner Abgeordnetenhaus abgelehnt.

Der Deutsche Bundestag hatte  schon am 13. November 2003 entschieden, dass der Palast der Republik sofort abzubrechen sei. Hierzu forderte er den Bundesbauminister auf, unverzüglich die notwendigen Ausschreibungen durchzuführen. Mit der Planung des Abbruchs wurde das Büro Specht, Kalleja & Partner  beauftragt, das zunächst einen Kostenvoranschlag erstellte. Danach wurde der Abbruch ausgeschrieben. Der Gewinner der Ausschreibung wurde im Dezember 2005 ermittelt und im Januar 2006 nach Ablauf der Einspruchsfrist bekannt gegeben. Ein Firmenkonsortium um die niedersächsische Baufirma Freytag erhielt den Zuschlag.

Am 19. Januar 2006 wies der Deutsche Bundestag einen Antrag der Linken und der Grünen Bundestagsfraktion mit 3/4 Mehrheit zurück, für den Palastabriss ein Moratorium zu vereinbaren, ihn erst dann abzubrechen, wenn alle Voraussetzungen für den Neubau des Humboldt-Forums an seiner Stelle geklärt seien. Zur gleichen Zeit wurde begonnen, die Baustelle für den Abbruch einzurichten. Sie wurde u.a. mit mit 3 großen Turmdrehkränen ausgestattet, da der Palast ingenieurmäßig auseinandergebaut wurde und weder eine Abrissbirne noch eine Sprengung wegen seines Stahltragwerks  möglich war.

Der Abbruch begann schließlich im Februar 2006 und wurde im Dezember 2008 beendet. Die Fundamentwanne des Palastes verblieb im Boden und soll teilweise für den Bau des Humboldt-Forums zur Verfügung stehen. Gegen eine möglichen Auftrieb nach dem Abriss des Palastes, der immerhin über 60.000 Tonnen wog, wurde sie mit 80.000 Tonnen Sand ballastiert und so gegen den Auftrieb gesichert.  

Für die Zwischennutzung nach dem Abbruch des Palastes wurde eine einfache, preiswerte gärtnerische Zwischenlösung ausgeschrieben und im Jahr 2009 ausgeführt. Diese sieht allerdings nur eine Rasenfläche vor, da der Wind sonst für starke Verwirbelung des Füllsandes sorgen würde. Unterbrochen wird die Sandfläche durch eingezäunte Gehwege aus Lärchenholz. Zeitgleich begannen umfangreiche archäologische Grabungsarbeiten auf dem Schlossplatz. So wurden inzwischen die Schlosskeller freigelegt und der südlich vom Schloss gelegenen Standort der ursprünglichen Domkirche von Berlin, die um 1750 abgebrochen wurde.

Ab Sommer 2012, beginnend mit den Schachtarbeiten, soll das Berliner Schloss in seiner ursprünglichen Gestalt als Humboldt-Forum wiedererrichtet werden. Auf dem Schlossplatz wurde deswegen baubegleitend die „Humboldt-Box“ errichtet, in der sich nach dem Vorbild der Box auf dem Leipziger Platz das Publikum umfassend über den Bau des Schlosses als Humboldt-Forum informieren kann. Sie wird im Juni 2011 eröffnet.