Steuergeld für die Schlossfassaden?

 

Der Spiegel ist bekannt dafür, dass er kein Schlossfreund ist. Erneut hat er in Sachen Spenden selektiv recherchiert und über eine Teilwahrheit berichtet, als ob es die ganze Wahrheit wäre – die am Ende aber eben doch insgesamt nicht wahr ist: In seiner Ausgabe vom 18. Februar 2018 berichtet er unter der Überschrift:

 

„Steuergeld für die Schlossfassaden

Der Steuerzahler muss für die historischen Fassaden am Berliner Schloss bezahlen – obwohl eigentlich private Spender für die Kosten aufkommen sollten. Das geht aus einem Bericht des Bundesbauministeriums an den Haushaltsausschuss hervor. Bis Oktober waren erst 43,3 Millionen Euro an Spenden für die Rekonstruktion der Barockfassaden eingegangen. Die bereits bewilligten Ausgaben liegen bereits weit darüber.“

 

Wahr ist vielmehr Folgendes:

Jetziger Spendenstand für die Schlossfassaden: 81,5 Mio Euro

Er setzt sich wie folgt zusammen:

  • Barspenden, die der Stiftung zur Verfügung stehen          72,5 Mio Euro
  • Vom Förderverein finanzierte Sachspenden für die Neuentwicklung der verlorenen historischen Baupläne, ohne die der Architekturwettbewerb nicht hätte stattfinden können und etwa 40 % des notwendigen Modellbaus für die künstlerische Gestaltung der Schlossfassaden          8,0 Mio Euro
  • Kassenbestand Förderverein Berliner Schloss: mind.          1,0 Mio Euro
  • Gesamtspenden für die Schlossfassaden          81,5 Mio Euro

Somit fehlen an 105 Millionen heute noch     23,5 Mio Euro

Gesamtspenden vom Förderverein zugesagt     105,0 Mio Euro

 

Der Spiegel unterlässt wichtige Fakten in seinem Bericht, ebenso, dass heute, im Februar 2018, natürlich auch weit mehr Geld eingegangen ist, als bis zum Oktober 2017.

Der Förderverein Berliner Schloss e.V. hatte vor dem Wettbewerb die Kosten der Fassaden mit 80 Millionen Euro geschätzt und diese Summe zugesagt.

Der Architekturwettbewerb im Jahr 2008 ergab aber, dass deutlich mehr Schloss möglich wurde, durch die sog. „Optionen“ für die historische Kuppel, drei weitere Innenportale des früheren Großen Schlosshofs und das Eckrondell im Wert von weiteren 25 Millionen Euro. Der Förderverein Berliner Schloss erhöhte deswegen sein Sammelziel bald nach dem Architekturwettbewerb auf 105 Millionen Euro. Der Haushaltsausschuss stand damals auf dem Standpunkt, dass zunächst die Fassaden im Wert von 80 Millionen Euro zu finanzieren seinen – und erst danach die Optionen.

Diese „Optionen“ können aber nicht nachträglich dem Bau hinzugefügt werden, sondern der Bauablauf gebot es, diese schon früher einzuplanen und damit zu finanzieren. So hätte das Schloss z.B. die historische Kuppel nicht erhalten können, wenn diese wegen ihres hohen Gewichts nicht statisch schon bei Baubeginn im Betontragwerk eingeplant worden wäre, was natürlich auch zusätzlich finanziert werden musste. Ebenso verhält es sich mit dem Eckrondell und den drei Innenportalen und der Kuppel. Portal III im großen Foyer ist seit 2017 fertiggestellt. Die beiden Innenportale II und IV im Nord-Süd-Durchgang des Schlos-ses stehen vor der Fertigstellung. Bei der Kuppel fehlen noch die Kupfereindeckung und die Laterne. Diese sind bereits beauftragt worden, aber das ging natürlich nur, weil das dafür erforderliche Geld von uns bereitgestellt worden ist.

Deswegen haben wir keine Trennung der Spendenzahlungen in Fassaden und Optionen in unserer Aufstellung mehr vorgenommen, sondern immer schon eine Gesamtrechnung zugrunde gelegt. Es wäre auch widersinnig gewesen, zahlreiche Spender, die gezielt für die Optionen spenden wollten, nur deswegen zurückzuweisen, weil das Geld dafür erst hätte akquiriert werden dürfen, wenn die Fassaden zuvor vollständig durch Spenden finanziert worden wären.

In der Zeit seit Ende 2013 sind jährlich im Durchschnitt mehr als 12 Millionen Euro an Spenden eingegangen. Unsere Zusagen basierten immer auf Ende 2019, weil erfahrungsgemäß (Frauenkirchen-Spendensammlung!) die Spenden steigen, wenn der Bau in seiner ganzen Schönheit zu bewundern sein wird. Das wird ab Sommer 2018 der Fall sein.

 

Wenn 2018 und 2019 noch einmal Spenden in der Höhe des Durchschnitts der letzten Jahre bei uns eingehen, kann das heutige Defizit aus diesen Eingängen vollständig finanziert werden.

Schade, dass der Spiegel es nicht für nötig hielt, uns mit seinem Bericht vor dessen Abdruck zu konfrontieren. Ansonsten: kein weiterer Kommentar.

 

Hamburg, 18. Februar 2018

f.d.R.i.S.d.P.

Wilhelm von Boddien
Geschäftsführer Förderverein Berliner Schloss e.V.

 

 

2 Kommentare zu “Steuergeld für die Schlossfassaden?

  1. Merkwürdig, dass immer noch irgendwelche Schlossgegner und Miesepeter gegen die Schloss-Fassade hetzen. Merkwürdig deshalb, weil die Schönheit, Perfektion der Ausführung und die Einhaltung des Kostenrahmens in einem Maße erkennbar sind, dass eigentlich alle Kritiker von früher ein Einsehen haben müßten:
    Diese Fassadenrekonstruktion ist schon jetzt eine der größten Aufbauleistungen der Nachwendezeit!

  2. Ich hoffe doch, dass man sogar nach der Fertigstellung des „Schlosses“ und der Durchfinanzierung der Fassaden weitersammeln wird. Denn es gibt noch so viel, das fehlt. Die Denkmalkirche nebenan. Die Prachträume. Der Neptunbrunnen. Vereinfachter Nachkriegswiederaufbau direkt nebenan.

    Wäre ja schade eine entwickelte Spendensammelmaschine dann wenn sie am leistungsstärksten ist und gezeigt hat, was Bürgerstolz zu leisten vermag, abzustellen. Hätte man in Dresden nach der Frauenkirche weitergesammelt, stünde schon lange die Sophienkirche am Zwinger statt des Avantariegels und die Lukaskirche hätte endlich auch eine Spitze.

    Der Bund steht auch in Verantwortung für die Kriegszerstörungen durch Bomben und Artillerie und die Abbrucharbeiten der Ulbricht-Diktatur, sowie die Ersetzung von Nachkriegsprovisorien. Es ist weiterhin eine nationale Aufgabe die Zerstörungen des Krieges und der Diktaturen zu beseitigen. Heute wird nicht mehr getrümmert. Heute kann man mit viel Sachverstand da heran gehen. Deutschland ist ein reiches Land und kann leisten über die Not-Kompromisse der Nachkriegszeit hinaus zu gehen, gerade z.B. bei der Rekonstruktion von Dachlandschaften, Ecktürmen usw.

    Besonders freue ich mich auch auf die Sammlungen aus Dahlem. Ich hoffe, dass Bürgerstolz dazu beitragen wird diese anzureichern und sie eine noch würdigere Präsentation erfahren.

Kommentare sind geschlossen.