Die Mitarbeiter der Schlossbauhütte Berlin-Spandau arbeiten seit 2011 an den plastischen Schmuckelementen der neuen Fassaden des Berliner Schlosses. Nach den historischen Vorbildern verwenden sie verschiedene Sandsteine. Auch originale Fundstücke werden Teil der rekonstruierten Fassaden.
Die Schlossbauhütte in Berlin-Spandau nahm 2011 ihre Arbeit auf und ist Teil der Stiftung Berliner Schloss – Humboldtforum, der Bauherrin und späteren Eigentümerin. Sie arbeitet wie die Franco-Stella-Planungsgruppe im Auftrag der von der Bundesregierung als Bauherrn eingesetzten Stiftung Berliner Schloss – Humboldtforum, vertreten durch das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung. Die Mitarbeiter der Schlossbauhütte fertigen die plastischen Schmuckelemente für die Rekonstruktion der Fassaden. Diese sollen 2019 fertiggestellt sein. Bei dem teilweisen Wiederaufbau der insgesamt rund 500 Meter langen und 30 Meter hohen Fassaden des Hohenzollernschlosses als materialadäquate, bildhauerische Kopie sollen auch einige geborgene, originale Sandsteine eingefügt werden. Sie heben sich aus den rund 8.000 Kubikmetern Sandstein, die verbaut werden, durch die Verschwärzung ihrer Oberfläche deutlich ab. Diese Vorgehensweise ist vor allem durch die Frauenkirche in Dresden bekannt. Hier wurde ebenfalls Originalmaterial beim Wiederaufbau verwendet. Der Kontrast zwischen Alt und Neu wird im Laufe der nächsten Jahrzehnte durch die Patinierung der neuen Steinoberflächen langsam verschwinden und damit der Bezug zur einstigen kompletten Zerstörung verwischt: Die materialgetreue Rekonstruktion soll durch Alterung als solche unsichtbar werden.
Originale und Kopien
Zunächst sichteten die Mitarbeiter der Schlossbauhütte die verbliebenen Originalfragmente und die im Auftrag des Fördervereins Berliner Schloss unter der Leitung von Wilhelm von Boddien bereits hergestellten Gipsmodelle für Fassadendetails. Dann ging es in der fußballfeldgroßen Werkhalle in Spandau an die Restaurierung des alten Bestands und die bildhauerische Umsetzung neuer Elemente. In der Bauhütte arbeiten derzeit vier Stukkateure, achtzehn Bildhauer und drei Restauratoren. Zudem sind drei externe Modell- und Steinbildhauerwerkstätten im Auftrag der Schlossbauhütte tätig. Insgesamt werden 300 Gipsmodelle für 2.800 Bildhauerobjekte angefertigt. Anfangs entstehen auf der Basis von historischen Fotos und Zeichnungen kleine Modelle, sogenannte Bozettos, um in der Dreidimensionalität die Kompositionen, Achsen, Eckpunkte, Schwünge und Gegenschwünge zu klären. Anschließend erfolgt die Umsetzung in Originalgröße als Tonmodell. »Dabei hat die Oberflächenstruktur oberste Priorität«, sagt Bildhauer Frank Kösler. Hierfür setzt er zum Beispiel ein Zweispitzeisen ein. Nach der Abnahme der Modelle durch eine Expertenkommission werden diese abgeformt. Dafür werden Zweikomponentensilikone in notwendiger Stärke von mehreren Zentimetern auf- und angetragen und dann mit Gipskappen stabilisiert. In diesen Kappen werden zudem Armierungen eingebaut, um ein Zerbrechen bei der Abnahme und dem Abguss zu vermeiden. Wichtig für die Passgenauigkeit der Form sind die sogenannten Schlösser. Dies sind halbkugelförmige Ausbuchtungen, die ein Verrutschen verhindern. In der nächsten Phase erfolgt der Gipsabguss als Vorlage für die Umsetzung in Sandstein. Die Bildhauer verwenden verschiedene, vorwiegend sächsische und schlesische Sandsteine. Wie beim historischen Vorbild ist eine Mischung und damit ein Spiel der Strukturen und Farbnuancen durchaus gewollt: Das Original besaß je nach Bauphase und Verfügbarkeit ganz verschiedene Sorten. Dies war der politischen Situation geschuldet, in der sich Preußen befand. Vor dem Siebenjährigen Krieg waren sächsische Sandsteine, nach dem Schlesischen Krieg dann auch die östlicher gelegenen Vorkommen nutzbar. Da die Natursteine für die Fassadenrekonstruktion von größter Wichtigkeit sind, wurden Kennwertgruppen und Farbwerte vorgegeben. An Sockel-, Balustraden- und Traufgesimsbereiche sind höhere Anforderungen gestellt und somit härtere Gesteine benannt. Für bildplastische Bereiche und Rücklagen sind weichere Sorten vorgesehen. Es kommen vorwiegend Rackwitzer-, Postaer- und Reinhardtsdorfer Sandstein oder vergleichbare Provenienzen aus anderen Brüchen zum Einsatz.
Abformung und Laserscan
Dagegen solle aufgrund der Anfälligkeit auf den sogenannten Cottaer Sandstein verzichtet werden, so der Leiter der Schlossbauhütte Bertold Just. Die Rohblöcke werden von den Bildhauern selbst ausgewählt, dabei liegt der Schwerpunkt auf der Materialqualität. Auch die Umsetzung der Kopien erfolgt mittels Punktierverfahren in hoher handwerklicher und künstlerischer Qualität. In der Restaurierungswerkstatt werden Originale konservatorisch und restauratorisch versorgt, um wieder in die Fassaden eingefügt zu werden, oder sie werden abgeformt, um sie zu kopieren. Die Originalfragmente der sechs überlebensgroßen Skulpturen des Schlüterportals sollen konserviert im Lapidarium des Ostflügels präsentiert werden. Am neu gestalteten Portal im Osthof werden alle ursprünglichen acht Figuren rekonstruiert. In das Hauptportal von Eosander an der Schlossfreiheit können 1,5 originale Kollosalkapitelle oder Kompositkapitelle eingepasst werden. Beim östlichen Lustgartenportal gegenüber dem Dom ist geplant, die vom berühmten sächsischen Hofbildhauer Balthasar Permoser gefertigten Hermenpilaster nach der Restaurierung und Ergänzung wieder vor Ort einzufügen. Als einziges bislang noch weitgehend originalgetreu erlebbares Teilstück gilt das sogenannte Liebknechtportal, dessen Kopie im späteren Staatsratsgebäude der ehemaligen DDR zu sehen ist. Für die erneute Replik wurde mit modernster Technik gearbeitet: Im Gegensatz zur Abformung kam hier der 3D-Laserscan zum Einsatz. Die 3D-Drucke in Originalgröße aus Polyesterharz und Sandzuschlägen kann man noch in der Schlossbauhütte besichtigen, bevor diese bildhauerisch in Sandstein umgesetzt werden.
Wir entnahmen diesen Beitrag mit freundlicher Genehmigung der Januarausgabe der Zeitschrift „Stein“, dem Fachorgan für das deutsche Steinbildhauer- und Steinmetzhandwerk.
Nach Besichtigung der Schloßbauhütte Spandau mußte ich feststellen, daß dort hervorragende Arbeit geleistet wird.
So kann es weitergehen!
Mit ganz freundlichen Grüßen verbleibt
Ihr Peter Wolf