„Museumsinsel: Touristenbusse dürfen bald nicht mehr halten“

16.08.2019  Berliner Morgenpost

Touristenbusse sollen laut dem neuen Buskonzept der Senatsverkehrsverwaltung künftig nicht mehr auf der Museumsinsel halten dürfen.

Von Christian Lanz

Touristenbusse sollen laut dem neuen Buskonzept der Senatsverkehrsverwaltung künftig nicht mehr auf der Museumsinsel halten dürfen. Das habe die Verkehrsverwaltung der Interessengemeinschaft (IG) Kultur und Bildung Spreeinsel in einem Schreiben mitgeteilt, sagte Bernhard Wolter, Sprecher der Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss, die Mitglied der IG ist. Dafür solle demnach die Bodestraße vollständig und die Straße Am Lustgarten zu Teilen entwidmet und damit für den Straßenverkehr gesperrt werden.

Stattdessen will die Verkehrsverwaltung nordöstlich der Museumsinsel in der Rathausstraße zwischen Spandauer Straße und Poststraße fünf bis sechs Bushalteplätze schaffen. Hier sollen die Reisebusse künftig kurz halten, um die Touristen aussteigen zu lassen. Im Anschluss sollen sie zu Parkplätzen, etwa an der Straße des 17. Juni fahren.

Die IG Spreeinsel, ein Zusammenschluss, zu dem neben dem Humboldt Forum unter anderem auch die Staatlichen Museen und der Berliner Dom gehören, hatten gefordert, dass die Reisebusse von der bei Touristen beliebten Insel verbannt werden sollten.

Museumsinsel in Berlin: Mitten im Weltkulturerbe herrscht ein ständiges Kommen und Gehen der Reisebusse

Dicht gedrängt stehen die Busse vor den Säulengängen der Alten Nationalgalerie in der Bodestraße. Sie kommen aus Polen, Kroatien oder Süddeutschlands und halten auf der Museumsinsel, um die weit gereisten Touristen direkt an einer von Berlins größten Sehenswürdigkeiten abzuladen. Szenen wie diese spielen sich täglich auf der Museumsinsel ab. Mitten im Weltkulturerbe herrscht ein ständiges Kommen und Gehen der Reisebusse. Es dürften noch deutlich mehr werden, wenn im kommenden Jahr das Humboldt Forum eröffnet. Eine Studie der Interessengemeinschaft (IG) Kultur und Bildung Spreeinsel kam zu dem Ergebnis, dass künftig in Spitzenstunden mit bis zu 28 Reisebussen mit mehr als 1100 Mitfahrenden kalkuliert werden müsse. Die Straßen rund um das Weltkulturerbe wären damit dauerhaft dicht.

Seit Langem forderte die IG deshalb den Senat auf, die Reisebusse von der Museumsinsel zu verbannen. Die von Verkehrssenatorin Regine Günther (Grüne) geführte Verkehrsverwaltung hielt jedoch bis zuletzt an Bushalteplätzen auf der Insel fest. Nun also die Wende. Das lange angekündigte neue Buskonzept der Verkehrsverwaltung sehe vor, den ruhenden Reiseverkehr weitestgehend von der Museumsinsel fernzuhalten, teilte die Senatsverwaltung den Anrainern in einem Brief mit. Bis August 2020 sollen demnach die neuen Halteplätze für fünf bis sechs Reisebusse in der Rathausstraße neben dem Nikolaiviertel ausgewiesen werden. „Das passt gut, da wir das Humboldt Forum im September eröffnen werden“, sagte Bernhard Wolter, Sprecher der Stiftung Humboldt Forum.

Im Anschluss an die Maßnahme werden die Bodestraße und Teile der Straße Am Lustgarten vor dem Berliner Dom komplett für den Verkehr gesperrt. Nur für den Behindertentransport soll es noch möglich sein, direkt vor die Kirche zu halten. Den Forderungen der IG Spreeinsel werde damit weitgehend entsprochen, so Wolter. „Unsere Hauptforderung war immer, es kann nicht mehr sein, dass die ganzen Busse in der Spielstraße.“ Bevor ein Bus zu den Halteplätzen an der Rathausstraße fährt, muss er online einen Slot buchen. Am Nikolaiviertel sollen die Busse dann nur kurz zum Ein- und Aussteigen der Touristen stehen. „Wir haben zugesagt, uns daran zu beteiligen, dass die Slots beaufsichtigt werden“, sagte Wolter. Danach sollen sie in der weiteren Umgebung parken.

Nicht weit genug gehen die Pläne Stefan Lehmkühler vom Verkehrswendeverein Changing Cities. „Das ist aus unserer Sicht nur ein erster Schritt der einer großräumigeren Betrachtung für Alt-Mitte bedarf.“ Die Initiative hatte im Frühjahr selbst ein Konzept für die Reisebusse vorgelegt. Die Verkehrsverwaltung wollte sich auf Anfrage inhaltlich nicht äußern. Das Konzept für die Museumsinsel befinde sich in der Absprache mit allen Beteiligten, so ein Sprecher. „Es wird eine gute Lösung geben, die wir nach Abschluss öffentlich vorstellen.“

 

Quelle: Berliner Morgenpost, 16.08.2019

Vision: Förderverein Berliner Schloss e.V.

 

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