„Freiflächengestaltung am Humboldt Forum wird 2022 abgeschlossen“

22.03.2022  – Entwickliungsstadt Berlin

Rund um das Humboldt Forum werden derzeit zahlreiche Umgestaltungs- und Neubauprojekte diskutiert, die den städtischen Raum in Berlins historischer Mitte in den kommenden Jahren entscheidend prägen werden. Ungeachtet davon schreitet die Freiflächengestaltung am südwestlichen Teil des rekonstruierten Stadtschlosses voran und soll im Laufe des Jahres 2022 abgeschlossen werden.

Es gibt rund um das Humboldt Forum eigentlich kaum ein städtebauliches Thema, um welches nicht intensiv gerungen wird. Hoch im Kurs ist derzeit das auf der Kippe stehende Projekt einer Freitreppe am Humboldt Forum, da die Kosten für das Projekt in die Höhe geschnellt sind.

Ebenso kritisch einerseits und euphorisch andererseits wird das geplante “Flussbad-Projekt” betrachtet, welches zwischen Bodemuseum und Fischerinsel realisiert werden soll. Kürzlich veröffentlichte der Verein “Flussbad Berlin e.V.” eine Kostenkalkulation, nach der das Projektvorhaben deutlich günstiger als bislang geplant werden könnte.

Viele Streitthemen rund um das Humboldt Forum

Das dritte große Streitthema am Platz ist das bereits im Bau befindliche Einheitsdenkmal, welches nach aktuellem Projektstand zum 3. Oktober 2022, dem Tag der Deutschen Einheit, fertiggestellt werden soll. Über die Form des Denkmals wird ja mittlerweile bereits über ein Jahrzehnt lang gestritten, und auch der Konflikt mit der direkt benachbarten Freitreppe geisterte im vergangenen Jahr mehrfach durch den Berliner Blätterwald. Immerhin: der Bau des Denkmals verläuft bislang weitgehend reibungslos.

Wäre noch der Neptunbrunnen zu nennen, der ja seit 1969 vor dem Roten Rathaus steht, den aber viele Schloss-Befürworter gern wieder auf seinem historischen Standort an der Südseite des Humboldt Forums sehen würden. Diesen Bestrebungen aber hat die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung im Rahmen der Neuplanung des Rathausforums mittlerweile eine Absage erteilt. Der Brunnen bleibt, wo er ist.

Freiflächengestaltung am südwestlichen Teil des Humboldt Forums schreitet voran

Ungeachtet der zahlreichen Diskussionen läuft die Freiflächengestaltung am südwestlichen Teil des rekonstruierten Stadtschlosses immerhin verhältnismäßig geräuscharm ab. Natürlich hat es auch um dieses Thema intensive Diskussionen gegeben, da der Entwurf, der nun umgesetzt wird, vielen Berlinerinnen und Berlinern als zu kahl und zu nüchtern daherkam.

Durchsetzen konnte sich in einem offenen Realisierungswettbewerb vor mittlerweile rund neun Jahren das Büro bbz Landschaftsarchitekten. Diese setzten in ihrem Entwurf konsequent auf das Steinmaterial Dolomit und dessen durchgängigen Gebrauch für vertikale und horizontale Flächen.

Jede der vier Seiten wurde unterschiedlich gestaltet

Die Architekten wollen damit nach eigener Aussage eine gelassene und neue Identität für das rekonstruierte Gebäude schaffen, ohne seine historische Bedeutung dabei zu vefremden. Jede Seite des Schloss-Umfeldes gestalteten die Landschaftsarchitekten atmosphärisch anders.

Die modern gestaltete Spreepromenade im Osten wurde minimalistisch mit zwei Silberweiden am Ufer bestückt. Im Norden soll eher der Gedanke eines wissenschaftlichen, gestalteten Gartens verfolgt werden. Hierfür entwarfen bbz drei verschiedene Pflanzentableaus, wie sie Alexander von Humboldt in seinem Konzept zur Pflanzengeografie beschrieben haben soll.

Knapp 37.000 Quadratmeter Fläche mussten gestaltet werden

Im Süden wiederum wurde mit einer durchgehenden Bepflasterung eine geradezu harte Urbanität geschaffen. 195 Sitzbänke, 135 Stühle und Sessel zur freien Nutzung, 35 historische Schupmannkandelaber, 16 Stelen für Platz- und Fassadenbeleuchtung, 500 Meter Lichtlinien und vor allem: eine 33.000 Quadratmeter große Bepflasterung mit Naturstein auf einer Gesamtfläche von 36.500 Quadratmetern machen den preisgekrönten Entwurf aus.

Ein weiteres Streitthema gibt es bei der Gestaltung der Freiflächen aber doch noch: Die seit vielen Jahren geforderte Rückführung der sogenannten “Rossebändiger” aus dem Heinrich-von-Kleist-Park in Schöneberg.

Rückführung der „Rossebändiger“ bleibt ein diskutiertes Thema

Die “Rossebändiger” sind zwei Bronzeplastiken des russischen Bildhauers deutschbaltischer Abstammung Peter Clodt von Jürgensburg. Sie wurden 1844 vor dem Portal IV des originalen Berliner Schlosses aufgestellt, wo sie mit den Pferdeplastiken des Alten Museums korrespondierten.

1945 wurden sie in den Kleistpark versetzt und sollen dort auch weiterhin verbleiben. So verkündete es kürzlich jedenfalls das Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg bei der Veröffentlichung der Umbaupläne für den in die Jahre gekommenen Kleistpark.

Der Schlossplatz: Ein traditioneller Berliner Platz für Diskussionen

Man kann also tatsächlich nicht behaupten, dass den Menschen in der Stadt das rekonstruierte Stadtschloss und die Gestaltung rund um das Humboldt Forum egal wäre. Aber letztlich folgen die mitunter unversöhnlich geführten Diskussionen einer Berliner Tradition, wenn es um den Schlossplatz im historischen Zentrum der Hauptstadt geht.

Schon die Sprengung des Schlosses 1950 und der Entschluss zum Wiederaufbau des barocken Bauwerks Mitte der 2000er Jahre – welcher den Abriss des Palastes der Republik voraussetzte – wurde leidenschaftlich und verbittert diskutiert. So wird es in den kommenden Jahren vermutlich auch weitergehen am und im Humboldt Forum. Man darf gespannt darauf sein, denn aus Reibung soll ja bekanntermaßen Gutes entstehen.

 

Quelle: Entwicklungsstadt Berlin, 22.03.2022

 

7 Kommentare zu “„Freiflächengestaltung am Humboldt Forum wird 2022 abgeschlossen“

  1. Die Umfeldgestaltung des Humboldtforums/Berliner Schloß ist kein Ruhmesblatt der
    Stadtentwicklungsverwaltung. Ich denke, da ist lange nicht das letzte Wort gesprochen !

  2. Das Umfeld des Schlosses (anders als das Schloss und Humboldt Forum) liegt in der Verantwortung des Berliner Senats. Seine Gestaltung ist ein Spiegelbild der Berliner Gesellschaft, die diese Gestaltung mit demokratischer Wahl in die Hände des Senats legte. Das ist also, was die entscheidende Mehrheit der Berliner dort wollte – und keinen Schlossbrunnen, keine Rossebändiger und anderem des klassischen Bildes, sondern riesige Stein-Öde, eine vereinfachte Speer-Seite, zwei „Kraut- und Rüben-Gärten“ (angeblich Humboldt Nachbildungen) und (vielleicht angemessen) eine Trauerweide (es sollen zwei sein, nebeneinander). Dazu wünschen Berliner am Spreerand noch ein Planschbad. Der inzwischen gleichgesinnte Bund ergänzt das Bild mit seiner Wippe, die um minimale Bewegung zu erzeugen, mehrere hundert Leute benötigt . zugegeben, immer noch weniger als im Bundestag sitzen, wenn alle anwesend sind. Dank Demokratie ist Berlin zu einer Weltstadt mit Kiez- und Kreuzberg-Image und Tempelhof-Spielwiesen-Mentalität geworden. Das kann man sein, wenn man will. Das ist Demokratie. Ob dieses Image die Millionen Touristen und Bildungsinteressierten anlockt, von denen in der Anfangsphase der Gestaltung des Ortes gesprochen wurde? Wie man hört, konnte trotz Corona im vergangenen Jahr das Dresdner Schloss etwa zweimal so viele Besucher anlocken wie das Humboldt Forum.

  3. Die Granitwüste auf der Südseite ist ein Graus! Kein Baum, kein Strauch da wird es im Sommer klimatisch bestimmt uneträglich sein, wenn man sich dort aufhät. Da hätte man doch weingstens die alte Grünflächengestaltung rekonstruiren können.Ich hoffe das man wenigstens Pflanzkübel aufstellt so wie am ehemaligen Schloßgarten vor dem Alten Museum. Für das Klima vor Ort wäre es sicher gut. Gesunde Grüße Th.H.

  4. Die Rossebändiger wurden 1950 im Zuge der barbarischen Sprengung des Berliner Schlosses entfernt und aus der zerstörten Mitte Berlins vor die Alliierte Hohe Kommission in den Kleistpark versetzt. Nicht die Sprengung, aber die vorläufige (?) Versetzung der Rossebändiger ist nachvollziehbar. Völlig unverständlich bleibt, wieso die leicht mögliche Wiederherstellung des unvergleichlich schönen Ensembles aus ideologischen Gründen verhindert wird. Es geht um das Zusammenspiel von Altem Museum, den Rossebändigern Castor (Christian Thiek) und Pollux (K. F. Schinkel), der Amazone (August Kiss), dem Löwenbändiger (Christian Rauch), den dazu harmonisch korrespondierenden Rossebändigern (Cloth v. Jürgensburg) und dem jetzt als Baukörper rekonstruierten Berliner Schloss. Damit wird absichtsvoll ein Geschichtsbruch und ein Stilbruch betrieben. Somit wird eine ästhetische Wunde erhalten. Nachvollziehbar ist, dass im Zuge der völligen Sprengung des Schlosses auf der Südseite der Neptunbrunnen einen anderen vorläufigen (?) Platz vor dem Roten Rathaus finden musste. Völlig unverständlich bleibt auch hier, wieso die ebenfalls leicht mögliche Wiederherstellung des unvergleichlich schönen Ensembles des rekonstruierten barocken Schloss-Baukörpers und des darauf abgestimmten neobarocken Neptunbrunnes (Reinhold Begas) aus ideologischen Gründen weiterhin verhindert und durch eine gähnene Leere ersetzt wird. Beide Verhinderungen sind Ausdruck einer fortgesetzten Geschichtsleugnung und eines Kulturvandalismus des alten und neuen Berliner Senats. Ich weiß, dass dieses Thema vielen zum Hals heraus hängt, aber an schwere städtebauliche Vergehen sollte man sich nicht gewöhnen!

    1. Wie wahr ! Selten kommt aus dem linken politischen Lager Akzeptables hinsichtlich Ästhetik, Kunst und Stadtplanung. Siehe Karl-Marx-Allee, die bildende Kunst des real existierenden Sozialismus Honeckerscher Prägung. Nicht viel besser die sonstigen Diktaturen. Ideologie-verblendet dulden die Machtbesessenen keinen Freiraum, da sie den freien Geist fürchten. Aber auch unsere Demokratie wandelt auf einem schmalen Grat: Toleranz nur den Linken, alles auch nur andeutungsweises Rechts-Konservative oder gar Patriotisches wird als nationalistisch – möglichst besser noch nazistisch – hemmungslos diffamiert. Verräterisch wird nur vom Kampf gegen Rechtsextremismus aufgerufen, weil es Linksextremismus (angeblich) nicht gibt. Längst hat sich Deutschland, seit 1949 eine Demokratie mit dem Recht auf angstfreie Meinungsäußerung zur Gesinnungsrepublik gewandelt. Denk ich an Deutschland in der Nacht …

  5. Das Schloss ist mit großer handwerklicher Leistung original nach den Vorgaben seiner Baumeister Andreas Schlüter und Eosander wieder aufgebaut. Harmonisch und stilvoll.
    Um dieses schöne Gebäude lässt die Stadt eine Pflasterfläche entstehen die für einen Gehsteig oder Parkplatz vor einem Bungalow abgebracht ist, mit den billigsten Material an Fahrradständern. Ohne jegliche Strukturierung .
    Nur Steinwüste auch auf der Ostseite. Dabei sollte das ganze ein Patz für Weltkultur werden.
    Es sieht im Augenblick nur traurig aus, zusehends Menschenleerer.
    Wenn die Atmosphäre nicht freundlicher durch etwas lebendes wie Bäume, Pflanzen, Brunnen wird und die Ausstellungen mehr Stolz und Freude vermitteln für das was man zeigen kann, bin ich einfach nur traurig.
    Ich sehe es auch, etwas mit den Augen der Kaffee und Bistrobesitzer, wenn das Umfeld nicht einladend ist mag niemand da verweilen.

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