Die WELT hat am 30. Juni diesen Beitrag veröffentlicht:
MEINUNG REKONSTRUKTIONEN
Von Rainer Haubrich
Offiziell ist die Rekonstruktion der Hohenzollernresidenz abgeschlossen. Aber Wilhelm von Boddien, der Spiritus rector des Wiederaufbaus, sammelt weiter Spenden. Er träumt von der Rückkehr eines ganz besonderen Teils des einstigen Schlosses.
Am vergangenen Wochenende wurde das offizielle Ende des Wiederaufbaus des Berliner Schlosses gefeiert. Zuletzt waren die noch fehlenden 19 Balustradenfiguren auf ihre Plätze gehievt worden. Für die „Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss“ reicht es jetzt mit der Rekonstruktion – oder wie es die scheidende Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) klar formuliert hatte: „Weitere Rekonstruktionen sind nicht erwünscht.“

Das sieht Wilhelm von Boddien ganz anders, der Geschäftsführer des Fördervereins Berliner Schloss, der seit seinem Coup mit der Schloss-Attrappe vor 32 Jahren die Wie er das geschafft hat? Bei seinem Grußwort zum Festakt am Wochenende zitierte er den französischen Schriftsteller Antoine de Saint-Exupéry:
„Wenn Du ein Schiff bauen willst, so trommele nicht Leute zusammen, um Holz zu beschaffen, Werkzeuge vorzubereiten, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern wecke in ihnen die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer!“ Er habe mit Bürgern und Politikern wenig über Geld geredet, „obwohl wir das ja unbedingt brauchten. Wir haben einfach versucht, zunächst unsere Begeisterung auf sie zu übertragen. Auf den Gipfel eines Berges legten wir so eine Schneekugel und stießen sie in den Abgrund. Auf dem Weg ins Tal wurde sie über diese Begeisterung zur Lawine. So haben wir es geschafft, 110 Millionen Euro an Spenden zu bekommen.“
Und der heute 83-Jährige sammelt weiter. Einmal für die Rückkehr der Rossebändiger, die einst vor dem Lustgarten-Portal IV standen und sich heute im Kleistpark in Bezirk Schöneberg befinden. Auch der Neptunbrunnen, der heute auf der großen Freifläche zwischen Rotem Rathaus und Fernsehturm steht, solle an seinen einstigen Standort am Schlossplatz zurückkehren, für den er einst geschaffen wurde. Und von Boddien träumt davon, einen der spektakulärsten Innenräume des einstigen Schlosses zu rekonstruieren: die „Gigantentreppe“ von Andreas Schlüter, eines der frühesten und großartigsten Treppenhäuser des deutschen Barocks. Der Architekt des neuen Schlosses, Franco Stella, hat am einstigen Ort des Treppenhauses den Betonrohbau so bemessen, dass es noch nachträglich eingefügt werden könnte.
Aktuell befindet sich an dieser Stelle der Skulpturensaal, in dem man historische Überreste der einstigen Schlossfassaden besichtigen kann. Dort wird am Beispiel einer der monumentalen Skulpturen auch demonstriert, wie die Steinbildhauer Schritt für Schritt exakte Kopien der einstigen Originale herstellen. Damit sich Besucher – und potenzielle Spender – dies auch dienstags, am Schließtag des Humboldt Forums, ansehen können, hat Wilhelm von Boddien die Stiftung davon überzeugt, dass man diesen Skulpturensaal in den Juli-Wochen auch an Dienstagen bei freiem Eintritt besichtigen kann. Es war sicher nicht sein letzter Streich.
Textquelle: WELT vom 30.06.2025; Foto: Förderverein Berliner Schloss e.V.
Die neu geschaffenen Balustradenfiguren werten die historischen Fassaden auf und gefallen mir sehr. Ich hoffe und wünsche mir ebenfalls, dass die beiden Rossebändiger aus dem Kleistpark zurückkehren werden, wie auch der bereits mit niederländischer Hilfe restaurierte Moritz von Oranien, der im Depot in Potsdam bereit steht. Ebenso erwarte ich die Umsetzung des Schlossbrunnens oder eine Nachbildung dessen auf dem Schlossplatz sowie den Einbau der einst spektakulären Gigantentreppe und die Rekonstruktion wenigstens eines historischen Raumes.Vom einstigen Schlossinventar ist noch rund ein Dittel des Bestandes erhalten. Bund und Senat werden hoffentlich ein Einsehen haben und über ihren eigenen Schatten springen.
Meinung zu Pressespiegelartikeln zum Neptunbrunnen:
Ich schlage vor den Schlossplatz in >>Platz der Senatsbaudirektorinnen<>steinernen Gartens <<sind, umzubenennen und zwei zeitgemäße Figuren der Damen auf die Ecke einer steinernen Bank zu platzieren. Ein Besucher kann sich dann daneben setzen und den Garten nach Blumen absuchen.