„Kosten zu hoch! Schloss-Freitreppe fällt ins Wasser“

Aus der B.Z. Berlin vom 28.02.2022

 

Die 38 Meter breite Freitreppe vor dem Berliner Schloss in einer Vision

Von Hildburg Bruhns

Diese idyllische Idee bleibt wohl eine Fata Morgana. Nach B.Z.-Informationen soll das Projekt Schloss-Freitreppe gestoppt werden.

Martin Pallgen, Sprecher von Bausenator Andreas Geisel (55, SPD), sagt: „Wir sehen die Treppe wegen der enorm hohen Kosten kritisch. Die Kosten für den Bau liegen bereits jetzt um 400 Prozent höher als zu Beginn der Planung.“

Die 38 Meter breite Anlage mit Sitzstufen aus Sandstein und Granit soll vom Schloss-Neubau bis an den Spreekanal reichen. Wer sich hier niederlässt, kann im Schatten von Bäumen sitzen und seinen Blick über Schlossbrücke schweifen lassen.

2023 sollte sie fertig sein. Vor zwei Jahren wurden die Kosten mit 7,26 Millionen Euro angesetzt, wovon der Bund 3,78 Millionen Euro tragen will, das Land Berlin die andere Hälfte.

Aber nicht nur die Kosten explodieren, auch der Protest gegen die Lage der Freitreppe. Sie ist in unmittelbarer Nachbarschaft des Einheitsdenkmals, der sogenannten Wippe, geplant.

Deren Architekt Johannes Milla sprach schon von einer „ästhetischer Sabotage“. Ähnlich Ex-Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (77, SPD): „Ich nenne das eine bauliche Verachtung und Respektlosigkeit gegenüber der Würde des Denkmals.“

Die offizielle Absage des Projektes will der Bausenat noch nicht verkünden.

Sprecher Pallgen: „Für die Treppe liegt bis dato von Seiten des Umweltsenats keine tiefbaurechtliche und wasserrechtliche Genehmigungen vor. Wir sind dazu mit dem Bund dazu im Gespräch. Ein endgültiges Ergebnis steht noch aus.“

Die Freitreppe sollte auch als Zugang zum geplanten Flussbad dienen. Unbedingt gebraucht würde sie für die 830 Meter lange Schwimmstrecke im gefilterten Spreewasser nicht. Denn es sind Ein- und Ausstiege vor allem an den beiden Enden geplant – in Höhe des früheren Staatsratsgebäudes und des Bodemuseums.

Ein kritisierter Einstieg am Lustgarten wurde ebenfalls gestrichen.

 

Quelle: B.Z. Berlin vom 28.02.2022, Foto: Förderverein Berliner Schloss e.V.

 

10 Kommentare zu “„Kosten zu hoch! Schloss-Freitreppe fällt ins Wasser“

  1. Baut diese Treppe und erspart uns an dieser Stelle die „Wippe“. Der Standort war baulich wie denkmalhistorisch von Anfang an ein Fehlgriff.

  2. Die Wippe gehört absolut nicht zum Schloss. Warum kann man nicht das Umfelt so historisch wie möglich machen, statdessen ein Disneyland konstruieren? Gott frei dank die Treppe ins Wasser gefallen hat. Das beste Platz der Wippe ist naturlich vor dem Reichtag.

  3. Die Wippe gehört thematisch und in der riesigen Dimension vor den Reichstag. Am jetzt geplanten Standort wird sie völlig den Blick zum repräsentativen Eosanderportal verstellen. Ist das Absicht oder mangelnde Ästhetik und Stillosigkeit???

    1. Natürlich ist das Absicht. Wenn man das Schloß schon nicht verhindern konnte muss man doch wenigstens das Umfeld unattraktiv machen, Die Wippe hat keinen Bezug zum Schloß, dieses Monstrum von einem „Denkmal“ gehört auf die Wiese vor dem Reichstag. Dort wurde am 03. Oktober die Einheit symbolisch vollzogen.

  4. Jegliche Verweilorte am Fluss, wie die Treppe, sind dem kleinen Mann und auch dem flanierenden Weltbürger tagein-tagaus mehr wert, als ein Symbol wie die Einheitswippe. Wenn jemand findet, dass ein Element das andere entwürdigen würde, dann ist der architektonische Entwurf, der beides vereinen soll, eben noch nicht gut genug. Es gibt unzählige Beispiele für die wunderbare Verzahnung von Verweilorten und historischen Denkmälern: Mein Lieblingsort hierfür ist der umgestaltete Hafen von Kopenhagen. Setzen Sie sich mit den Architekten und Liebhabern des Guten und Schönen zusammen, Herren Milla und Thierse.

  5. Die alberne, gurkenähnliche Wippe dient nur dazu, den Platz, wo das Kaiserdenkmal stand, mit einem für den Standort möglichst unpassenden Symbol zuzubauen. Damit würde der letzte Rest von dem unter dem versiegelten Boden befindlichen Sockel (Mosaiken, die damit angeblich „geschützt“ werden sollten) vermeintlich „begründet“ entfernt werden.

  6. FREITREPPE UND EINHEITSDENKMAL VOR DEM BERLINER SCHLOSS
    Ich würde es begrüßen, wenn in Verlängerung des Eosander- Portals zur Spree die Freitreppe gebaut würde. Die Touristen könnten u.a. mit Boot an dieser Treppe anlegen, aussteigen, auf der Treppe laufen, links und rechts am Einheitsdenkmal vorbei und stünden dann vor dem imposanten Eosander- Portal.
    Den Widersachern des Einheitsdenkmals möchte ich nur kurz mitteilen. Ursprünglich stand am Standort das von Wilhelm II. in Auftrag gegebene Nationaldenkmal. Schloss und Denkmal haben die ehemaligen SED- Machthaber abreißen lassen! Deshalb ist der alte Standort, jetzt mit dem neuen Einheitsdenkmal doch aktuell aussagefähig und eine richtige Entscheidung der Verantwortlichen nebst Teilen der Bevölkerung. Über Art und Größe des Denkmals bin auch ich nicht begeistert, weniger wäre mehr.
    Herzliche Grüße

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