Frauenkirche und Neumarkt Dresden

Am Wochenende habe ich mir noch einmal ganz genau die Dresdener Frauenkirche angesehen. Der Wiederaufbau ist wirklich großartig gelungen, die Unterkirche, die Predigtkirche und die Kuppel mit Laterne sind perfekt. Auch die Wiederherstellung des Neumarktes schreitet in vollen Zügen voran. Es hat mir große Freude bereitet, wie schön das alte Dresden, zumindest im Bereich der Frauenkirche wieder erstanden ist. Der Neumarkt wird wunderbar. Ach wären wir doch in Berlin auch so weit.

Die postmodernen Bauten im Bereich des Hauptbahnhofes haben mich jedoch wenig beeindruckt. Sie nehmen weder einen Bezug auf die Sandsteinarchitektur der Stadt, noch nehmen sie die modernen Bauten der Prager Straße auf. Einfach: Stahl, Glas und Beton. Auch das häßliche Fünfzigerjahreviertel um die St. Annenkirche oder die Brachlandschaft zwischen dem Zwinger und der Friedrichstadt sind nach wie vor Wunden im Stadtbild von Elbflorenz.

Die Neustadt ist sehr schön, das Bellevue, das Japanische Palais, die barocken Straßenzüge, auch der Albertplatz mit seiner interessanten DDR-Architektur und das riesige Gründerzeitviertel im Bereich der Martin-Luther-Kirche. Einfach sehr urban.

Berlin und Potsdam könnten von Dresden, in Sachen Wiederaufbau, viel lernen.

14 Kommentare zu “Frauenkirche und Neumarkt Dresden

  1. Gibt es immer noch so riesige Warteschlangen vor der Frauenkirche? Die haben mich bisher daran gehindert, die Kirche von innen zu besichtigen.

    Ich kann mich noch gut an die Argumente erinnern, wonach der Wiederaufbau gegen den Willen der Bevölkerung stattfände, solche Architektur sei "rückwärtsgewandt", die Menschen hätten dafür kein Verständnis usw.usw. Und nun rennen die Leute, der Kirche, die sie angeblich alle nicht gewollt haben, die Türen ein.

    Weil das wohl doch etwas peinlich ist, das preudo-intellektuelle Geschwätz von damals so offensichtlich widerlegt zu sehen, wird nun eifrig versichert, in Berlin sei selbstverständlich alles ganz anders, Das Schloß sei nicht mit der Frauenkirche zu vergleichen. Allerdings hat mir noch niemand überzeugend erklären können, warum beides nicht zu vergleichen sei. Der Versuch, die offensichtliche Analogie zwischen der Frauenkirche und dem Berliner Schloß zu verwischen, dient wahrscheinlich nur dazu, die gleichen Argumente gegen das Schloß in Stellung bringen zu können, mit denen schon versucht wurde, den Wiederaufbau der Frauenkirche zu verhindern. Da man sich angesichts der Erfahrungen in Dresden damit lächerlich macht, ist man gezwungen, den Leuten einzureden, Berlin sei ein ganz anderer Fall als Dresden.

    Ist es aber nicht. Wir werden in Berlin das gleiche erleben wie in Dresden. Die Wüste wird sich in einen belebten Ort verwandeln.

  2. Ganz so lange Schlangen wie in den ersten Tagen/Wochen gibt es heute nicht mehr, doch Schlangestehen ist weiter angesagt. Selbst der Gottesdienst am Sonntag um 11:00 Uhr war so voll, wie ich es sonst nur an Weihnachten kenne, fast noch voller sogar.

    Der Wiederaufbau der Frauenkirche ist absolut gelungen. Doch auch der Neumarkt, wo übrigens auch ein Siebzigerjahrehaus für abgerissen wurde, wird sehr schön.

  3. Die Schwätzer sind eben schamlos und durch Fakten niemals zu widerlegen und es gibt so ein links-liberales Vokabular, das bei den Dummen immer wieder gut angekommt "Fortschrittlich, gerecht, sozial, modern, usw.".
    Da kann man eben wenig gegen tun.
    Wie hat schon Joachim Fernau so schön geschrieben:
    "Die Anständigen müssen immer mit persönlichem Beispiel voran gehen, während den Ideologen die Dummen von selbst nachgelaufen kommen" oder "Adam war der erste Konservative, Eva die erste Linke".
    Dabei kann Stillstand durchaus auch ein Fortschritt sein, denn nach der Logik des Zeitgeistes müßten wir ja ständig neue Arbeitsplätze suchen, unsere Frauen wechseln wie die Unterhemden und uns von einem Vergnügen ins nächste stürzen.

  4. „in Berlin sei selbstverständlich alles ganz anders, Das Schloß sei nicht mit der Frauenkirche zu vergleichen.“
    Auch wenn ich nun meine Argumente wiederholen muss, aber sie zwingen mich dazu.
    1. es stand kein anderes Gebäude an Stelle der Kirche, sondern im Gegenteil die Ruine mit viel Originalmaterial
    2. Die Frauenkirche wurde nahezu 1:1 nachgebaut, dies wird beim Stadtschloss nur mit einigen Teilen der Fassade geschehen
    3. Die Kuppel des Berliner Stadtschlosses soll nach jetzigen Planungen nicht gebaut werden
    4. die Innenräume werden nicht 1:1 nachgebaut
    5. der Ostflügel auch nicht
    6. Kirche ist Kirche geblieben
    7. Schloss wird Museum, Bibliothek, Ladenpassage, Hotel
    8. ein anderes bedeutsames Gebäude steht/ stand an seiner Stelle
    9. die Frauenkirche wurde nicht vom Staat finanziert
    Und da sprechen sie von einer Vergleichbarkeit.
    Ich kenne leider die Argumente gegen die Frauenkirche nicht, aber ich weiß dass mich die Ruine als Kind beeindruckt hat. Aber ich war auch nicht gegen den Wiederaufbau. Leider hatte ich immer noch keine Gelegenheit mir die Dresdner Innenstadt anzuschauen(obwohl ich am Wochenende schon wieder da war). Und mein Eindruck, als ich über eine der Elbbrücken gefahren bin, war, dass der Wiederaufbau für Dresden die richtige Lösung war. Denn ohne die Frauenkirche wäre die Stadtsilhouette nicht komplett.
    In Berlin würde aber ein fauler Kompromiss entstehen. Man traut sich nicht den Palast weiter zu nutzen oder weiter zu entwickeln, aber für einen kompletten Schlossaufbau fehlt einem dann auch der Mut. Das ist es was Berlin von Dresden unterscheidet.

  5. In beiden Fällen soll ein historisch bedeutsames, für das Stadtbild außerordentlich wichtiges Baudenkmal rekonstruiert werden.

    In beiden Fällen wird die Rekonstruktion von bestimmten politischen und intellektuellen Kreisen massiv bekämpft.

    In beiden Fällen sind die Argumente der Gegner der Rekonstruktion dieselben: Der Wiederaufbau sei eine Geschichtsfälschung, "Fake", "Disneyland", die Moderne komme nicht zum Zuge, der Aufbau sei zu teuer und technisch unmöglich, sei rückwärtsgewandt und gegen den Willen des Volkes.

    In beiden Fällen bilden sich Bürgerinitiativen, die Millionen für den Wiederaufbau sammeln und die Politik zwingen, sich mit dem Ziel des Wiederaufbaus auseinanderzusetzen.

    In beiden Fällen wird die Rekonstruktion gegen massiven Widerstand und trotz diverser Diffamierungsversuche durchgesetzt.

    In beiden Fällen werden die rekonstruierten Bauten bis dahin verödete Stadtviertel wiederbeleben.

    In beiden Fällen werden hinterher die Gegner der Wiederaufbaus wie durch ein Wunder verschwunden sein. Hinterher will es niemand gewesen sein. Deswegen ist es so wichtig, die Debatten zu archivieren, sonst glaubt einem das hinterher kein Mensch mehr.

  6. Wie ich oben schon gesagt habe, die Argumente gegen die Frauenkirche waren die gleichen wie gegen das Schloß. Deshalb will ich noch nachtragen: Im Dezember erlebte ich bei zwei Dresdenbesuchen das Weihnachtsoratorium von Bach und Händels Messias in der ausverkauften Frauenkirche und konnte während mehrerer Stunden in aller Ruhe bei herrrlicher Musik die Architektur bewundern. Tagsüber kam ich mit vielen Leuten ins Gespräch. Ein typischer Fall: Eine Berlinerin gestand, daß sie einst gegen den Wiederaufbau war und sich jetzt aber darüber freue. Auf meinen Hinweis, daß nun das Berliner Schloß anstehe, war sie entschieden dagegen. Sie merkte gar nicht, daß sie die gleichen Argumente wie einst gegen die Kirche verwandte. (Zu teuer, wird nicht gebraucht, Disneyland usw.) In Berlin wiederholt sich jetzt alles. Auch hier ging der entscheidende Anstoß von einer Bürgerinitiative aus, die Politik sprang erst hinterher darauf. Am Schluß wird keiner dagegen gewesen sein. Einen Unterschied gibt es allerdings. Das gesellschaftiche Umfeld war in Dresden besser als in Berlin. In der einstigen DDR-Hauptstadt Ost-Berlin konzentrieren sich eben die alten SED-Genossen, was in Dresden nie der Fall war.

  7. @ Berlinfreund

    Tja, Dresden ist halt durch und durch eine Kulturstadt, Berlin ist zwar auch eine, nur haben es die Berliner und ihr Senat noch nicht ganz begriffen.

  8. "(Zu teuer, wird nicht gebraucht, Disneyland usw.)"
    Diese Argumente führe ich gar nicht dagegen an. Die Idee eines Humboldtforums ist und bleibt richtig und das die Umsetzung auch etwas kostet ist klar. Nur das vorgelegte(viel zu grobe) Architektonische und Finazielle Konzept ist zweifelhaft und damit der frühzeitige Abriss nicht begründbar.

  9. Da hat doch offenbar derselbe únerfreuliche Zeitgenosse, der – unter Missbrauch meines inzwischen geschützten Namens – schon einmal geglaubt hatte hatte, mich mit seinem Unsinn diskreditieren zu können, dieses – unter leichter Abänderung der Schreibweise meines Namens – erneut versucht. – An die Teilnehmer dieses Forums: Verwechseln Sie bitte nicht "Koesters" mit Kösters!

  10. Das hat der Schelm mit Havelkapitän und Havelkapitaen auch schon versucht und in den Zeiten von Pisa sind seine Erfolgsaussichten gar nicht so gering.
    Ansonsten sollte man den Herrschaften, die es nötig haben, mal klipp und klar sagen, daß sich Disneyland in der Nähe von Paris befindet, daß dort Goofy und Donald – Duck – Darsteller herumlaufen und sich hinter den Fassaden Achterbahnen verbergen.
    Somit sollte eigentlich keine Verwechslungsgefahr bestehen.
    Bitte, liebe Einheitsbreidurchkauer, warum kommt Ihr immer wieder mit demselben ausgelutschten Käse, wenn , selten genug, in Deutschland ein ortsbestimmendes Gebäude wieder errichtet wird? Hey, auf der Insel Herrenchiemsee (Ihr wißt nicht, wo das liegt, weil Ihr immer in die Toskana und nach Nju-Jorck zum Shoppen müßt, Euer Problem) hat ein bayrischer König das Schloß Versailles nachgebaut – stört nicht nur niemanden, Millionen von Menschen haben sich bislang dran erfreut, es ist die Attraktion zwischen Prien und Aschau !

  11. Sehr geehrter Herr Kösters, Sie können Ihren Namen mit der Schreibweise "Koesters" auch sperren, indem sie ihn mit einem Passwort schützen.

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