Fehlinterpretierte Meinungsumfrage zum Schloss beeinflusst die Öffentlichkeit.

Infratest dimap meldet die Wahrheit:

70 % aller Berliner in Ost und West stimmen grundsätzlich für den Bau des Humboldtforums in den historischen Schlossfassaden!

Ergebnis einer repräsentativen Meinungsumfrage von infratest dimap vom 14. – 17. Juni 2010

Die Berliner Zeitung wollte es wissen. Sie steht schon seit Jahren dem Bau des Humboldtforums in den Fassaden des Schlosses zumeist sehr kritisch gegenüber. Und sie macht damit Politik. Über das Meinungsforschungsinstitut Forsa ließ sie die Berliner Ende Mai 2010 repräsentativ befragen.

Die Berliner Zeitung gab als "Sensation" bekannt, dass 80 % der Berliner den Wiederaufbau des Schlosses ablehnten. Leider hat sie die Fragen nicht in ihrem Bericht veröffentlicht. Man konnte aber deutlich aus dem Ergebnis herauslesen, dass die Zeitung gar nicht nach Humboldtforum und Schloss gefragt hatte.

Angesichts der bevorstehenden Sparbeschlüsse ("Sparen bis es quietscht!“) befragte man wohl Ende Mai die Berliner, wo man denn mit dem Sparen beginnen könne, bevor es zu Kürzungen im Sozialbereich komme.

Die Antworten: Bei der Verwaltung, beim Weiterbau des inneren Autobahnrings A100 durch Berlin-Treptow und beim Wiederaufbau des Berliner Schlosses. Also vor allem bei den kurz vor dem Baubeginn stehenden Großprojekten in der Stadt. Was hätte sonst die A100 mit dem Humboldtforum zu tun?

Wir hätten dem Projekt gegenüber mehr Fairness bei der Auswertung erwartet!

Agenturen, Zeitungen, ja fast alle Medien übernahmen unkritisch diese Meldung – und der bundesdeutsche Blätterwald rauschte. Möglicherweise hat dies sogar die Bundesregierung bei ihren Sparbeschlüssen beeindruckt. Kam die Meldung doch punktgenau nur wenige Tage vor der Sparklausur am 6. Juni 2010.

Wir konnten das Ergebnis nicht glauben, waren die Berliner doch vor Jahresfrist noch mit 59 % für das große Kulturprojekt im Zentrum der Stadt. Ebenfalls repräsentativ und ebenfalls seriös gefragt, aber von Infratest dimap. So gaben wir dem Meinungsforschungsinstitut einen neuen Auftrag für eine repräsentative Umfrage in Berlin.

Infratest dimap fragte:

"In Berlin soll an historischer Stelle gegenüber dem Dom das Humboldtforum in Gestalt des früheren Berliner Schlosses gebaut werden. Finden Sie, dass ein solches Gebäude mit wieder aufgebauten historischen Schlossfassaden in der Stadtmitte gut ist für Berlin oder nicht?"

50 % der Berliner bejahten uneingeschränkt diese Frage. 45 % verneinten sie.

Infratest dimap fragte nach:

Wenn: "Ist nicht gut für Berlin": "Würden Sie sagen, Sie sind grundsätzlich gegen das geplante Gebäude mit der Schlossfassade oder sind Sie nur momentan dagegen, weil wegen der Krise gespart werden muss?"

Von den 45 % meinten dann weiter 20, dass sie nur wegen der Finanzkrise dagegen seien, ganze 25 % der Berliner waren prinzipiell dagegen. 5 % hatten gar keine Meinung dazu.

Fazit:

Damit stehen 70 % aller Berliner hinter dem z.Zt. größten nationalen Kulturprojekt Deutschlands in ihrer Stadt!

 

4 Kommentare zu “Fehlinterpretierte Meinungsumfrage zum Schloss beeinflusst die Öffentlichkeit.

  1. Einer öffentlichen Untersuchung würde dies nicht standhalten. Die Berliner wollen es nicht, denn sie sind zwar zu oft zu Naiv, aber nicht ganz blöde; es geht um wirklich viel Geld. Deutschland ist Pleite, und Berlin erst!

    Nur eine weitere Volksverdummung die Euch sowie so keiner abkauft. Ihr wisst das es so ist und die inzwischen auch schon. Naja, baut mal Euere Hütte, wir setzen dann noch eine daneben. Dann stimmt die Sache wieder. Und dann gehen wir zusammen Party machen :o)

  2. WIE BITTE?! Euch ist anscheinend alles recht, um den Wiederaufbau des Schlosses zu rechtfertigen, jetzt verkauft auch ihr eure Leser für dumm!
    Ob die Berliner den Bau des Humboldt Forums in Gestalt des Stadtschlosses „gut für Berlin“ finden oder ob sie den Bau befürworten sind zwei komplett unterschiedliche Paar Schuhe!!! Es mag ja sein, dass der Bau gut für Berlin wäre aus touristischen Gründen z. B. Das heisst noch lange nicht, dass die Berliner, die den Bau „grundsätzlich gut für Berlin“ finden, auch finden, dass er tatsächlich gebaut werden soll, u. a. aufgrund der Finanzlage!
    Ich vergleiche das oben geschriebene mal mit den Aussagen nach der letzten Bundestagswahl: „Die Mehrheit der Deutschen wählte eine schwarz-gelbe Regierung“. Genauso falsch, da zwei Drittel sie nicht wählten. Ihr hab hier genau dasselbe getan. Wie ihr die Menschen mit solchen Aussagen auf den Arm nehmt, ist absolut unverschämt! Wenn ihr also Zeitungen für ihre Aussagen kritisiert (was ja durchaus berechtigt sein mag), dann packt euch gefälligst auch an die eigene Nase!
    Und noch etwas: Ich kenne keinen einzigen Menschen (!), der den Wiederaufbau unterstützt, ich weiss nicht, welche Bevölkerungsgruppen ihr gefragt habt, aber abgesehen von Nostalgikern und eventuell ein paar eifrigen Architekten kann ich mir nicht vorstellen, welcher halbwegs gebildete Mensch ein Projekt unterstützen würde, welches nicht nur wirtschaftlich und städtebaulich auf höchste Kritik stößt, sondern vor allem auch aus sozio-kultureller, geschichtlicher, restaurierungsethischer und denkmalpflegerischer Sicht entschieden abzulehnen ist.

  3. Liebe Veronica,

    ich gehöre zu den VIELEN Menschen, die den Wiederaufbau des – von Ignoranten abgerissenen Schlosses –
    unterstützen. Da wir uns nicht persönlich kennen, vermute ich, dass Sie sich Bekanntschaften nähern,
    deren Meinung Ihnen genehm ist. Schade eigentlich ! Auch Diskussionen können das Leben bereichern.

    Mit freundlichen Grüßen,

    Ulrich

  4. Hallo,
    also ich glaube nicht, dass die Mehrheit der Berliner den Wiederaufbau unterstützt. Veronica hat meines Erachtens völlig Recht. Eine Hochrechnung auf Grund einer Umfrage heisst noch lange nicht die Wahrheit gefunden zu haben.

    Was mich nach wie vor unheimlich an der ganzen Diskussion stört, ist die fehlende Frage nach dem WARUM. Weshalb sollte man eigentlich so ein Gebäude wieder errichten wollen? Wozu das Ganze? Ich meine, es gibt in Deutschland mit Sicherheit hunderte Gebäude die allein den letzten großen Krieg zum Opfer gefallen sind und die man wegen den verschiedensten Gründen wieder errichten könnte. Weil es schön aussieht? Nun ja, sicherlich liegt Schönheit und Ausstrahlung immer im Auge des Betrachters. Aber wenn es etwas gibt was das Berliner Stadtschloss wohl niemals war, dann ist es schön.

    Ich erkenne keinerlei Gedanken etwas Neues zu bauen. Ich finde nicht die kleinste Spur von fortschrittlichen Denken. Nein, ich glaube nach wie vor, dass nationalistischer Größenwahn, die einzigen Gründe für den kompletten (Beton)Neubau eines solchen Gebäudes sind und das finde ich sehr, sehr schade.

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