Die Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss präsentiert im Humboldt Forum auch die facettenreiche rund 800-jährige Geschichte des Ortes. Eine zentrale Rolle spielt dabei der Vorgängerbau des Humboldt Forums: der Palast der Republik. Nun nimmt die Stiftung von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) wesentliche Teile der Inneneinrichtung des Palastes in ihre Sammlung auf.
An kaum einem anderen Ort haben sich in den letzten 800 Jahren gesellschaftliche, städtebauliche, politische und kulturelle Entwicklungen so verdichtet wie dort, wo derzeit das Humboldt Forum fertiggestellt wird. Die Geschichte des Ortes ist daher von zentraler Bedeutung, um die Architektur und das Konzept des neuen Hauses zu verstehen.
Die Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss hat satzungsgemäß den Auftrag, diese Geschichte aufzuarbeiten und zu präsentieren. Um die künftigen Besucherinnen und Besucher des Humboldt Forums über diesen besonderen Ort zu informieren, hat der eigene Bereich Geschichte des Ortes eine Reihe von Angeboten entwickelt. Dazu gehören ein Videopanorama im Erdgeschoss, ein Rundgang im Schlosskeller, der Skulpturensaal sowie 36 Spuren, die im gesamten Haus an wichtige Nutzungsaspekte und historische Ereignisse im Berliner Schloss und im Palast der Republik erinnern. Gerade für den Vorgängerbau sieht die Stiftung eine besondere Verantwortung, der sie in vielfältiger Weise gerecht werden will. Besucherinnen und Besucher des künftigen Humboldt Forums werden den Palast der Republik besonders in den Spuren wiederfinden.
Spuren zum Palast der Republik
12 Schlüsselobjekte, Objektensembles und Collagen veranschaulichen beispielhaft unterschiedliche Nutzungsaspekte und zentrale Ereignisse rund um dieses wichtigste Prestigebauwerk der DDR. Die gläserne Wahlurne, die der ersten und letzten frei gewählten Volkskammer der DDR für Abstimmungen diente, symbolisiert die Transparenz politischer Entscheidungen nach der politischen Wende im Herbst 1989.
Wegen seiner politischen Bedeutung wurde der Palast der Republik vom Ministerium für Staatssicherheit der DDR als besonderes Sicherungsobjekt eingestuft. Ein Monitor aus der ehemaligen Leitwarte sowie Videoaufnahmen deuten auf die fast lückenlose Überwachung von Besucherinnen und Besuchern sowie Mitarbeitenden im Innen- und Außenbereich. Das von der Meißener Porzellanmanufaktur für das Palastrestaurant geschaffene florale Wandrelief vermittelt einen Eindruck von der aufwendigen und prachtvollen Inneneinrichtung. Der hohe Qualitätsanspruch zeigt sich auch in der Gestaltung des hinterleuchteten Leitsystems, das den damals modernen Designstandards in jeder Weise genügte.
Inhaltlich und formal sehr unterschiedliche Kunstwerke wie das von Jo Jastram für das Foyer der Volkskammer geschaffene Bronzerelief mit dem Titel Lob des Kommunismus, von dem im Humboldt Forum nur ein kleiner Ausschnitt zu sehen sein wird, sowie das Gemälde Guten Tagvon Wolfgang Mattheuer für die Palast-Galerie, bieten Anlass zu Diskussionen über die Bedeutung künstlerischer Auftragswerke in der DDR der 1970er Jahre.
Ein Teller aus dem Palast-Restaurant, zwei Eisbecher aus der Milchbar sowie eine Collage aus Programmen, Plakaten und Filmausschnitten verweisen darauf, dass der Palast der Republik von einer breiten Öffentlichkeit vor allem wegen seiner vielfältigen gastronomischen Angebote und seines attraktiven kulturellen Veranstaltungsprogramms mit Stars aus Ost und West wahrgenommen wurde. Schließlich macht ein Foto der friedlichen Revolution vom Herbst 1989 zusammen mit einer Darstellung der Märzrevolution 1848 und einem Foto der Novemberrevolution 1918 deutlich, dass dieser Ort immer wieder auch ein umkämpfter Schauplatz politischer Auseinandersetzungen war.
Inneneinrichtung aus dem Palast der Republik
Am 19. September 1990 wurde der Palast der Republik aufgrund von Protesten der Mitarbeitenden wegen der Asbestbelastung geschlossen. Vor Beginn der Sanierungsarbeiten im Mai 1998 wurden wesentliche Teile seiner Inneneinrichtung geborgen und sorgfältig dokumentiert. Die Bestuhlung aus dem Volkskammersaal, Schreibtische aus den Fraktionsbüros, Teile des Wegeleitsystems, die berühmten Kugellampen, Teppichstücke und Garderobenständer, Marmorplatten aus dem Hauptfoyer, Möbel des Jugendtreffs und viele andere Ausstattungsstücke lagern seitdem in einem Depot der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) in Berlin Spandau.
Wesentliche Teile dieses Bestands gehen nun in die Sammlung der Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss über. Dabei handelt es sich weniger um die spektakulären und weithin bekannten Gegenstände wie die Bilder der Palast-Galerie, die derzeit vom Deutschen Historischen Museum betreut werden. Vielmehr sind es vor allem profane Möbel und Inneneinrichtungen, die gleichwohl auf symbolischer oder auch emotionaler Ebene eine kraftvolle Wirkung entfalten. Damit verfügt die Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss nun neu auch über einen bedeutenden Grundstock an Objekten, um sich immer wieder neu mit der wichtigen Geschichte des Vorgängerbaus des Humboldt Forums auseinanderzusetzen.
Quelle: Pressemitteilung der Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss
Ja, da werden Tränen fließen (Taschentücher mitbringen!) , um – wie es oben heißt – „sich immer wieder neu mit der wichtigen Geschichte des Vorgängerbaus des Humboldt Forums auseinanderzusetzen´´ — sehr wichtig, wirklich. Ich selbst (83/84 J.) werde den Teil mit Tempo erledigen und nach Präsentation des Vorvorgängerbaus suchen.
Hymne der SED zur Palasteinweihung: „Preßlufthämmer stießen ins Gedärme des alten Kaiserschlosses. Und Sprengung! Ausschacht! Pumpenstation, Verbündeter der Spree und dann ihr Herr. Erhob sich Jahr´s darauf das Filigran des Stahlskeletts (…) Jedoch der Bau an dir wird nie zu Ende sein. Denn er heißt: Friede ! Heißt: Kommunismus ! Heißt: die ganze Welt! Dies sei der Mörtel, der dich, Haus, im Herzen unserer Stadt Berlin stets zusammenhält.“ Berlin 1976
Gut so — jetzt wird man sich aber wohl kaum mehr dem berechtigten Ansinnen entziehen können, auch wieder etwas vom Innenleben des Barockschlosses zu rekonstruieren, zumal noch diverse Einrichtungsgegenstände erhalten sein sollen. Das wäre ein Stück mehr gesamtheitliche Dokumentation unter fairen Gesichtspunkten. Wenn man DDR zeigt, dann auch Barockresidenz, beides hat hier seine grosse historische Bedeutung. Ein Weglassen dieses Teils der Ortsgeschichte wäre Verleugnung und gleichzeitig Anbiederung an lautstarke Interessengruppen, die einseitig denken. Die Finanzierung auf lange Sicht dürfte wie viele Projekte mit Sinn und guter Lobby zeigen kein Problem sein… Der Förderverein hat ein Folgethema — für die nächste Generation.