Kommt die romantische Ostfassade aus der Zeit der Kurfürsten mit dem Grünen Hut wieder?

 

Nein, sie ist nicht vorgesehen. Der Deutsche Bundestag wünschte bei seinem Grundsatzbeschluss, dass die Vernichtung des historischen Schlosses nicht vergessen werden solle und entschied aus diesem Grunde, dass die Ostfassade zur Spree und die Westfassade des Schlüterhofs in moderner Formensprache zu gestalten seien. Ein weiterer Hintergrund für eine moderne Fassadengestaltung im Osten könnte sein, dass es bei Wiedererrichtung der Fassade möglicherweise Volumen-Probleme mit der Unterbringung der Museen im Schloss gibt, deren Raumbedarf ist sehr groß. Intern sprach man schon vom „Gummi-Schloss“, weil deren Platzbedarf die festgelegten historischen Außenfassaden sprengen würde. Nun schafft man ein Ventil dafür mit der neu zu gestaltenden Ostfront des Schlosses.

Bis zum 19. Jahrhundert ähnelte das Schloss an seiner Ostseite einer Wasserburg, Teile der Fassaden standen unmittelbar in der Spree. Dann ließ Kaiser Wilhelm die Schiffsanlegestelle ausbauen und setzte hierfür eine Terasse mit Treppenanlage zum Wasser davor. Nach dem Abbruch des Schlosses wurde die Spree für den Palast der Republik noch einmal verengt.
Die Wiedererrichtung der Ostfassade am alten Ort würde bedeuten, dass diese nun noch weiter entfernt vom  Wasser wäre und so möglicherweise einen Teil ihres romantischern Charakters verlieren würde.
Der Grüne Hut war der älteste Teil des Schlosses, ein an der Südostseite zwischen Erasmuskapelle und Haus der Herzogin verborgener runder Befestigungsturm der alten Cöllnischen Stadtmauer aus dem 13. Jahrhundert. Er trug den Namen, weil von ihm nur das oberste Geschoss, gekrönt mit einer kupfergrünen Zwiebelhaube sichtbar war. (Siehe auch Abbildung unter „Alles über das Schloss / Geschichte“)

Wir müssen in unseren Forderungen nach einer weitestgehend originalgetreuen Rekonstruktion pragmatisch bleiben und unsere Prioritäten dem Möglichen anpassen. Deswegen wünschen wirdie Rekonstruktion möglichst vieler der historischen Innenräume, zunächst in schlichter Form, um künftigen Generationen eine Option für den Weiterbau zu ermöglichen. Dazu gehören auch die wichtigsten historischen Treppenhäuser. Auch dieses zwingt zur Akzeptanz der nun entschiedenen Gestalt der Ostfassade.

Begreifen wir den Schlossbau bitte deswegen auch als einen Prozess über Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte:

 

Historische Räume können nur schwerlich nachträglich in den Bau am originalen Ort eingefügt werden, wenn man das Gebäude nicht insgesamt, äußerst kostspielig, auskernen will. Die Kosten dafür stehen also in keinem Verhältnis zum sofortigen Einbau bei Baubeginn des Schlosses. Der spätere Bau der Ostfassade würde immer noch leichter und billiger möglich sein, weil dafür nur ein Teilabbruch nötig ist.

Hüten wir uns deswegen, den mühsam gefundenen Kompromiss schon jetzt zu gefährden.