Rothenburg und die Häßlichkeit der Moderne

Die erste Januarwoche habe ich in Rothenburg ob der Tauber verbracht, es war Urlaub für die Sinne pur.
Zuerst bin ich wieder die Stadtmauer hinaufgestiegen, auf der östlichen Seite sind auf Schritt und Tritt Dankessteine in die Wand eingelassen:
1m gestiftet von XYZ auf Augsburg; 4 m gestiftet von ZXY aus New York, usw.
Die Jahreszahlen liegen i.d.R. in den 50ger Jahren. Wie kommt das, wurde Rothenburg etwa erst in den fünfziger Jahren errichtet?
Nein, die Stadt hat am 31. März 1945, fünf Wochen vor Kriegsende, ihr Gomorrha erlebt, 40 Prozent der Stadt gingen im Feuersturm auf.
Wer es nicht glaubt, der besuche die Dauerausstellung mit ergreifenden Fotos in der Kirche St. Wolfgang hoch über dem Taubertal, dort sieht man Bilder, die denen von Hamburg oder Köln gleichen, nur die Geschoßhöhen sind andere.
Heute sieht man nichts mehr davon, ich habe bei meinem Rundgang kein einziges Gebäude aus Glas oder Stahl oder Beton entdeckt, keine moderne Verwerfung, keinen bewußt herbeigeführten Bruch, keine moderne Straßenplastik.
Rothenburg ist der lebende Beweis, wie alle unsere Städte wieder hätten aufgebaut werden können.
Und wer von den Modernisten und Rekonstruktionsgegnern hätte schon jemals Rothenburg mit dem ewigen Disney-Vorwurf beglückt? Die Stadt ist fast zur Hälfte Rekonstruktion und sie lebt, vielleicht von den Touristen, aber die Einwohner lieben ihre Stadt und möchten sie gegen nichts in der Welt eintauschen.

Ein Kommentar zu “Rothenburg und die Häßlichkeit der Moderne

  1. Ich muß ja zugeben, daß mir das auch nicht bekannt war, daß Rothenburg o.d.T. so schwer zerstört worden ist. Es ist wirklich makellos wiederaufgebaut worden.

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