23.09.2021 Der Tagesspiegel
Noch ist der Besuch des Humboldt Forums gratis. Wie weit man ohne Ticket kommt und was bei Ausstellungsbesuchen mit Zeitfenster-Tickets zu beachten ist.
Von Christiane Peitz
Die Berliner gehen ja gerne schnell gucken, wenn es was Neues gibt in der Stadt. Vor allem, wenn Besuch aus „Westdeutschland“ ins Haus steht, wie die Alteingeborenen immer noch sagen. Vielleicht ist deshalb die „Berlin Global“-Schau im Humboldt Forum nach wie vor die begehrteste Ausstellung im neueröffneten Schloss: Die Zeitfenster-Tickets etwa für dieses Wochenende sind bereits ausgebucht. In der nächsten Woche geht aber noch was.
Auch bei den seit Donnerstag zugänglichen Ausstellungen des Ethnologischen und des Asiatischen Museums nach dem Festakt am Mittwoch sind einige Kontingente schon aufgebraucht.
Aber der Reihe nach. Bis einschließlich 12. November sind Schloss-Erkundungen gratis möglich. Wer einfach nur mal ins Gebäude will, kann dies rund um die Uhr ohne Ticket tun und vom Portal 3 auf der Westseite oder von den Portalen der Nord- und Südseite aus durch die Passagen und den Schlüterhof flanieren. Und sich tagsüber im Bistro niederlassen oder auf den Rolltreppen nach oben schweben.
Frei zugänglich sind im Erdgeschoss zu den Öffnungszeiten (siehe weiter unten) außerdem der Skulpturensaal, das Videopanorama über die Schloss-Chronik und die leider nur sehr kleine Schau zu den Namensgebern „Einblicke. Die Brüder Humboldt“.
Zeitfenster-Tickets sollten für die Ausstellungen „Berlin Global“, „Schrecklich schön. Elefant – Mensch – Elfenbein“ sowie für die teileröffneten Flächen mit den ethnologischen Sammlungen und dem Museum für Asiatische Kunst im zweiten und dritten Obergeschoss gebucht werden. Das geht jeweils 14 Tage im Voraus, am einfachsten online über die recht gut sortierte Webseite www.humboldtforum.org, oder telefonisch unter 030/99 211 89 89 (täglich 10–18 Uhr).
Das Gleiche gilt für die Kinder- und Familien-Schau „Nimm Platz!“, die für die nächsten zwei Wochen allerdings bereits komplett ausgebucht ist. Zeitfenster-Tickets benötigt man außerdem für die „Geschichte des Orts“ mit den archäologischen Funden im Schlosskeller und die Eröffnungspräsentation des Humboldt Labors „Nach der Natur“ zu den Themen Klimawandel, Artenschutz und Krise der Demokratie. Hier sind noch Tickets zu haben.
Zeitfenster-Tickets gibt es für jede Ausstellung einzeln. Das will gut geplant sein
Achtung! Für all diese Ausstellung müssen Online-Tickets einzeln gebucht werden; All-Inclusive-Eintrittskarten fürs gesamte Haus gibt es nicht. Das weitläufige Humboldt Forum ist ohnehin kaum an einem Tag zu schaffen.
Wer trotzdem einen Marathon oder Halbmarathon plant, muss in etwa einschätzen, wie viel Zeit eine Ausstellung in Anspruch nimmt. Dafür findet sich auf der Webseite dankenswerterweise eine Liste mit ungefähren Verweildauern.
Für die Berlin-Schau werden 120 Minuten angegeben, für die Elfenbein-Ausstellung, die Museen in den Obergeschossen und die „Nimm Platz“-Ausstellung jeweils 90 Minuten. Der Schlosskeller lässt sich in einer halben Stunde besichtigen, für das Humboldt Labor ist eine Stunde veranschlagt.
Vorabbuchungen sind unbedingt zu empfehlen, trotzdem wird ausdrücklich auch zu spontanen Besuchen ermuntert. Wer zum Beispiel eine der ausgebuchten Präsentationen ausgerechnet am Wochenende ansteuern will, dem bleibt die Tageskasse im Foyer. Mit etwas Warteschlangen-Geduld und etwas Glück kann es klappen. Am besten, man versucht es gleich morgens ab 10 Uhr. Oder später am Abend: Freitags und samstags ist das Haus bis 22 Uhr geöffnet, Mo, Mi, Do und So von 10 bis 20 Uhr, dienstags ist geschlossen.
Und die Corona-Regeln? In den Innenräumen gilt Maskenpflicht. Ausstellungsbesuche erfordern keinen 3-G-Nachweis, für Führungen, Veranstaltungen und Workshops (Termine finden sich auf der Webseite unter „Programm“) gilt jedoch die 3-G-Regel, ebenso für die Innengastronomie.
Auf ins Humboldt Forum: Gut 100.000 Besucher:innen waren schon da. Das Humboldt-Team hofft auf ein vielfaches, auch über das Ende der 100-Tage-Gratis-Zeit hinaus.
Quelle: Der Tagesspiegel, 23.09.2021
Meine Erfahrungen Do. 23.9.-So.26.9.sind nicht ganz identisch mit der obigen Beschreibung. Ich hatte Do.23.9. das Benefizkonzert im Konzerthaus besucht (organisiert vom Lions Club Berlin) – da musste man schon an der Kasse Anschrift u.a. angeben, danach Corona-Pass-Kontrolle mit strengem Vergleich im Personalausweis, und dann musste noch ein längeres Formular ausgefüllt werden. Zweite bzw. dritte Sitze waren gebrauchsunfähig befestigt. Das Konzert war hervorragend. Freitag u. Samstag war ich schon um 10 Uhr am HF – nur wenige Leute! Ich erhielt problemlos und kostenlos und ohne Voranmeldung die gewünschten Zeitfenster-Tickets für Ethnologisches Museum (Fr.) und Asiatisches Museum (Sa.) – kein Problem, keine Menschenmassen. Alles sehr sehenswert – ausgenommen die vielen bekannten Klagen und Belehrungen (auch von einer „Holocaust-Pädagogin´´ im Afrika-Teil, zudem mit kleinen Beschriftungen in nahezu gedunkelten Räumen. Der so oft genannte Königsthron aus Kamerun wirkt klein. Sehr gut ist der Asien-Teil. Die ebenfalls oft genannten Höhlenfresken aus China sind sehr blass (daneben gestellte neue Kopien wären hilfreich) – die wechselnde Beleuchtung der Decke der Kuppel innen über den Fresken bewundernswert. Erstaunlich, dass manche Objekte, besonders aus Indien, erst in jüngster Zeit erworben wurden. Afghanistan ist stark vertreten – auch mit einem Geschenk eines Königs bei seinem Besuch in Berlin. Der Südpazifik-Teil, im HF genannt Ozeanien, ist ebenfalls eindrucksvoll gestaltet. Was fehlt ist m.E. eine Land/See-Karte mit alten und ehemaligen Namen nebeneinander (z.B. Auguste-Viktoria-Fluss = Sepik heute, Mt. Hagen hieß wie? usw.). Am Ende führt der Weg immer ins Bistro, wo die Speisen ausgezeichnet sind – aber der Betrieb überfordert ist, erst recht die Kaffeemaschine, die gern streikt!.