„Steine fürs Schloss“

09.07.2015     Sächsische Zeitung

Die Kamenzer Granitwerke bearbeiten in Bischheim Sandstein für eines der größten Wiederaufbau-Projekte in Berlin.

Von Ina Förster

Riesige Sandsteinblöcke und anderes Gestein türmen sich auf dem Gelände der Kamenzer Granitwerke. Und die befinden sich in? Bischheim! Am Galgsberg! Wer hätte das gedacht? Seit 1998 hat Geschäftsführer Rolf Ziesche am Rande des Haselbachtal seinen Firmensitz aufgebaut. In Wiesa wird zwar auch noch ein Steinbruch betrieben. Doch das eigentliche Herzstück des Betriebes ist hier angesiedelt. Ein bisschen mutet alles wie im Dornröschenschlaf an. Wäre da nicht lauter Maschinenlärm, wenn man näher kommt.

Steine in jeder Form und Größe

Der Chef läuft mit Sohn Bernd gerade wieder einmal übers Areal. Sie sichten unzählige, bereits bearbeitete Sandsteine. Fast die gesamte Fläche ist damit zugestellt. Quadratische, rechteckige, gebogene, Säulenaufsätze, Säulen. Die größten sind bis zu 4,40 Meter lang und 40 Zentimeter tief. „So einer wiegt schon schnell mal acht Tonnen“, sagt der Juniorchef. Bald werden diese die Fassade des Berliner Schlosses zieren. Schöne Zukunftsaussichten also!

„Seit letztem Herbst fertigen wir die Teile. Ein Großauftrag, der uns noch bis 2016 beschäftigen wird. Dann soll die Fassade am Stadtschloss abgeschlossen sein. So lautet jedenfalls die Zeitschiene“, erzählt Rolf Ziesche. Zum Großteil liefert die Firma die Fassadenstücke an die Münchner Firma „Rauch – Naturstein am Bau“. Der langjährige Geschäftspartner hat dafür die Kamenzer Granitwerke ausgewählt, weil hier einfach Qualität und Verlässlichkeit stimmen. „Der Sandstein kommt aus einem polnischen Steinbruch bei Warthau. Wir wählen das Gestein in seiner unterschiedlichen Färbung direkt vor Ort aus und verarbeiten ihn in Bischheim weiter“, so Juniorchef Bernd Ziesche.

Manche Fassadenteile müssen eher grau sein, andere benötigen eine stärkere Maserung. Je nachdem, an welchem Flügel des Gebäudes sie angebracht werden sollen. Im Büro hängen dafür akkurate technische Zeichnungen der entstehenden Flächen. Jeder einzelne Baustein hat eine bestimmte Form, wird später vor Ort nur noch am Betonkern befestigt. Die meisten Stücke benötigen Münchner in der Hauptstadt. Etwa zehn Prozent werden aber auch von den Kamenzern selber installiert. Fünf Mitarbeiter der Firma sind dafür gerade wieder in Berlin tätig.

Chef Rolf Ziesche fährt selber regelmäßig hoch und überwacht die Arbeiten. Die Sandsteine aus Bischheim rollen je nach Bedarf auf großen Lkws vom Hof. „Wir haben selten eine solch gut organisierte Baustelle erlebt. Die Logistik stimmt“, lobt der 62-Jährige.

Ohne CNC-Geräte geht nichts mehr

Die Vorarbeiten selber sind anspruchsvoll. Bernd Ziesche, gelernter Steinmetz, muss bei den Feinheiten mit Hand anlegen. Nicht alles geht mit den großen Maschinen. Dennoch: Ohne CNC-Geräte geht heute gar nichts mehr“, sagt er. Die Firma legt auf stete Modernisierung großen Wert. Man muss marktfähig bleiben. Auch am Pergamonmuseum, dem Völkerschlachtdenkmal oder zuletzt an der Probsteikirche Leipzig hat man bereits mitgewirkt. „Unser Beruf ist wundervoll. Man sieht auch noch in vielen Jahren, was man geschaffen hat. Leider fehlt es wie bei jedem Handwerk am Nachwuchs“, so Bernd Ziesche.

 

Quelle: Sächsische Zeitung, 09.07.2015

 

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