„Moderner Brunnen für Humboldt Forum- „Neptun“ zieht nicht um“

04.04.2023 – Entwicklungsstadt Berlin

Seit vielen Jahren wird über eine Rückführung des Neptunbrunnens an seinen historischen Standort auf dem Schloßplatz vor dem Humboldt Forum diskutiert. Die große Koalition möchte den Brunnen jedoch vor dem Roten Rathaus belassen. Am Humboldt Forum soll ein neuer, moderner Brunnen errichtet werden.

Nicht erst seit dem erfolgreich abgeschlossenen Wiederaufbaus des Berliner Stadtschlosses in Form des Humboldt Forums wird über eine mögliche Rückführung des Neptunbrunnens an seinen historischen Standort diskutiert.

Der Berliner Senat hatte in den vergangenen Jahren jedoch konstant andere Pläne verfolgt. Im Zuge der Planung für die “Rathausforum” genannte Fläche in Mitte war festgelegt worden, dass der Neptunbrunnen an seinem jetzigen Standort verbleiben solle.

Verein „Denk ma an Berlin“ fordert Rückführung des Neptunbrunnens 

Mit Elisabeth Ziemer, Vorsitzende des Vereins Denk mal an Berlin e.V., sprachen wir bereits im März 2021 über das Thema Rückführung des Neptunbrunnens an seinen ursprünglichen Ort auf dem Schloßplatz. Der Verein befürwortet eine mögliche Rückführung des Brunnens ausdrücklich.

Ziemer argumentierte vor allem damit, dass der von Reinhold Begas konzipierte Brunnenbau “als aufwendiger, repräsentativer Brunnen” geschaffen worden sei, der das Schloss als Hintergrund und einen Platz mit räumlicher Fassung für die Entfaltung seiner Wirkung benötige. Dies sei an seinem jetzigen Standort nunmal nicht möglich.

CDU und SPD wollen den Neptunbrunnen vor dem Roten Rathaus belassen

Nachdem bekannt wurde, dass CDU und SPD einen neuen Masterplan für die Entwicklung der Innenstadtbereiche samt “Rathausforum” und Molkenmarkt anstreben, war bei Befürwortern der Rückführung des Neptunbrunnens die Hoffnung gekeimt, dass das Vorhaben nun womöglich neuen Rückenwind bekommen könnte.

Doch die große Koalition scheint andere Pläne mit der Gestaltung der südlichen Freifläche vor dem Humboldt Forum, dem historischen Schloßplatz, zu verfolgen. Dies bestätigte jedenfalls Stefanie Bung, Stadtentwicklungs-Expertin der CDU gegenüber der B.Z.

Vor dem Humboldt Forum soll ein neuer, moderner Brunnen entstehen

Demnach soll der Neptunbrunnen vor dem Roten Rathaus verbleiben. Am Humboldt Forum hingegen soll ein neuer, moderner Brunnen errichtet werden. Ziel ist es, die derzeit vollständig versiegelte Fläche, die vor allem in den Sommermonaten große Hitze erzeugt, baulich weiterzuentwickeln.

Neben dem Neubau eines Brunnens sollen auch zusätzliche Bepflanzungen entstehen, um den Platz attraktiver zu machen und die Aufenthaltsqualität zu steigern. Der Neptunbrunnen selbst, der mittlerweile stark sanierungsbedürftig ist, wird also nicht an seinen ursprünglichen Standort zurückkehren.

Karl Friedrich Schinkel regte den Bau des Neptunbrunnen an

Der Bau des Brunnens geht auf einen Vorschlag Karl Friedrich Schinkels zurück, auf dem Schloßplatz gegenüber der Einmündung der Breiten Straße einen Monumentalbrunnen zu errichten. Der junge Reinhold Begas griff nach einer Italien­reise diese Idee auf.

So entstand bis 1891 der Brunnen nach barocken und italienischen Vorbildern. Mit dem Neptunbrunnen entstand somit eine der größten bildkünstlerischen Brunnenanlagen weltweit. Den Zweiten Weltkrieg hatte der 1942 eingemauerte Brunnen halbwegs unbeschadet überstanden.

Nach der Sprengung des Stadtschlosses wurde der Brunnen im Jahr 1951 jedoch abgebaut und eingelagert. Im Jahr 1969 wurde der Brunnen an seinem neuen Standort vor dem Roten Rathaus wieder aufgebaut, wo er bis heute steht.

 

Quelle: Entwicklungsstadt Berlin/MEDIA Group Berlin

 

 

 

5 Kommentare zu “„Moderner Brunnen für Humboldt Forum- „Neptun“ zieht nicht um“

  1. Wenn die unbeachtete historische Bedeutung des ursprünglichen Brunnens und seines Standortes am Schloßplatz für Berlin bekannt ist, wenn der städtebauliche und künstlerische Aspekt der Raum- und Platzgestaltung, die versäumte barocke Stilharmonie von Fassade, Portal II und Brunnen berücksichtigt wird, wenn beachtet wird, wie durch moderne „zeitgemäß“ gestaltete Platzskulpturen gegenüber dem Umfeld oft absichtsvoll provokante Stilbrüche erzeugt werden, wenn die Verlorenheit des Neptunbrunnens in seiner derzeitigen unattraktiven Umgebung beachtet wird, dann kann man nur verständnislos den Kopf schütteln, wie diese Fehlentscheidung der Brunnenverteilung zustande gekommen ist.

  2. Der von Begas geschaffene Neptunbrunnen braucht den Bezug zu Portal II vor der Schloßfassade; das ist evident: Denkmal an Berlin sagt es deutlich; diesem Urteil sollten sich Dilletanten von Entwicklgsstadt Bln/Media Group anschließen: nur mit Kenntnis der Vergangenheit wird Zukunfts-Planung. Wenn man die alte Straßenstruktur um den Molkenmarkt wiederherstellen soll, dann folgt daraus, daß es Wiederherstellung der mtl. Kernstadt mit Bezug auf die Kirche St. Marien zu planen gilt. Und keine Freifläche vor den Roten Rathaus mit BLÜMCHENGIRLANDEN um eventuell modernen Brunnen!

  3. Chimamanda Ngozi Adichie, die berühmte Schriftstellerin Nigerias, hielt anlässlich der Eröffnung des HF eine Festrede. Sie sagte einen bedeutsamen Satz, den bei der Rückgabe der Benin-Bronzen auch Annalena Baerbock zitierte:

    „Kunst lebt in Geschichte und Geschichte in der Kunst.“ Das bedeutet: Kunstwerke haben unveränderlich: ein Schaffensmotiv, eine inhaltliche Aussage, einen kulturellen Hintergrund, eine räumliche Zuordenbarkeit, Herkommens Geschichte, Legitimation. Im Falle Neptunbrunnen wurde das Schaffensmotiv des Künstlers negiert, die Bedeutung der Flüsse verdrängt, die Herkommens Geschichte abgeschnitten, der kulturelle Hintergrund umdefiniert, der Standort banalisiert, der Ort vom Bezirksbürgermeister beansprucht, vom Landesdenkmalamt bekräftigt(!) und vom Senat jetzt ohne Begründung bestätigt. Geht Berlin so mit seiner Kunst um?

    1. Ja, so geht Berlin mit seiner Kunst um!
      Angesichts eines politischen Personals, das sich derzeit irgendwo zwischen ungebildet, ideologisiert und korrupt zu bewegen scheint, sollte das eigentlich niemanden überraschen!

  4. Die Spitzen der CDU in Berlin sind offenbar genauso bildungsfern und geschichtsvergessen wie die linken GenossInnen. Das war unter Diepgen noch anders. Jetzt gilt es den „modernen“ Brunnen zu verhindern. Besser kein Brunnen als eine moderne Abstraktion. Besser kein Denkmal auf dem Sockel des ehemaligen Nationaldenkmals als die unsägliche Wippe, die die die deutsche Sternstunde ins kindergartenmäßig Lächerliche zieht und die Front des Schlosses verschandelt. Eine bange Frage: Welche Partei kann der traditionsbewußte Berliner noch wählen?

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