„Jetzt bekommt das Berliner Stadtschloss seine Krone“

03.06.2015      Berliner Morgenpost

Am Berliner Humboldt-Forum steht das Richtfest bevor. Doch zuvor erhält das Stadtschloss noch sein i-Tüpfelchen: die Krone auf der Kuppel.

Von Isabell Jürgens

Wie das i-Tüpfelchen wirkt die sogenannte Laterne auf der Spitze der Schlosskuppel. Doch damit dieses i-Tüpfelchen die Schlosskuppel wie eine Krone zieren kann, sind kniffelige Bauvorbereitungen notwendig. Am Mittwoch um 8 Uhr brachte ein Tieflader den in zwei Teile zerlegten tonnenschweren Stahlreifen zur Schlossbaustelle in Mitte. Am Nachmittag sollten die Bauteile für den Stahlring, der später die Laterne tragen soll, mit einem Kran in 60 Meter Höhe gewuchtet werden. Doch starke Sturmböen machten diesen Plänen vorerst einen Strich durch die Rechnung, der Ring musste am Boden bleiben. Für das am 12. Juni geplante Richtfest spielt das aber keine Rolle: „Der Rohbau samt Dach ist bereits fertiggestellt, wenn es danach geht, könnten wir schon heute feiern“, versicherte Bertold Just, der Leiter der Schlossbauhütte.

In den kommenden Tagen bis zum Richtfest am Freitag kommender Woche und den darauf folgenden Tagen der offenen Baustelle am 13. und 14. Juni sollen die Berliner, exakt zwei Jahre nach der Grundsteinlegung, Gelegenheit zur Schlossbesichtigung haben. Der Besuch lohnt sich, denn inzwischen hat sich viel getan. Das 35 Meter hohe Gebäude mit seiner Länge von 184 Metern und Breite von 117 Metern und einer Geschossfläche von etwa 95.000 Quadratmetern ist als Betontorso bereits fertig. An der südwestlichen und der nordöstlichen Ecke des Gebäudes sowie im Schlüterhof sind Bauarbeiter zudem bereits dabei, die Sandsteinelemente für die Barockfassade anzubringen, die später das Schloss an drei Seiten zieren werden. Modern gestaltet wird lediglich der zum Alexanderplatz weisende Ostflügel des Schlosses.

In Umrissen ist auch die Kuppel bereits erkennbar, denn ein Baugerüst in den Außenmaßen der späteren Kuppel wurde über dem Portal auf der Westseite bereits errichtet. Auf diesem Baugerüst müssen die Bauarbeiter den schmucklosen Stahlreifen wieder zusammenfügen. Der Stahlring mit einem Durchmesser von rund fünf Metern ist nicht nur tragendes Element für die Laterne, sondern bildet auch die Voraussetzung dafür, dass die Stahlrippen der Schlosskuppel an der Spitze zusammengeführt werden können.

„Läuft alles wie geplant, werden wir zum Richtfest schon alle Kuppelrippen eingesetzt haben“, sagt Bertold Just. Der sogenannte Tambour, das trommelförmige Fundament der Schlosskuppel, ist fertig, die eindrucksvollen Dimensionen der im Durchmesser 24 Meter messenden Schlosskrone ist bereits errichtet.

Anonyme Spende

Dass das Schloss überhaupt eine Kuppel bekommt, war dagegen bis vor etwa zwei Jahren nicht sicher. Um Kosten zu sparen, wurde überlegt, dass man den Barockbau auch ohne Kuppel wiederaufbauen könne, schließlich sei das historische Bauwerk bis 1851 auch nicht von einer Kuppel gekrönt gewesen.

Zum Glück ist diese Diskussion inzwischen vom Tisch, die Kosten der mit Kupferblech verkleideten Kuppel in Höhe von 15 Millionen Euro hat ein anonymer Spender bereitgestellt. Zur vollständigen Rekonstruktion der Kuppel, für die der Bildhauer Johann Gottfried Schadow als krönenden Abschluss die Laterne entworfen hat, bei der acht Cherubim eine kleine Kuppel aus Palmenblättern tragen, die wiederum von einem Kreuz gekrönt wird, fehlen allerdings noch weitere Spenden.

Auf „fünf bis sechs Millionen Euro“ schätzt Wilhelm von Boddien vom Schloss-Förderverein die Kosten für die Laterne. Für das Kreuz auf der Laterne hat sich bereits eine Spenderin gefunden. „Inga Maren Otto, die Witwe des 2011 verstorbenen Versandhauskönigs Werner Otto, habe zugesagt, die rund eine Million Euro zu übernehmen“, so von Boddien.

Auf der Wunschliste der Schlossfreunde steht auch die vollständige Rekonstruktion der Portale inklusive der dazugehörigen Durchgänge. Dafür sind weitere 10,5 Millionen Euro erforderlich, die allein aus Spenden beglichen werden müssen. Denn für den Bau hatte der Bundestag die Kostenobergrenze auf 590 Millionen Euro festgesetzt. 32 Millionen Euro davon übernimmt das Land Berlin, 478 Millionen Euro der Bund, 80 Millionen sollen aus Spenden finanziert werden. Weil aber zu den Ursprungskosten noch Wünsche nach der Rekonstruktion weiterer Bauteile kamen, wird das Schloss mindestens 620 Millionen Euro kosten – davon 105 Millionen aus Spenden.

Trotz windbedingter Verzögerung bei der Errichtung der Kuppel sei das Bauvorhaben im Kosten- und Terminplan“, versicherte Manfred Rettig, Chef der Stiftung Berliner Schloss und Bauherr des eindrucksvollen Gebäudes.

 

Quelle: Berliner Morgenpost, 03.06.2015

 

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