Man muss schon ganz genau hinschauen, um die Initialen zu erkennen: CF3 – für Churfürst Friedrich III., jener Herrscher, der sich 1701 zum König in Preußen erhoben hat. Sie schmücken, blätterumrankt, den rund 250 Kilo schweren Sandstein, den ein Kran gerade aufs Pflaster des Schlossplatzes gehievt hat. Einst zierten über 40 dieser Schmuckelemente – so genannte Wappenschilde – die Fenster an der Südseite des Berliner Schlosses. Das Exemplar, das am Dienstag präsentiert wurde, ist zwar kein Original, sondern nur ein Nachbau. Dennoch ist es etwas Besonderes: Es ist das erste Ornament für die Musterfassade, die seit vier Wochen gegenüber dem Dom steht. Und es soll ein Signal sein: Dass es vorangeht mit dem Schlossprojekt. Dann kommt allerdings gleich die erste Panne: Am Nachmittag zeigt sich, dass es zu frostig ist, die geplante Montage muss verschoben werden, voraussichtlich auf die erste Januarwoche. Der Stein wird wieder verhüllt, Spaziergänger werden ihn erst zu sehen bekommen, wenn er fertig montiert ist. Manfred Rettig von der „Stiftung Berliner Schloss-Humboldtforum“ und Wilhelm von Boddien vom Förderverein lassen sich davon aber die Stimmung nicht verderben.
Achtzig Millionen Euro muss der Förderverein aus Spenden für die Fassadengestaltung des Schlosses beisteuern – das verlangt der Bundestag. Mit dem Geld sollen die drei Außenfassaden und der Schlüterhof nachgebildet werden. Insgesamt sind für den Schlossneubau rund 552 Millionen Euro veranschlagt. Von Boddien vertraut auf den Rutschbahneffekt: „Seit das Parlament die zugesagten Gelder freigegeben hat, ist das Spendenvolumen gewaltig gestiegen“, sagt er. 3,9 Millionen Euro werden es 2011 wahrscheinlich werden, insgesamt habe der Verein 19 Millionen gesammelt, also fast ein Viertel. „Und dass, obwohl bis vor kurzem noch kein Stein zu sehen war.“ Jetzt sind Steine reichlich zu sehen: Die Musterfassade, 16 Meter hoch, besteht aus einem Betonkern, der mit teils handgestrichenen Ziegeln ummauert ist – 60 Zentimeter dick. Das sei fast doppelt so dick wie heute im Hausbau üblich, erklärt Architekt York Stuhlemmer aus dem Team von Wettbewerbsgewinner Franco Stella. Die Musterfassade wurde rund 100 Meter östlich der Humboldt-Box errichtet. Sie zeigt einen Ausschnitt aus dem späteren zweiten und dritten Geschoss des Schlosses, wird aber in den Neubau nicht integriert, sondern nach dessen Fertigstellung wieder abgerissen.
Der Tagesspiegel, 20.12.2011
Das Schloss kehrt langsam aber sicher wieder in das Bewusstsein der Bürger zurück.
Das Schloss kehrt langsam aber sicher wieder in das Bewusstsein der Bürger zurück.