„Humboldt Forum: Bauverwaltung sieht Freitreppe „kritisch““

28.02.2022  –  Berliner Morgenpost

Von Patrick Goldstein

Freitreppe am Humboldt Forum: Der Senat hat Bedenken wegen hoher Kosten und der Nähe zum Freiheits- und Einheitsdenkmal.

Auf den Stufen Platz nehmen, vor sich die Spree, die Stadt genießen: Die Freitreppe am Humboldt Forum sollte ein neuer Treffpunkt für Berliner und Besucher in Mitte werden. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen signalisiert jetzt allerdings, dass es dazu möglicherweise nicht kommt. Grund seien die enormen Baukosten für das gesamte Projekt. Ungelöst ist darüber hinaus der architektonische und inhaltliche Zusammenklang von Treppen-Vorhaben und dem angrenzenden Freiheits- und Einheitsdenkmal.

Der Sprecher der Senatsverwaltung, Martin Pallgen, sagte auf Morgenpost-Anfrage: „Wir sehen die Treppe wegen der enorm hohen Kosten kritisch. Kosten und Nutzen müssen realistisch gegeneinander abgewogen werden.“ Zuerst hatte die Zeitung „B.Z.“ berichtet.

Kostensteigerung am Humboldt Forum

Bereits im Oktober vergangenen Jahres war die Kostensteigerung bekannt geworden. Im Zuge einer Prüfung des Bundesamts für Bauwesen und Raumordnung kam eine erhebliche Teuerung heraus. Demnach würden die Kosten für Planung und Bau der Schlossfreiheit auf 5,7 Millionen Euro anwachsen. Dabei war man ursprünglich von 4,7 Millionen Euro ausgegangen. Neben den Baukosten waren 1,75 Millionen Euro für die Begleitung des Vorhabens durch den Verein Flussbad Berlin vorgesehen. Bund und Land sollten sich die Kosten teilen.

Der Senat hatte im Dezember 2019 Planung und Bau der Freitreppe beschlossen, die schon als „teuerste Stufen Berlins“ tituliert wurde. Vorgesehen ist eine 38 Meter breite Treppe mit Stufen aus Granit und Sandstein. Sie würden auch Einstieg eines neuen Flussbades.

Konflikt mit dem Freiheits- und Einheitsdenkmal

Unklar ist, wie dies mit dem geplanten Freiheits- und Einheitsdenkmal vereinbar wäre. Die „Bürger in Bewegung“ benannte Konstruktion entsteht in unmittelbarer Nachbarschaft des Humboldt Forums. Es ist als 50 mal 18 Meter große begehbare Schale angelegt. Ein Flussbad bräuchte allerdings einen Aufzugsturm, der ebenso wie vorgesehene Radbügel die Wirkung des wichtigen Denkmals zu beeinträchtigen droht.

Der Architekt stellte im Juni 2021 eine Klage in Aussicht. Auch die Initiatoren des Denkmals waren dagegen. Ex-Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) warf den Treppen-Planern vor, die Bedeutung der friedlichen Revolution und der Wiedervereinigung zu vergessen und forderte einen Baustopp.

Pressesprecher Pallgen unterstrich am Montag allerdings, dass für einen Bau einer Treppe bis dato seitens der Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz auch noch gar keine tiefbaurechtlichen und wasserrechtlichen Genehmigungen vorlägen.

 

Quelle:  Berliner Morgenpost, 28.02.2022

 

Ein Kommentar zu “„Humboldt Forum: Bauverwaltung sieht Freitreppe „kritisch““

  1. Die Kostensteigerung von 1 Mio. würde ich entspannt sehen. Ganz im Gegenteil ich würde jetzt noch zugreifen, so lange es dabei bleibt. Denn bei gerade einsetzender und galoppierender Inflation wird man am Ende diese Million als unbedeutende Randerscheinung einstufen.. .:)

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