Helmut Schmidt würde Berliner Stadtschloss nicht wieder aufbauen

06.02.2013 12:54 UHR
Berlin (dapd)

Mit scharfen Worten hat Altkanzler Helmut Schmidt den Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses als Humboldtforum kritisiert. „Ich würde es nicht wieder aufbauen“, sagte Schmidt im Interview der Wochenzeitung „Die Zeit“ laut einer am Mittwoch vorab verbreiteten Mitteilung.

Er frage sich ganz grundsätzlich, was das solle. „Ob das breite Publikum dieses Schloss wirklich will, das bezweifele ich. Fragen Sie doch mal die Menschen in Gelsenkirchen oder Magdeburg, was denen daran liegt.“

Schmidt bemängelte vor allem, dass nicht das Land Berlin, sondern der Bund den Großteil der Kosten für die Rekonstruktion trage. „Wer aber, bitte schön, braucht ein Bundesschloss?“, gab er zu bedenken und attackierte zugleich die Hauptstadt: „Die Großartigkeit, mit der in Berlin das Geld anderer ausgegeben wird, ist phänomenal. (…) Die Berliner waren schon immer groß, wenn es darum ging, sich von anderen aushalten zu lassen.“

Das Berliner Stadtschloss war im Krieg beschädigt worden. 1950 wurde es auf Geheiß der damaligen DDR-Führung gesprengt. Der Neubau des Humboldtforums in Gestalt des ehemaligen Stadtschlosses soll Mitte 2019 eröffnet werden. Am Montag wurde bekannt, dass sich im Rennen um den Rohbauauftrag für das Stadtschloss das Essener Traditionsunternehmen Hochtief durchgesetzt hat.

Quelle: Märkische Oderzeitung

35 Kommentare zu “Helmut Schmidt würde Berliner Stadtschloss nicht wieder aufbauen

  1. Sehr geehrter Altkanzler Schmidt,

    Sie haben in vielerlei Hinsicht meine Hochachtung und ich finde es gut und wichtig, dass Sie sich immer wieder einmischen. Umso mehr enttäuscht mich diese Aussage bezüglich des Wiederaufbaus des Berliner Schlosses. Gingen nicht auch aus ganz Deutschland Gelder nach Dresden? Und wenn ich in Frage stelle, dass sich ein Gelsenkirchner weder für das Berliner Schloss oder auch eine Dresdner Frauenkirche interessiert, dann brauche ich nicht gesamtdeutsch zu denken. Ach und das noch, ich brauche ein Bundesschloss in meiner Hauptstadt. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass ich nicht alleine bin. Man könnte es nämlich auch als Einheitsdenkmal sehen, wenn man das will.

  2. Sehr geehrter Altkanzler Schmidt,

    Sie haben in vielerlei Hinsicht meine Hochachtung und ich finde es gut und wichtig, dass Sie sich immer wieder einmischen. Umso mehr enttäuscht mich diese Aussage bezüglich des Wiederaufbaus des Berliner Schlosses. Gingen nicht auch aus ganz Deutschland Gelder nach Dresden? Und wenn ich in Frage stelle, dass sich ein Gelsenkirchner weder für das Berliner Schloss oder auch eine Dresdner Frauenkirche interessiert, dann brauche ich nicht gesamtdeutsch zu denken. Ach und das noch, ich brauche ein Bundesschloss in meiner Hauptstadt. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass ich nicht alleine bin. Man könnte es nämlich auch als Einheitsdenkmal sehen, wenn man das will.

  3. Liebe Lucy, in Ihrer Hauptstadt dürfen Sie gerne ein Barockschloss bauen! In meiner ist die Monarchie seit bald 100 Jahren abgeschafft und die Zeit des Barock noch länger vorbei… Ich sehe nicht wieso man außerhalb von Disneyworld im Jahre 2013 noch barocke Schlösser bauen sollte.

  4. Liebe Lucy, in Ihrer Hauptstadt dürfen Sie gerne ein Barockschloss bauen! In meiner ist die Monarchie seit bald 100 Jahren abgeschafft und die Zeit des Barock noch länger vorbei… Ich sehe nicht wieso man außerhalb von Disneyworld im Jahre 2013 noch barocke Schlösser bauen sollte.

  5. Verehrter Herr Alt-Bundeskanzler Schmidt,

    auch ich gehöre zu jenen, die gebannt und gespannt sind, wenn Sie etwas zu sagen haben. Gerade weil ich meine, dass Ihr Wort ein gewichtiges ist, habe ich das Bedürfnis mich zum gegebenen Thema zu äußern.

    Als Bürger dieses Landes habe ich dazu eine andere Meinung.

    In einem würde ich Ihnen nicht widersprechen – das Stadtschloss brauchen tun wir sicherlich nicht.

    Aber was braucht der Mensch denn nun, und was nicht?

    Wir umgeben uns mit so vielen Dingen, die wir nicht brauchen, wir nutzen tagtäglich so viele Dinge, die wir nicht brauchen, wir kaufen täglich Dinge, die wir nicht brauchen und wir tun ständig Dinge, die unnötig sind, und doch sind es Dinge, die das Leben schöner, die uns das Leben angenehmer machen.
    Und das Humboldt-Forum in der Gestalt des Berliner Stadtschlosses wird, und dessen bin ich sicher, sich sehr positiv auswirken.

    Ich für meinen Teil freue mich sehr auf ein gesundendes Stück Berliner Stadtlandschaft, welche mich schon jetzt inspiriert und entzückt und einst gewiss noch viel mehr entzücken und erfreuen wird!
    Im Übrigen bin ich zuversichtlich, dass es gelingen wird genügend Spendengelder aufzubringen, damit die zu rekonstruierenden historischen Bauteile des ehmaligen Stadtschlosses über diese gänzlich finanziert werden können und den Steuerzahler somit keinen Cent kosten werden.
    Ein Blick auf den aktuellen Spendenstand stimmt sehr positiv!

    Herr Mertens:
    Sicher, die Monarchie gehört der Vergangenheit an und die Epoche des Barock ebenso. Weshalb also sollte man ein Schloss aus jener Zeit neu errichten?
    Nun, ich möchte dazu einen anderen Alt-Bundeskanzler zitieren.
    G. Schröder sagte dazu:,, Ich befürworte das Schloss, einfach weil es schön ist!“

    Mit freundlichem Gruß und weiterhin viel Erfolg bei und für dieses Projekt!

  6. Verehrter Herr Alt-Bundeskanzler Schmidt,

    auch ich gehöre zu jenen, die gebannt und gespannt sind, wenn Sie etwas zu sagen haben. Gerade weil ich meine, dass Ihr Wort ein gewichtiges ist, habe ich das Bedürfnis mich zum gegebenen Thema zu äußern.

    Als Bürger dieses Landes habe ich dazu eine andere Meinung.

    In einem würde ich Ihnen nicht widersprechen – das Stadtschloss brauchen tun wir sicherlich nicht.

    Aber was braucht der Mensch denn nun, und was nicht?

    Wir umgeben uns mit so vielen Dingen, die wir nicht brauchen, wir nutzen tagtäglich so viele Dinge, die wir nicht brauchen, wir kaufen täglich Dinge, die wir nicht brauchen und wir tun ständig Dinge, die unnötig sind, und doch sind es Dinge, die das Leben schöner, die uns das Leben angenehmer machen.
    Und das Humboldt-Forum in der Gestalt des Berliner Stadtschlosses wird, und dessen bin ich sicher, sich sehr positiv auswirken.

    Ich für meinen Teil freue mich sehr auf ein gesundendes Stück Berliner Stadtlandschaft, welche mich schon jetzt inspiriert und entzückt und einst gewiss noch viel mehr entzücken und erfreuen wird!
    Im Übrigen bin ich zuversichtlich, dass es gelingen wird genügend Spendengelder aufzubringen, damit die zu rekonstruierenden historischen Bauteile des ehmaligen Stadtschlosses über diese gänzlich finanziert werden können und den Steuerzahler somit keinen Cent kosten werden.
    Ein Blick auf den aktuellen Spendenstand stimmt sehr positiv!

    Herr Mertens:
    Sicher, die Monarchie gehört der Vergangenheit an und die Epoche des Barock ebenso. Weshalb also sollte man ein Schloss aus jener Zeit neu errichten?
    Nun, ich möchte dazu einen anderen Alt-Bundeskanzler zitieren.
    G. Schröder sagte dazu:,, Ich befürworte das Schloss, einfach weil es schön ist!“

    Mit freundlichem Gruß und weiterhin viel Erfolg bei und für dieses Projekt!

  7. Da sieht man mal wieder was Rauchen für Schäden anrichten kann. Die Logorrhoe wird immer schlimmer und der Gehalt immer vernebelter. Leider reicht es bei Herrm Schmidt nur noch für Karnekravalsauftritte. Da scheinen in der Tiefe verborgene Hassgefühle gegen den Berliner Willi Brandt ausgebrochen zu sein.

  8. Da sieht man mal wieder was Rauchen für Schäden anrichten kann. Die Logorrhoe wird immer schlimmer und der Gehalt immer vernebelter. Leider reicht es bei Herrm Schmidt nur noch für Karnekravalsauftritte. Da scheinen in der Tiefe verborgene Hassgefühle gegen den Berliner Willi Brandt ausgebrochen zu sein.

  9. Was soll die Diskussion nach Baubeginn !

    Der Tiefbau läuft, der Rohbau ist beauftragt.
    Im übrigen bin ich mir sicher, dass Herr Rettig den Herrn Politikern zeigen wird, dass man in Deutschland ein grosses Projekt innerhalb des Budgets und Bauzeitenplan erstellen kann.

    Ich drücke Ihnen die Daumen 🙂

  10. ist er die Republik?Es wurde sogar schon darüber abgestimmt.Aber zum teufel, es sit ein Stück deutscher Geschichte!Und es zeigt, was architektonisch überhaupt möglich ist!
    Aber das wichtigste hierbei wäre ja eigentlich, dass sowas Berlins Stadtbild enorm verbessern würde.

    1. Der Mann ist 94 Jahre alt, hat vor zwei Jahren seine Frau verloren und er is Hamburger. Wollen wir mal seine Ansichten über den Schlossbau nicht so tragisch nehmen.

  11. ist er die Republik?Es wurde sogar schon darüber abgestimmt.Aber zum teufel, es sit ein Stück deutscher Geschichte!Und es zeigt, was architektonisch überhaupt möglich ist!
    Aber das wichtigste hierbei wäre ja eigentlich, dass sowas Berlins Stadtbild enorm verbessern würde.

    1. Der Mann ist 94 Jahre alt, hat vor zwei Jahren seine Frau verloren und er is Hamburger. Wollen wir mal seine Ansichten über den Schlossbau nicht so tragisch nehmen.

  12. Da sieht man mal, was Rauchen für Schäden anrichten kann! Die Logorrhoe verstärkt sich und die Aussagekraft vernebelt sich. Außerdem erkennt man, welcher Hass gegen den Berliner Willi Brand tief in ihm verborgen war und nun ausgebrochen ist. Schade, daß mit Schmidt nichts mehr anzufangen ist.

  13. Da sieht man mal, was Rauchen für Schäden anrichten kann! Die Logorrhoe verstärkt sich und die Aussagekraft vernebelt sich. Außerdem erkennt man, welcher Hass gegen den Berliner Willi Brand tief in ihm verborgen war und nun ausgebrochen ist. Schade, daß mit Schmidt nichts mehr anzufangen ist.

  14. ich bin 32 ,habe berliner wurzeln, liebe diese stadt und habe meinen mann nicht verloren. dieses gebaeude ist das peinlichste, was man an dieser stelle errichten kann. das hierueber offensichtlich die meinungen weit auseinander gehen, ist es mal wieder unverstaendlich, wie gegen eine breite meinung soviele steuergelder versenkt werden.

    1. Abgesehen davon, daß der Kommentar etwas wirr ist, kann man wie immer feststellen, daß derjenige, der gegen etwas ist, immer glaubt ein Mehrheit zu repräsentieren. In diesem Fall ist das offensichtlich falsch. Außerdem wird, wie z.B. im Falle Schmidt, zu einer Wortwahl gegriffen, die unsachlich ist. All diese Leute sollten lernen, daß Demokratie nicht die Lizenz zum Beschimpfen beinhaltet.

      1. @ Berliner: Auch Ihre Wortwahl ist sicher nicht weniger beleidigend oder gar sonderlich sachlich. Sie sollten sich also an die eigene Nase packen.

        Die Rekonstruktion des Schlosses bringt meiner Meinung nach keinen Mehrwert der in Relation zu den Kosten steht. Es hat nur einen geringen denkmalpflegerischen Wert, da es sich nun mal nicht um das Original handelt. Städtebaulich hätte ein alternativer Architekturwettbewerb sicherlich interessantere und in Anbetracht knapper Kassen auch kostengünstigere Alternativen aufzeigen können. Der einzige Mehrwert mag ein Emotionaler sein. Hierfür jedoch hunderte von Millionen ausgeben halte ich für falsch, insbesondere da ganz sicher ein Großteil der Deutschen dieses Bauwerk zu einem solchen Preis (aktuell 590.000.000 € …und wir wissen doch, dass der noch steigen wird 😉 nicht haben wollen.

        1. Sie haben durchaus Recht, Kölner, dieses Stadtschloss hat einen emotionalen Wert für viele von uns, einen unbeschreiblichen emotionalen Wert. Wir haben damals hilflos und fassungslos ansehen müssen wie durch den wahnsinnigen Krieg unsere schönen Städte in Schutt und Asche gelegt wurden, was unseren ehemaligen Kriegsgegnern zu ihrer Genugtuung ein endgültiger, hoffnungsloser Zustand erschien. Aber sie haben die Arbeitswut und Redlichkeit der Deutschen unterschätzt und heutzutage herrscht überall in der Welt ein ehrfürchtiges Staunen; unsere Städte werden jedes Jahr schöner und bald sind auch die allerletzten Kriegsschäden ausgelöscht.
          Die Steuerzahler zahlen nur für den Rohbau des Gebäudes was für den Bau von solch einem Umfang heutzutage ein normaler Betrag scheint. Das Wichtigste ist, das Schloss wird u.a. für nützliche Zwecke bei der Humboldt Universität verwended; es wird kein leerer Palast werden. Natürlich besteht die Möglichkeit daß die Kosten sich über die Jahre ein bischen erhöhen, aber es wird nichts Außergewöhnliches sein.
          Unser Dank gebührt den Spendern, ohne ihnen währe der Wiederaufbau des Stadtschlosses unmöglich, es würde nur ein großes Gebäude werden.

          Der Palast der Republik passte einfach nicht in diesen Teil des Stadtbildes, ganz abgesehen davon daß in deren Wänden einst Politiker hausten für die man nur Abscheu entfinden kann. Nur gut daß das Gebäude entfernt wurde damit man sich nicht jeden Tag an diese unglückselige Zeit erinnern muß.
          Und den Genossen die immer noch dem Palast der Republik nachtrauern möchte ich mitteilen: Wir werden die über 270 kaltblütig erschossenen Maueropfer niemals vergessen. Gewöhnt euch daran daß heute ein anderer Wind weht.

  15. ich bin 32 ,habe berliner wurzeln, liebe diese stadt und habe meinen mann nicht verloren. dieses gebaeude ist das peinlichste, was man an dieser stelle errichten kann. das hierueber offensichtlich die meinungen weit auseinander gehen, ist es mal wieder unverstaendlich, wie gegen eine breite meinung soviele steuergelder versenkt werden.

    1. Abgesehen davon, daß der Kommentar etwas wirr ist, kann man wie immer feststellen, daß derjenige, der gegen etwas ist, immer glaubt ein Mehrheit zu repräsentieren. In diesem Fall ist das offensichtlich falsch. Außerdem wird, wie z.B. im Falle Schmidt, zu einer Wortwahl gegriffen, die unsachlich ist. All diese Leute sollten lernen, daß Demokratie nicht die Lizenz zum Beschimpfen beinhaltet.

      1. @ Berliner: Auch Ihre Wortwahl ist sicher nicht weniger beleidigend oder gar sonderlich sachlich. Sie sollten sich also an die eigene Nase packen.

        Die Rekonstruktion des Schlosses bringt meiner Meinung nach keinen Mehrwert der in Relation zu den Kosten steht. Es hat nur einen geringen denkmalpflegerischen Wert, da es sich nun mal nicht um das Original handelt. Städtebaulich hätte ein alternativer Architekturwettbewerb sicherlich interessantere und in Anbetracht knapper Kassen auch kostengünstigere Alternativen aufzeigen können. Der einzige Mehrwert mag ein Emotionaler sein. Hierfür jedoch hunderte von Millionen ausgeben halte ich für falsch, insbesondere da ganz sicher ein Großteil der Deutschen dieses Bauwerk zu einem solchen Preis (aktuell 590.000.000 € …und wir wissen doch, dass der noch steigen wird 😉 nicht haben wollen.

        1. Sie haben durchaus Recht, Kölner, dieses Stadtschloss hat einen emotionalen Wert für viele von uns, einen unbeschreiblichen emotionalen Wert. Wir haben damals hilflos und fassungslos ansehen müssen wie durch den wahnsinnigen Krieg unsere schönen Städte in Schutt und Asche gelegt wurden, was unseren ehemaligen Kriegsgegnern zu ihrer Genugtuung ein endgültiger, hoffnungsloser Zustand erschien. Aber sie haben die Arbeitswut und Redlichkeit der Deutschen unterschätzt und heutzutage herrscht überall in der Welt ein ehrfürchtiges Staunen; unsere Städte werden jedes Jahr schöner und bald sind auch die allerletzten Kriegsschäden ausgelöscht.
          Die Steuerzahler zahlen nur für den Rohbau des Gebäudes was für den Bau von solch einem Umfang heutzutage ein normaler Betrag scheint. Das Wichtigste ist, das Schloss wird u.a. für nützliche Zwecke bei der Humboldt Universität verwended; es wird kein leerer Palast werden. Natürlich besteht die Möglichkeit daß die Kosten sich über die Jahre ein bischen erhöhen, aber es wird nichts Außergewöhnliches sein.
          Unser Dank gebührt den Spendern, ohne ihnen währe der Wiederaufbau des Stadtschlosses unmöglich, es würde nur ein großes Gebäude werden.

          Der Palast der Republik passte einfach nicht in diesen Teil des Stadtbildes, ganz abgesehen davon daß in deren Wänden einst Politiker tagten für die man mit wenigen Ausnahmen nur Abscheu empfinden kann. Nur gut daß das Gebäude entfernt wurde damit man sich nicht jeden Tag an diese unglückselige Zeit erinnern muß.
          Und den PDS Genossen die immer noch dem Palast der Republik nachtrauern möchte ich mitteilen: Wir werden die über 270 kaltblütig erschossenen Maueropfer niemals vergessen. Gewöhnt euch daran daß heute ein anderer Wind weht.

  16. Obwohl ich gebürtiger Berliner bin und auch heute noch in dieser Stadt lebe, zähle ich mich eindeutig zu den Gegnern des Stadschlosses. Der alte Palast wurde zunächst aufwändig vom Asbest befreit um ihn ein Paar Jahre später, einer Wahnwitzigen Idee zu opfern. Eine Umbau und eine äussere Neugestaltung, wäre möglich und sicher leichter finanzierbar gewesen. Aber nein, es ist wie früher. Zunächst wurde über die SED gemeckert, das alles alte weg muss. (Sprengung des Stadtschlosses auf Ulbrichts Befehl!) Und nun beweisst unsere heutige Regierung, dass Sie arrogant, ignorant und nicht besser ist als die damals verhasste SED Regierung!

    Die Asbestverseuchung war doch nur ein Vorwand für einen Abriss des Palastes auf Raten, oder wurde das ICC was ebenfalls bis heute Asbest belastet ist, etwa auch einer total bescheuerten Idee geopfert? Nein, soweit ich weiss steht dieses heute noch und gammelt vor sich hin! Vielleicht kann man ja das auch einfach sprengen und dem benachbarten Messegelände einen eigenen Flughafen spendieren!?!?

    1. Es wird gelogen, bis sich die Balken biegen.

      Der Wiederaufbau des Stadtschlosses als Humboldtforum ist kein Beschluß der jetzigen Regierung sondern wurde 2002 vom Deutschen Bundestag überparteilich mit fast 2/3 Mehrheit beschlossen. Die SED-Nachfolger waren natürlich dagegen. Damals war Schröder Bundeskanzler.

      1. Bitte überlegen Sie sich genau, wen Sie hier einer Lüge bezichtigen! Das könnte mal nach hinten los gehen!

        Im übrigen meinte ich genau diesen Bundestag, mit dem Begriff Regierung. Es kommt dabei nicht darauf an, welche Parteien die Regierung als solches, im momentanen Augenblick mit einer Koalition stellen!

        So wie Sie das Stadschloss verteidigen, könnten man annehmen Sie würden persönlich an diesem weiteren Berliner Prestigeobjekt verdienen!? Oder glauben Sie wirklich an einen sinnvollen Mehrwert für die Stadt?

        Es wäre sinnvoller gewesen, diese Millionen aus den Kassen des Bundes, für Soziale Zwecke zu investieren, denn soziale Baustellen hat das Land Berlin mehr als genug!

  17. Obwohl ich gebürtiger Berliner bin und auch heute noch in dieser Stadt lebe, zähle ich mich eindeutig zu den Gegnern des Stadschlosses. Der alte Palast wurde zunächst aufwändig vom Asbest befreit um ihn ein Paar Jahre später, einer Wahnwitzigen Idee zu opfern. Eine Umbau und eine äussere Neugestaltung, wäre möglich und sicher leichter finanzierbar gewesen. Aber nein, es ist wie früher. Zunächst wurde über die SED gemeckert, das alles alte weg muss. (Sprengung des Stadtschlosses auf Ulbrichts Befehl!) Und nun beweisst unsere heutige Regierung, dass Sie arrogant, ignorant und nicht besser ist als die damals verhasste SED Regierung!

    Die Asbestverseuchung war doch nur ein Vorwand für einen Abriss des Palastes auf Raten, oder wurde das ICC was ebenfalls bis heute Asbest belastet ist, etwa auch einer total bescheuerten Idee geopfert? Nein, soweit ich weiss steht dieses heute noch und gammelt vor sich hin! Vielleicht kann man ja das auch einfach sprengen und dem benachbarten Messegelände einen eigenen Flughafen spendieren!?!?

    1. Es wird gelogen, bis sich die Balken biegen.

      Der Wiederaufbau des Stadtschlosses als Humboldtforum ist kein Beschluß der jetzigen Regierung sondern wurde 2002 vom Deutschen Bundestag überparteilich mit fast 2/3 Mehrheit beschlossen. Die SED-Nachfolger waren natürlich dagegen. Damals war Schröder Bundeskanzler.

      1. Bitte überlegen Sie sich genau, wen Sie hier einer Lüge bezichtigen! Das könnte mal nach hinten los gehen!

        Im übrigen meinte ich genau diesen Bundestag, mit dem Begriff Regierung. Es kommt dabei nicht darauf an, welche Parteien die Regierung als solches, im momentanen Augenblick mit einer Koalition stellen!

        So wie Sie das Stadschloss verteidigen, könnten man annehmen Sie würden persönlich an diesem weiteren Berliner Prestigeobjekt verdienen!? Oder glauben Sie wirklich an einen sinnvollen Mehrwert für die Stadt?

        Es wäre sinnvoller gewesen, diese Millionen aus den Kassen des Bundes, für Soziale Zwecke zu investieren, denn soziale Baustellen hat das Land Berlin mehr als genug!

  18. Helmut Schmidt ist Bilderberger und von daher schon an einer dauerhaften Knechtschaft des deutschen Volkes unter die Knute der Kriegsfeinde interessiert – so war ja auch seine ganze Politik. Solidarische Gruesse aus Syrien.

  19. Helmut Schmidt ist Bilderberger und von daher schon an einer dauerhaften Knechtschaft des deutschen Volkes unter die Knute der Kriegsfeinde interessiert – so war ja auch seine ganze Politik. Solidarische Gruesse aus Syrien.

  20. Lieber
    Helmut!

    Da wir uns nach so vielen Jahren immer noch gelegentlich gedanklich austauschen,
    sehe ich mich veranlaßt, dir diesen Brief zu schreiben – und zwar unmittelbar
    unter Bezug auf dein Buch ‚Außer Dienst’ und wegen einiger darin geäußerter
    Bemerkungen zum Euro, aber auch anläßlich einer Zeitungsnachricht, der gemäß du
    dich über den Neubau des Berliner Schlosses kritisch ausgesprochen haben
    sollst.

    Bekanntlich hat man mir ja immer einen gewissen aristokratischen Dünkel nachgesagt. Ich
    habe mich dir gegenüber dazu nie gerechtfertigt, denn darin waren wir uns
    meines Erachtens gar nicht so unähnlich – womit du zugleich siehst, welches
    Verständnis ich davon habe: Adel ja, sogar auch Geburtsadel, aber keiner, der
    in irgendwelchen Stammbäumen verankert ist (du wirst allerdings auch wissen,
    daß ich diesbezüglich selbst keine große Karte ausspielen kann). Was uns
    unterschied, ist etwas anderes – nämlich dein so unbedingtes Realitätsverständnis,
    das mich als sogenannten „Intellektuellen“ (was mir ja auch nachgesagt wurde,
    wobei ich aber nicht immer wußte, wieweit das kritisch gemeint war) bisweilen
    etwas frappierte. Nicht, daß ich mich nicht auch für einen Realisten hielt und
    halte, aber in einem etwas weiteren Sinn, den ich dir im folgenden erläutern
    möchte.

    Aber zunächst noch zum Thema unserer Gemeinschaftswährung. Dein Buch wurde zwar in
    deiner Sprache unmittelbar vor der Euro-Krise veröffentlicht, ich konnte es in
    der meinigen aber erst über ein Jahr später lesen, und inzwischen hatte sich
    die allgemeine Einschätzung zum Euro grundsätzlich geändert. Ich weiß deshalb
    nicht, ob du dich nun dazu anders äußern würdest, doch wie auch immer: um das
    Thema einmal etwas grundsätzlicher anzugehen und besonders dabei auf die
    dadurch deutlich gewordene Bedeutung der Nationalstaatlichkeit einzugehen, die wir offenbar bei unseren Überlegungen zur Gemeinschaftswährung früher sehr unterschätzt haben, werde ich
    auch die Gelegenheit nutzen, daran einige Gedanken zu knüpfen, die mit anderen
    Äußerungen in deinem Buch zusammenhängen.

    Daß du dich darin so unbedingt für die Bedeutung eines allgemeinen
    Geschichtsbewußtseins vor allem für die wichtigen politischen
    Entscheidungsträger äußerst, hat mich nicht gewundert, denn das kannte ich ja
    von dir schon früher, obwohl ich darin auch Widersprüche zu deinen sonstigen
    Äußerungen sehe, wenn du mir diesen kritischen Einwand, den ich anschließend
    auch noch erläutern werde, gestatten darf. Du äußerst dich aber unter anderem
    zustimmend zu Oswald Spenglers These des Unterganges des Abendlandes, wenn ich
    es richtig interpretiere, und das möchte ich gerne mit deiner ebenfalls
    geäußerten Bewunderung Le Bons und Ortega y Gassets, die mich allerdings in
    dieser deutlichen Weise offen gesagt doch erstaunt hat, in Verbindung bringen,
    um damit dann auch noch etwas zu meinem eigenen „aristokratischen“
    Eliteverständnis sagen zu können – womit sich endlich der Themenkreis wieder
    schließt und sich alles als ein jeweiliger Teilaspekt eines größeren Ganzen
    zeigt.

    Ich möchte mit einer kritischen Betrachtung deiner eigenen Kritik zur Restauration
    des Berliner Stadtschlosses beginnen. Ich habe die Diskussion dazu allerdings
    aus meiner Heimat natürlich aus noch größerer Entfernung verfolgt, und
    vielleicht wird es dich wundern, daß ich mich dazu überhaupt äußern möchte. Ich
    habe aber zu dieser Frage ein weniger konkretes, sondern eher höheres und
    gewissermaßen allgemein-philosophisches Verständnis, und nur in diesem Sinne
    siehst du mich engagiert. Aber eben darin unterscheiden wir uns letztlich wohl
    doch – auch was offenbar die Art deines Geschichtsverständnisses angeht. Nicht
    daß ich dir darin wie deinem unmittelbaren Amtsnachfolger ein lediglich
    rhetorisches Verständnis unterstellen möchte, aber vielleicht ein zu sehr
    status-quo-orientiertes: in diesem Sinn leben wir zwar in einer Welt, die nur
    aus ihrer geschichtlichen Gewachsenheit verständlich ist, was aber an ihrer
    Konkretheit nichts ändert. Demgegenüber vertrete ich eine Sichtweise, in der es
    keine strikte Trennung zwischen intelligibeler und konkreter Welt bzw.
    ‚Welterscheinung’ gibt. Das heißt in einfachen Worten: Ideen spielen darin eine
    ganz erhebliche Rolle. Sie wirken auch auf die sog. Psyche der Menschen zurück,
    bestimmen ihr persönliches und kollektives Selbstverständnis und am Ende auch
    ihre Handlungen.

    Ich möchte dich dazu auf folgende Äußerung in deinem Buch aufmerksam machen:

    „Das Bremer Rathaus und Schinkels Neue Wache, Unter den Linden, waren die mich prägenden architektonischen Erlebnisse gewesen. Nun wirkte die Stadt Paris auf mich als ein überwältigendes
    Gesamtkunstwerk: die großartigen Uferstraßen entlang der Seine, .. die breiten
    Boulevards.. Ich war ein junger Soldat der deutschen Besatzungsmacht, aber
    Paris weckte in mir das Gefühl neidvoller Bewunderung.. Paris ist für mich der
    Maßstab für eine Weltstadt geblieben.“

    Nun ja, wir haben ja seinerzeit selbst einen Rundgang durch unsere Seinestadt
    gemacht, und du hast dabei unter anderem die Champs Elisees bewundert. Und
    vielleicht wirst du dich erinnern, wie ich dir dabei erklärte, wie es Napoleon
    III. und dem Baron Haussmann im 19. Jahrhundert gelungen ist, aus der bis dahin
    bestehenden noch sehr mittelalterlichen Struktur der Stadt durch rigorose
    Einschnitte die moderne Großstadt zu machen, die sie heute ist. Das war eine
    großartige und ausgesprochen glückliche Leistung, für die ich in der Geschichte
    des Städtebaus sonst gar keine Parallele sehe. Besonders problematisch ist aber
    demgegenüber der Wiederaufbau der deutschen Städte nach dem 2. Weltkrieg, der
    ansich sogar noch viel mehr zerstört hat als der Krieg selbst. Denn dessen
    Zerstörungen wären ja auch eine große Chance gewesen, die Städte ebenso in die
    Moderne zu führen. Das aber hätte eben dieses philosophische
    Geschichtsverständnis bzw. eine damit verbundene Allgemeinbildung erfordert, zu
    dem die dafür Verantwortlichen offenbar nicht fähig waren – eben ganz einfach
    wohl, weil sie zu ihrer Zeit Barbaren in einer barbarischen Umgebung waren –
    Menschen, die durch die unmittelbar vorhergehenden Ereignisse in tragischer
    Weise um ihre Geschichte gebracht worden waren. Daß wir in Frankreich das ganz
    anders sahen und sehen und noch in einem besseren Geschichtsverständnis
    wurzelten, kannst du zum Beispiel im Elsaß sehen, bei dessen Restaurierung wir
    gewissermaßen im besten historischen und ideellen Sinn deutscher als die Deutschen
    selbst waren. Stattdessen wurde auf der deutschen Seite der Wiederaufbau der Münsteraner
    Innenstadt ursprünglich sehr angefeindet – und mir will es nun trotz aller
    deiner Bekenntnisse zu der Wichtigkeit eines organischen
    Geschichtsverständnisses so erscheinen, daß du dich von diesen Leuten gar nicht
    unterscheidest! Ein Barbar unter Barbaren!?

    Ist dir denn, lieber Helmut, die Bedeutung einer Hauptstadt und ihre
    architektonische Repräsentation als kultureller und bewußtseinsgestaltender
    Faktor eines Landes und Volkes gar nicht bewußt? Es sei wichtig, schriebst du, das eigene Land und seine Gesetze mit denen anderer Staaten zu vergleichen… Wer von der Geschichte nichts weiß,
    kann seine Gegenwart nicht verstehen. Um aber zu zeigen, wie sehr diese
    Geschichte an das Allgemeinverständnis gebunden ist und auf dieses wieder
    zurückwirkt, verweise ich auf deinen dann folgenden Satz:

    Die Kultur der Franzosen.. ist der
    unsrigen wohl ähnlich, sie ist aber doch sehr anders, und jedenfalls haben wir
    Deutschen keinerlei Grund zur Überheblichkeit.

    Lieber Helmut, ist dir bewußt, wie sehr du dich mit dieser nur mühsam unterdrückten
    Überheblichkeit als ein Vertreter der Vorkriegsgeneration zeigst, wie sehr auch
    auf dich die damals propagierte Sichtweise wirkte und wie sehr du dich dadurch
    von der auch bei uns durchaus bekannten Sichtweise der deutschen
    Nachkriegsgeneration unterscheidest? Diese wuchs ja eben in einem völlig
    zerstörten Land auf, und das hat sie sehr gründlich von dem krankhaft
    übersteigerten Nationalbewußtsein geheilt und sogar ganz in eine gegenteilige
    Sichtweise, einen gewissen nationalen Minderwertigkeitskomplex sogar, versetzt,
    den schließlich mein Nachfolger Mitterand sehr bewußt – und insofern durchaus
    als ein kleiner Richelieu – ins Kalkül zog und deinem Nachfolger gegenüber ausnutzte?

    Wie sehr dieser darin den DDR-Machthabern glich, die das Schloß schlichtweg
    abrissen und durch ein grauenhaftes und jeder historischen Perspektive
    entbehrendes Bauwerk ersetzten, wird ihm wohl kaum bewußt gewesen sein. Beide
    waren eben, um damit auf Le Bon und Ortega zu sprechen zu kommen, nur
    Massenmenschen – keine Vertreter des Geistes, sondern nur des reinen
    Materieprinzips. Golems eben. Geschichte ja, aber irgendetwas ist in ihr wohl
    gründlich schiefgelaufen, daß es nicht nur in Deutschland Ost und West, sondern
    mehr oder weniger in allen zumindest westlichen Ländern dazu kam, daß solche
    Leute zu den Fortgestaltern ihrer Geschichte wurden! Daran ist das schuld, was
    Ortega den Aufstand der Massen nannte
    und was sich lediglich in verschiedenen Facetten zeigte, die wir als
    Kommunismus, Faschismus oder Kapitalismus bezeichnen, die sich aber alle in
    ihrer materialistischen Einseitigkeit und Ignoranz gegenüber tieferen Werten
    gleichen. Nach Ortega war der Grund dafür die falsche Auffassung, daß die Menschen
    alle gleich seien und daß sich dadurch die
    moderne Zivilisation
    in eine „ungerichtete Aggressivität“ gewandelt hat, die (besonders,
    aber nicht nur) im
    Faschismus zum Ausdruck gekommen ist. Das
    zeige sich auch im Ausgrenzungsmechanismus: „Anderssein ist
    unanständig. Die Masse vernichtet alles, was anders, was ausgezeichnet,
    persönlich, eigenbegabt und erlesen ist. Wer nicht ‚wie alle‘ ist, wer nicht
    ‚wie alle‘ denkt, läuft Gefahr, ausgeschaltet zu werden.“

    Da die Massen ihrem Wesen nach ihr eigenes Dasein
    nicht lenken könnten und dürften und noch weniger imstande seien, die
    Gemeinschaft zu regieren, sei damit gesagt, daß Europa in einer der schwersten Krisen
    stehe, die über Völker, Nationen, Kulturen kommen könne. Wie richtig das ist,
    zeigte sich nicht nur vor fast hundert Jahren, sondern auch heute wieder in der
    Euro-Krise, die darauf zurückzuführen ist, daß eben ansich „der Typus der
    Straße“ – oder sagen wir ruhig: der Gosse – die Gesetze des Handelns in seine
    Hände genommen hat. Denn der Fisch stinkt immer zuerst vom Kopf her, was aber
    heute auch im Bereich der Füße nicht mehr richtig verstanden wird, weil alles
    paradigmatisch durchtränkt ist und der Fisch eben keine Vorstellung vom Wasser
    hat.

    Deshalb, lieber Helmut, hat mich deine Äußerung zum Berliner Schloß so entsetzt! Ist es
    dir denn nicht verdächtig vorgekommen, wie viel Zuspruch du dazu im Internet
    bekamst – vom geschichtslosen Plebs eben, der das alles nur rein rechnerisch zu
    sehen in der Lage ist? In welch einer Welt würden die denn leben, wenn ihre
    Städte nach ihren Maßstäben wieder aufgebaut worden wären? Wird es dir dadurch
    nicht verständlich, daß die Bildung und Umwelt von Eliten, ich meine wirklichen
    Eliten und nicht nur hochgekommenem Pöbel, regiert und gestaltet wird und nicht
    von den Massen? Das öffentliche Leben
    ist nach Ortega nicht nur politisch, es ist zugleich, ja zuvor geistig,
    sittlich, wirtschaftlich, religiös.

    Aber
    schon sehe ich die Resonanz auf diese meine Äußerungen, die ich zu meiner
    aktiven Zeit wohl kam hätte wagen dürfen. Denn, wie Ortega sagte: Es gibt
    keinen Helden mehr, es gibt nur noch den Chor! Aber es ist doch wichtig zu
    begreifen, daß „die Gesellschaft immer eine dynamische Einheit zweier Faktoren
    ist, der Eliten und der Massen. Die Eliten sind Individuen oder
    Individuengruppen von spezieller Qualifikation; die Masse ist die Gesamtheit
    der nicht besonders Qualifizierten.“ Das ist aber vielleicht eine etwas
    willkürliche Unterscheidung: nicht die Qualifikation, sondern die Qualität ist
    das Kriterium! Allerdings erwächst die Qualifikation normalerweise aus der
    Qualität, diese aber ist schon in der Grundveranlagung eines Menschen spürbar. Dagegen
    zeigt sich die Masse im Durchschnittsmenschen:

    Es ist die allen gemeine Beschaffenheit, das
    sozial Ungeprägte, der Mensch, insofern er sich nicht von anderen Menschen
    abhebt, sondern einen generellen Typus in sich wiederholt…. Wenn die einzelnen, aus denen die Masse be­steht, sich für be­sonders begabt hielten, hätten wir es nur mit
    einem Fall per­sönli­cher Täu­schung, aber nicht mit einer so­zio­logischen
    Umwäl­zung zu tun. Charak­teristisch… ist es jedoch, daß die gewöhnli­che
    Seele sich über ihre Gewöhnlichkeit klar ist, aber die Un­verfrorenheit
    besitzt, für das Recht der Gewöhnlichkeit einzu­tre­ten und es überall
    durchzusetzen.

    Du
    würdest mir ja wohl zustimmen, daß sich das besonders in der Gestalt deines
    Nachfolgers gezeigt hat. Und vielleicht wirst du dann erkennen, in welche
    Gesellschaft du dich mit deiner Auffassung gebracht hast – auch wenn es
    paradoxerweise so gewesen wäre, daß dieser Mensch, der sich im übrigen ja in
    brutaler Offenheit nur auf die „Gnade der späten Geburt“ berufen wollte und
    konnte, sich gehütet hätte, dir darin zustimmen. Dein Trotz adelt dich dagegen
    durchaus: das habe ich immer so gesehen, aber vielleicht bringt er dich hier in
    ein falsches Lager. Zu dem bereits
    Gesagten zitiere ich nochmals den ja auch von dir bewunderten Ortega:

    Die Individuen, die die Menge bilden, gab es
    vorher, aber nicht als Menge. In kleinen Gruppen oder einzeln über die Welt
    verteilt, führten sie offenbar ein uneiniges, ungeselltes, getrenntes Leben…
    Jetzt plötzlich erscheinen sie zu Verbänden zusammengefaßt, und unsere Augen
    sehen überall nur Mengen. Überall? Nein: gerade an den vornehmsten Stellen,
    die, als verhältnismäßig verfeinerte Schöpfungen der menschlichen Kultur,
    vorher ausgewählten Gruppen, mit einem Wort den Eliten vorbehalten waren. Die
    Menge ist auf einmal sichtbar geworden und nimmt die besten Plätze der Gesellschaft
    ein. .. Bei den Gruppen jedoch, die als auserlesene gekennzeichnet sind, erstreckt
    sich die tatsächliche Übereinstimmung ihrer Mitglieder auf einen Wunsch, eine
    Idee, ein Ideal, das vermöge seines eigenen Wesens die große Zahl ausschließt.

    Man kann von einer einzelnen
    Person wissen, ob sie Masse ist oder nicht, sagt Ortega. Dem stimme ich zu. Zum
    Beispiel war es für mich nie eine Frage, daß deine Amtsnachfolger nur
    Massentypen waren und daß sie das auch in ihrem Selbstverständnis waren – zwar
    nicht so wörtlich, aber gemäß den dafür geltenden, von ihnen jedoch nicht
    hinterfragten Kriterien. Das galt wohl auch für Angela Merkel, aber besonders
    und fast schon wörtlich für Helmut Kohl. Er hat nie eine über deren Vorstellungen
    hinausgehende Idee gehabt. Die Verachtung der Rechte seines Volkes, die in
    seinen Handlungen nach der Wiedervereinigung zum Ausdruck kam, entsprach im
    Grunde seiner mangelnden Selbstachtung, da er beides nur in einem rein faktisch
    Sinn begriff – jenseits jeder persönlichen oder kollektiven Idee.

    Masse ist jeder, der sich nicht selbst aus
    besonderen Gründen – im Guten oder Bösen – einen besonderen Wert beimißt,
    sondern sich schlichtweg für Durchschnitt hält, und dem doch nicht schaudert,
    der sich in seiner Haut wohlfühlt, wenn er merkt, daß er ist wie alle… Die
    Einteilung der Gesellschaft in Masse und Elite ist daher keine Einteilung nach
    sozialen, sondern nach menschlichen Kategorien; sie braucht nicht mit der
    Rangordnung der höheren oder niederen Klassen zusammenfallen..

    Es ist
    nicht richtig, daß die Umstände uns zu Entscheidungen zwingen – was entscheidet,
    ist unser Charakter… Alles das gilt auch für das Gemeinschaftsleben. Auch in
    ihm liegt zunächst ein Horizont von Möglichkeiten vor und dann ein Entschluß,
    der wählt und über die tatsächliche Art des Kollektivdaseins entscheidet..
    Dieser Entschluß entspringt dem Charakter der Gesellschaft oder, was dasselbe
    ist, des Menschentypus, der in ihr herrscht… Die Erscheinung ist frappierend.
    Die öffentliche Macht liegt in den Händen eines Vertreters der Massen, die so
    mächtig sind, daß sie jede Opposition unterdrückt haben. .. Mit einem Wort, sie
    lebt ohne Lebensplan; sie hat nichts vor. Sie weiß nicht, wohin sie geht, sie
    hat keinen vorgezeichneten Weg, keine zu durchlaufende Bahn… Das ist der Grund,
    daß sich ihre Tätigkeit darauf beschränkt, dem Konflikt der Stunde
    auszuweichen; sie löst ihn nicht, sondern flieht ihn zunächst unter Benutzung
    jedes beliebigen Mittels, selbst auf die Gefahr hin, dadurch größere Schwierigkeiten
    für die nächste Stunde aufzuhäufen. . Der Massenmensch ist der Mensch, der ohne
    Ziel lebt und im Winde treibt. Darum baut er nichts auf , obgleich seine Möglichkeiten
    und Kräfte ungeheuer sind. Und dieser Typ Mensch entscheidet in unserer Zeit..

    Wenn Massen und Massen von Menschen
    mit so beschleunigtem Tempo in die Geschichte hineingestoßen wurden, daß es
    kaum möglich war, ihnen die überlieferte Kultur zu vermitteln. .. Man pflanzte
    ihnen eilig den Stolz auf die Macht der modernen Mittel ein, aber nicht den
    Geist. Mit dem Geist haben sie darum nichts im Sinn, und die neuen Generationen
    ergreifen die Herrschaft über die Welt, als wäre sie ein Paradies ohne Fußspuren
    der Vergangenheit, ohne althergebrachte, verworrene Rätsel..

    Seit der Mitte des 19. Jhdts. gibt es
    für den Durchschnittsmenschen keine sozialen Schranken. D.h. auch in den
    Domänen des öffentlichen Lebens bewegt er sich ohne Fesseln und Beschränkungen,
    nicht zwingt ihn, sich zu bescheiden… Für das Volk aller (früheren) Zeiten bedeutete
    ‚Leben’ vor allem Begrenzung, Verpflichtung, Abhängigkeit, mit einem Wort,
    Druck… Die Welt, die den neuen Menschen von Geburt an umgibt, zwingt ihn zu
    keinem Verzicht in irgendeiner Beziehung; sie stellt ihm kein Verbot, keine
    Hemmung entgegen; im Gegenteil, sie reizt seine Gelüste, die prinzipiell ins
    Ungemessene wachsen können… Noch weniger wird er zugeben, daß auch der
    Fortbestand dieser Errungenschaften von gewissen seltenen Tugenden des Menschen
    abhängt, deren geringster Ausfall den herrlichen Bau sehr rasch ins Wanken
    bringen würde. Das veranlaßt uns, in das psychische Diagramm des Massenmenschen
    die ersten beiden Linien einzutragen: die ungehemmte Ausdehnung seiner
    Lebenswünsche und darum seiner Person; und die grundsätzliche Undankbarkeit
    gegen alles, was sein reibungsloses Dasein ermöglicht hat. Man kennt die beiden
    Züge aus der Psychologie des verwöhnten Kindes… Erbe einer langen, genialen
    Vergangenheit – genial durch Erleuchtungen und Bemühungen – , ist das neue Volk
    von seiner Umwelt verwöhnt worden. Jemanden verwöhnen heißt, seine Wünsche
    nicht beschneiden, ihm den Eindruck geben, daß er alles darf und zu nichts
    verpflichtet ist… Für die neue Masse ist die volle vitale Bewegungsfreiheit der
    natürliche und gesicherte Zustand, der keiner besonderen Ursache bedarf. Nichts
    Äußeres treibt sie, sich Grenzen zu setzen und in jedem Augenblick mit anderen
    Instanzen, besonders mit anderen höheren Instanzen zu rechnen…

    Den auserlesenen oder hervorragenden
    Menschen dagegen kennzeichnet die innere Notwendigkeit, von sich fort zu einer
    höheren objektiven Norm aufzublicken, in deren Dienst er sich freiwillig
    stellt… Entgegen der landläufigen Meinung ist es nicht die Masse, sondern der
    große Einzelne, der seinem Wesen nach in Dienstbarkeit lebt. Sein Leben ist ihm
    schal, wenn er es nicht im Dienst für etwas Höheres verbraucht. Er sieht in der
    Notwendigkeit des Dienens keine Last. Wenn er zufällig ihrer enträt, ergreift
    ihn Unruhe, und er erfindet neue schwierigere und anspruchsvollere Normen, um
    sich ihnen zu beugen. Das ist Leben als Zucht, adeliges Leben. Adel erkennt man
    am Anspruch an sich selbst, an den Verpflichtungen, nicht an den Rechten
    (Noblesse oblige). Wer sich angesichts irgendeines Problems mit den Gedanken
    zufrieden gibt, die er ohne weiteres in seinem Kopf vorfindet, – ich würde
    sagen: wer instinktiv die Gedanken der anderen für seine eigenen hält – gehört intellektuell zur Masse. Elite dagegen
    ist derjenige, der gering schätzt, was ihm mühelos zufällt, und nur seiner
    würdig erachtet, was über ihm ist und mit einem neuen Ansprung erreicht werden
    muß…

    Da er nichts vermißt, was über seinen
    Horizont geht, richtet er sich endgültig mit diesem Vorrat ein. Das ist der
    Mechanismus der Verstockung… Nicht, daß
    der gewöhnliche Mensch glaubt, er sei außerordentlich und nicht gewöhnlich, sondern
    daß er das Recht auf Gewöhnlichkeit und die Gewöhnlichkeit als Recht proklamiert
    und durchsetzt. Nichts an der gegenwärtigen Situation ist so neu und
    unvergleichbar mit irgendeinem Geschehen der Vergangenheit wie die Herrschaft,
    welche die geistige Plebs heute im öffentlichen Leben ausübt… Den ‚Ideen’ der Politiker (sofern sie nicht
    seinen physischen Interessen entgegenstehen) seine eigenen gegenüberzustellen,
    ja sie auch nur vor das Tribunal anderer Ideen zu ziehen, die es zu besitzen
    glaubte, wäre ihm niemals eingefallen… Ein angeborenes Gefühl für seine
    Begrenztheit, seine Uneignung zu theoretischem Denken hinderte es daran. Die
    selbstverständliche Folge war, daß das Volk auch nicht entfernt daran dachte,
    auf irgendeinem Gebiet der öffentlichen Tätigkeiten, die größtenteils
    theoretischer Art sind, Entscheidungen zu treffen.

    Es gibt keine Kultur, wenn es keine
    Ehrfurcht vor gewissen Grundwahrheiten der Erkenntnis gibt… Wo dies alles
    fehlt, gibt es keine Kultur; es herrscht im genauesten Sinn Barbarei. … Wenn
    man sich nicht darum kümmert, ob man bei der Wahrheit bleibt, wenn man nicht
    den Willen zur Wahrheit hat, ist man ein geistiger Barbar. So verhält sich aber
    praktisch genommen der Massenmensch..

    In diesem Sinne würde ich als
    Regent mit entsprechender Entscheidungsbefugnis so viele wie möglich alte
    Gebäude wieder errichten, wenn die alten Pläne noch vorhanden sind und wenn
    auch ggf. nur der Fassade nach, wie es auch bei der Restaurierung von Paris
    durch Haussmann geschehen ist, da im Städtebau immer alles zuerst von der Fassade
    her gestaltet wird. Denn was den Vergleich mit dem deiner Erklärung nach so
    sehr bewunderten, aber wohl nicht ganz verstandenen Paris oder anderen
    europäischen Hauptstädten angeht, so fehlt es ihm gerade daran noch sehr –
    einerseits weil es ohnehin noch nicht so alt ist, daß es insofern der Aufgabe,
    den Nachfolgestaat des Heiligen Römischen Reiches zu präsentieren, völlig
    entsprechen könnte, anderseits aber eben wegen der so totalen Zerstörung im
    letzten Krieg. Das soll aber nicht heißen, daß es daneben nicht ebenso viele
    moderne Gebäude haben sollte, aber grundsätzlich muß eine solche Stadt auch
    ihre historische Gewachsenheit zeigen.
    Den damit verbundenen finanziellen Aufwand ist es allemal wert, denn der
    kommt vielfach auf anderen Wegen wieder zurück, da eine Volkswirtschaft immer
    eine ausgeprägte psychologische Komponente hat. Wer meint, das Geld sei besser
    anderswo investiert, hat nicht begriffen, was Geld überhaupt ist und wie es
    entsteht.

    Du siehst, ich habe mir die
    Gedanken zu deinem Land gemacht, die ich bei dir vermisse. Ich betrachte das
    eben als ‚Intellektueller’ und müßte wohl einer früheren Äußerung von dir gemäß
    jetzt zum Arzt gehen, weil ich ‚Visionen’ habe. Wie auch immer: Die Straße Unter den Linden ist ja inzwischen
    wieder die eigentliche Repräsentationsstraße Berlins, in der sich wie in
    Dresden viele restaurierte historische Gebäude aneinanderreihen, die übrigens
    mehrheitlich wie die Dresdner Frauenkirche durch private Spenden ermöglicht
    wurden – was ganz nebenbei eben auch zu den positiven Begleiterscheinungen der
    privaten Kapitalakkumulation gehört. Denn wenn das Geld zu gleich verteilt wäre
    und der Plebs darin mitzuentscheiden gehabt hätte, wäre die neue Hauptstadt
    bestenfalls ein zweites Las Vegas oder eine ungestaltete Megalopolis ohne
    Struktur. Soetwas wirkt dann auf das Selbstverständnis der Bürger zurück. Es
    führt zu einer rückgekoppelten Degeneration und am Ende zur Erfüllung der
    Spenglerschen Drohung.

    Dein alter Guiscard d’ Estaing

  21. Lieber
    Helmut!

    Da wir uns nach so vielen Jahren immer noch gelegentlich gedanklich austauschen,
    sehe ich mich veranlaßt, dir diesen Brief zu schreiben – und zwar unmittelbar
    unter Bezug auf dein Buch ‚Außer Dienst’ und wegen einiger darin geäußerter
    Bemerkungen zum Euro, aber auch anläßlich einer Zeitungsnachricht, der gemäß du
    dich über den Neubau des Berliner Schlosses kritisch ausgesprochen haben
    sollst.

    Bekanntlich hat man mir ja immer einen gewissen aristokratischen Dünkel nachgesagt. Ich
    habe mich dir gegenüber dazu nie gerechtfertigt, denn darin waren wir uns
    meines Erachtens gar nicht so unähnlich – womit du zugleich siehst, welches
    Verständnis ich davon habe: Adel ja, sogar auch Geburtsadel, aber keiner, der
    in irgendwelchen Stammbäumen verankert ist (du wirst allerdings auch wissen,
    daß ich diesbezüglich selbst keine große Karte ausspielen kann). Was uns
    unterschied, ist etwas anderes – nämlich dein so unbedingtes Realitätsverständnis,
    das mich als sogenannten „Intellektuellen“ (was mir ja auch nachgesagt wurde,
    wobei ich aber nicht immer wußte, wieweit das kritisch gemeint war) bisweilen
    etwas frappierte. Nicht, daß ich mich nicht auch für einen Realisten hielt und
    halte, aber in einem etwas weiteren Sinn, den ich dir im folgenden erläutern
    möchte.

    Aber zunächst noch zum Thema unserer Gemeinschaftswährung. Dein Buch wurde zwar in
    deiner Sprache unmittelbar vor der Euro-Krise veröffentlicht, ich konnte es in
    der meinigen aber erst über ein Jahr später lesen, und inzwischen hatte sich
    die allgemeine Einschätzung zum Euro grundsätzlich geändert. Ich weiß deshalb
    nicht, ob du dich nun dazu anders äußern würdest, doch wie auch immer: um das
    Thema einmal etwas grundsätzlicher anzugehen und besonders dabei auf die
    dadurch deutlich gewordene Bedeutung der Nationalstaatlichkeit einzugehen, die wir offenbar bei unseren Überlegungen zur Gemeinschaftswährung früher sehr unterschätzt haben, werde ich
    auch die Gelegenheit nutzen, daran einige Gedanken zu knüpfen, die mit anderen
    Äußerungen in deinem Buch zusammenhängen.

    Daß du dich darin so unbedingt für die Bedeutung eines allgemeinen
    Geschichtsbewußtseins vor allem für die wichtigen politischen
    Entscheidungsträger äußerst, hat mich nicht gewundert, denn das kannte ich ja
    von dir schon früher, obwohl ich darin auch Widersprüche zu deinen sonstigen
    Äußerungen sehe, wenn du mir diesen kritischen Einwand, den ich anschließend
    auch noch erläutern werde, gestatten darf. Du äußerst dich aber unter anderem
    zustimmend zu Oswald Spenglers These des Unterganges des Abendlandes, wenn ich
    es richtig interpretiere, und das möchte ich gerne mit deiner ebenfalls
    geäußerten Bewunderung Le Bons und Ortega y Gassets, die mich allerdings in
    dieser deutlichen Weise offen gesagt doch erstaunt hat, in Verbindung bringen,
    um damit dann auch noch etwas zu meinem eigenen „aristokratischen“
    Eliteverständnis sagen zu können – womit sich endlich der Themenkreis wieder
    schließt und sich alles als ein jeweiliger Teilaspekt eines größeren Ganzen
    zeigt.

    Ich möchte mit einer kritischen Betrachtung deiner eigenen Kritik zur Restauration
    des Berliner Stadtschlosses beginnen. Ich habe die Diskussion dazu allerdings
    aus meiner Heimat natürlich aus noch größerer Entfernung verfolgt, und
    vielleicht wird es dich wundern, daß ich mich dazu überhaupt äußern möchte. Ich
    habe aber zu dieser Frage ein weniger konkretes, sondern eher höheres und
    gewissermaßen allgemein-philosophisches Verständnis, und nur in diesem Sinne
    siehst du mich engagiert. Aber eben darin unterscheiden wir uns letztlich wohl
    doch – auch was offenbar die Art deines Geschichtsverständnisses angeht. Nicht
    daß ich dir darin wie deinem unmittelbaren Amtsnachfolger ein lediglich
    rhetorisches Verständnis unterstellen möchte, aber vielleicht ein zu sehr
    status-quo-orientiertes: in diesem Sinn leben wir zwar in einer Welt, die nur
    aus ihrer geschichtlichen Gewachsenheit verständlich ist, was aber an ihrer
    Konkretheit nichts ändert. Demgegenüber vertrete ich eine Sichtweise, in der es
    keine strikte Trennung zwischen intelligibeler und konkreter Welt bzw.
    ‚Welterscheinung’ gibt. Das heißt in einfachen Worten: Ideen spielen darin eine
    ganz erhebliche Rolle. Sie wirken auch auf die sog. Psyche der Menschen zurück,
    bestimmen ihr persönliches und kollektives Selbstverständnis und am Ende auch
    ihre Handlungen.

    Ich möchte dich dazu auf folgende Äußerung in deinem Buch aufmerksam machen:

    „Das Bremer Rathaus und Schinkels Neue Wache, Unter den Linden, waren die mich prägenden architektonischen Erlebnisse gewesen. Nun wirkte die Stadt Paris auf mich als ein überwältigendes
    Gesamtkunstwerk: die großartigen Uferstraßen entlang der Seine, .. die breiten
    Boulevards.. Ich war ein junger Soldat der deutschen Besatzungsmacht, aber
    Paris weckte in mir das Gefühl neidvoller Bewunderung.. Paris ist für mich der
    Maßstab für eine Weltstadt geblieben.“

    Nun ja, wir haben ja seinerzeit selbst einen Rundgang durch unsere Seinestadt
    gemacht, und du hast dabei unter anderem die Champs Elisees bewundert. Und
    vielleicht wirst du dich erinnern, wie ich dir dabei erklärte, wie es Napoleon
    III. und dem Baron Haussmann im 19. Jahrhundert gelungen ist, aus der bis dahin
    bestehenden noch sehr mittelalterlichen Struktur der Stadt durch rigorose
    Einschnitte die moderne Großstadt zu machen, die sie heute ist. Das war eine
    großartige und ausgesprochen glückliche Leistung, für die ich in der Geschichte
    des Städtebaus sonst gar keine Parallele sehe. Besonders problematisch ist aber
    demgegenüber der Wiederaufbau der deutschen Städte nach dem 2. Weltkrieg, der
    ansich sogar noch viel mehr zerstört hat als der Krieg selbst. Denn dessen
    Zerstörungen wären ja auch eine große Chance gewesen, die Städte ebenso in die
    Moderne zu führen. Das aber hätte eben dieses philosophische
    Geschichtsverständnis bzw. eine damit verbundene Allgemeinbildung erfordert, zu
    dem die dafür Verantwortlichen offenbar nicht fähig waren – eben ganz einfach
    wohl, weil sie zu ihrer Zeit Barbaren in einer barbarischen Umgebung waren –
    Menschen, die durch die unmittelbar vorhergehenden Ereignisse in tragischer
    Weise um ihre Geschichte gebracht worden waren. Daß wir in Frankreich das ganz
    anders sahen und sehen und noch in einem besseren Geschichtsverständnis
    wurzelten, kannst du zum Beispiel im Elsaß sehen, bei dessen Restaurierung wir
    gewissermaßen im besten historischen und ideellen Sinn deutscher als die Deutschen
    selbst waren. Stattdessen wurde auf der deutschen Seite der Wiederaufbau der Münsteraner
    Innenstadt ursprünglich sehr angefeindet – und mir will es nun trotz aller
    deiner Bekenntnisse zu der Wichtigkeit eines organischen
    Geschichtsverständnisses so erscheinen, daß du dich von diesen Leuten gar nicht
    unterscheidest! Ein Barbar unter Barbaren!?

    Ist dir denn, lieber Helmut, die Bedeutung einer Hauptstadt und ihre
    architektonische Repräsentation als kultureller und bewußtseinsgestaltender
    Faktor eines Landes und Volkes gar nicht bewußt? Es sei wichtig, schriebst du, das eigene Land und seine Gesetze mit denen anderer Staaten zu vergleichen… Wer von der Geschichte nichts weiß,
    kann seine Gegenwart nicht verstehen. Um aber zu zeigen, wie sehr diese
    Geschichte an das Allgemeinverständnis gebunden ist und auf dieses wieder
    zurückwirkt, verweise ich auf deinen dann folgenden Satz:

    Die Kultur der Franzosen.. ist der
    unsrigen wohl ähnlich, sie ist aber doch sehr anders, und jedenfalls haben wir
    Deutschen keinerlei Grund zur Überheblichkeit.

    Lieber Helmut, ist dir bewußt, wie sehr du dich mit dieser nur mühsam unterdrückten
    Überheblichkeit als ein Vertreter der Vorkriegsgeneration zeigst, wie sehr auch
    auf dich die damals propagierte Sichtweise wirkte und wie sehr du dich dadurch
    von der auch bei uns durchaus bekannten Sichtweise der deutschen
    Nachkriegsgeneration unterscheidest? Diese wuchs ja eben in einem völlig
    zerstörten Land auf, und das hat sie sehr gründlich von dem krankhaft
    übersteigerten Nationalbewußtsein geheilt und sogar ganz in eine gegenteilige
    Sichtweise, einen gewissen nationalen Minderwertigkeitskomplex sogar, versetzt,
    den schließlich mein Nachfolger Mitterand sehr bewußt – und insofern durchaus
    als ein kleiner Richelieu – ins Kalkül zog und deinem Nachfolger gegenüber ausnutzte?

    Wie sehr dieser darin den DDR-Machthabern glich, die das Schloß schlichtweg
    abrissen und durch ein grauenhaftes und jeder historischen Perspektive
    entbehrendes Bauwerk ersetzten, wird ihm wohl kaum bewußt gewesen sein. Beide
    waren eben, um damit auf Le Bon und Ortega zu sprechen zu kommen, nur
    Massenmenschen – keine Vertreter des Geistes, sondern nur des reinen
    Materieprinzips. Golems eben. Geschichte ja, aber irgendetwas ist in ihr wohl
    gründlich schiefgelaufen, daß es nicht nur in Deutschland Ost und West, sondern
    mehr oder weniger in allen zumindest westlichen Ländern dazu kam, daß solche
    Leute zu den Fortgestaltern ihrer Geschichte wurden! Daran ist das schuld, was
    Ortega den Aufstand der Massen nannte
    und was sich lediglich in verschiedenen Facetten zeigte, die wir als
    Kommunismus, Faschismus oder Kapitalismus bezeichnen, die sich aber alle in
    ihrer materialistischen Einseitigkeit und Ignoranz gegenüber tieferen Werten
    gleichen. Nach Ortega war der Grund dafür die falsche Auffassung, daß die Menschen
    alle gleich seien und daß sich dadurch die
    moderne Zivilisation
    in eine „ungerichtete Aggressivität“ gewandelt hat, die (besonders,
    aber nicht nur) im
    Faschismus zum Ausdruck gekommen ist. Das
    zeige sich auch im Ausgrenzungsmechanismus: „Anderssein ist
    unanständig. Die Masse vernichtet alles, was anders, was ausgezeichnet,
    persönlich, eigenbegabt und erlesen ist. Wer nicht ‚wie alle‘ ist, wer nicht
    ‚wie alle‘ denkt, läuft Gefahr, ausgeschaltet zu werden.“

    Da die Massen ihrem Wesen nach ihr eigenes Dasein
    nicht lenken könnten und dürften und noch weniger imstande seien, die
    Gemeinschaft zu regieren, sei damit gesagt, daß Europa in einer der schwersten Krisen
    stehe, die über Völker, Nationen, Kulturen kommen könne. Wie richtig das ist,
    zeigte sich nicht nur vor fast hundert Jahren, sondern auch heute wieder in der
    Euro-Krise, die darauf zurückzuführen ist, daß eben ansich „der Typus der
    Straße“ – oder sagen wir ruhig: der Gosse – die Gesetze des Handelns in seine
    Hände genommen hat. Denn der Fisch stinkt immer zuerst vom Kopf her, was aber
    heute auch im Bereich der Füße nicht mehr richtig verstanden wird, weil alles
    paradigmatisch durchtränkt ist und der Fisch eben keine Vorstellung vom Wasser
    hat.

    Deshalb, lieber Helmut, hat mich deine Äußerung zum Berliner Schloß so entsetzt! Ist es
    dir denn nicht verdächtig vorgekommen, wie viel Zuspruch du dazu im Internet
    bekamst – vom geschichtslosen Plebs eben, der das alles nur rein rechnerisch zu
    sehen in der Lage ist? In welch einer Welt würden die denn leben, wenn ihre
    Städte nach ihren Maßstäben wieder aufgebaut worden wären? Wird es dir dadurch
    nicht verständlich, daß die Bildung und Umwelt von Eliten, ich meine wirklichen
    Eliten und nicht nur hochgekommenem Pöbel, regiert und gestaltet wird und nicht
    von den Massen? Das öffentliche Leben
    ist nach Ortega nicht nur politisch, es ist zugleich, ja zuvor geistig,
    sittlich, wirtschaftlich, religiös.

    Aber
    schon sehe ich die Resonanz auf diese meine Äußerungen, die ich zu meiner
    aktiven Zeit wohl kam hätte wagen dürfen. Denn, wie Ortega sagte: Es gibt
    keinen Helden mehr, es gibt nur noch den Chor! Aber es ist doch wichtig zu
    begreifen, daß „die Gesellschaft immer eine dynamische Einheit zweier Faktoren
    ist, der Eliten und der Massen. Die Eliten sind Individuen oder
    Individuengruppen von spezieller Qualifikation; die Masse ist die Gesamtheit
    der nicht besonders Qualifizierten.“ Das ist aber vielleicht eine etwas
    willkürliche Unterscheidung: nicht die Qualifikation, sondern die Qualität ist
    das Kriterium! Allerdings erwächst die Qualifikation normalerweise aus der
    Qualität, diese aber ist schon in der Grundveranlagung eines Menschen spürbar. Dagegen
    zeigt sich die Masse im Durchschnittsmenschen:

    Es ist die allen gemeine Beschaffenheit, das
    sozial Ungeprägte, der Mensch, insofern er sich nicht von anderen Menschen
    abhebt, sondern einen generellen Typus in sich wiederholt…. Wenn die einzelnen, aus denen die Masse be­steht, sich für be­sonders begabt hielten, hätten wir es nur mit
    einem Fall per­sönli­cher Täu­schung, aber nicht mit einer so­zio­logischen
    Umwäl­zung zu tun. Charak­teristisch… ist es jedoch, daß die gewöhnli­che
    Seele sich über ihre Gewöhnlichkeit klar ist, aber die Un­verfrorenheit
    besitzt, für das Recht der Gewöhnlichkeit einzu­tre­ten und es überall
    durchzusetzen.

    Du
    würdest mir ja wohl zustimmen, daß sich das besonders in der Gestalt deines
    Nachfolgers gezeigt hat. Und vielleicht wirst du dann erkennen, in welche
    Gesellschaft du dich mit deiner Auffassung gebracht hast – auch wenn es
    paradoxerweise so gewesen wäre, daß dieser Mensch, der sich im übrigen ja in
    brutaler Offenheit nur auf die „Gnade der späten Geburt“ berufen wollte und
    konnte, sich gehütet hätte, dir darin zustimmen. Dein Trotz adelt dich dagegen
    durchaus: das habe ich immer so gesehen, aber vielleicht bringt er dich hier in
    ein falsches Lager. Zu dem bereits
    Gesagten zitiere ich nochmals den ja auch von dir bewunderten Ortega:

    Die Individuen, die die Menge bilden, gab es
    vorher, aber nicht als Menge. In kleinen Gruppen oder einzeln über die Welt
    verteilt, führten sie offenbar ein uneiniges, ungeselltes, getrenntes Leben…
    Jetzt plötzlich erscheinen sie zu Verbänden zusammengefaßt, und unsere Augen
    sehen überall nur Mengen. Überall? Nein: gerade an den vornehmsten Stellen,
    die, als verhältnismäßig verfeinerte Schöpfungen der menschlichen Kultur,
    vorher ausgewählten Gruppen, mit einem Wort den Eliten vorbehalten waren. Die
    Menge ist auf einmal sichtbar geworden und nimmt die besten Plätze der Gesellschaft
    ein. .. Bei den Gruppen jedoch, die als auserlesene gekennzeichnet sind, erstreckt
    sich die tatsächliche Übereinstimmung ihrer Mitglieder auf einen Wunsch, eine
    Idee, ein Ideal, das vermöge seines eigenen Wesens die große Zahl ausschließt.

    Man kann von einer einzelnen
    Person wissen, ob sie Masse ist oder nicht, sagt Ortega. Dem stimme ich zu. Zum
    Beispiel war es für mich nie eine Frage, daß deine Amtsnachfolger nur
    Massentypen waren und daß sie das auch in ihrem Selbstverständnis waren – zwar
    nicht so wörtlich, aber gemäß den dafür geltenden, von ihnen jedoch nicht
    hinterfragten Kriterien. Das galt wohl auch für Angela Merkel, aber besonders
    und fast schon wörtlich für Helmut Kohl. Er hat nie eine über deren Vorstellungen
    hinausgehende Idee gehabt. Die Verachtung der Rechte seines Volkes, die in
    seinen Handlungen nach der Wiedervereinigung zum Ausdruck kam, entsprach im
    Grunde seiner mangelnden Selbstachtung, da er beides nur in einem rein faktisch
    Sinn begriff – jenseits jeder persönlichen oder kollektiven Idee.

    Masse ist jeder, der sich nicht selbst aus
    besonderen Gründen – im Guten oder Bösen – einen besonderen Wert beimißt,
    sondern sich schlichtweg für Durchschnitt hält, und dem doch nicht schaudert,
    der sich in seiner Haut wohlfühlt, wenn er merkt, daß er ist wie alle… Die
    Einteilung der Gesellschaft in Masse und Elite ist daher keine Einteilung nach
    sozialen, sondern nach menschlichen Kategorien; sie braucht nicht mit der
    Rangordnung der höheren oder niederen Klassen zusammenfallen..

    Es ist
    nicht richtig, daß die Umstände uns zu Entscheidungen zwingen – was entscheidet,
    ist unser Charakter… Alles das gilt auch für das Gemeinschaftsleben. Auch in
    ihm liegt zunächst ein Horizont von Möglichkeiten vor und dann ein Entschluß,
    der wählt und über die tatsächliche Art des Kollektivdaseins entscheidet..
    Dieser Entschluß entspringt dem Charakter der Gesellschaft oder, was dasselbe
    ist, des Menschentypus, der in ihr herrscht… Die Erscheinung ist frappierend.
    Die öffentliche Macht liegt in den Händen eines Vertreters der Massen, die so
    mächtig sind, daß sie jede Opposition unterdrückt haben. .. Mit einem Wort, sie
    lebt ohne Lebensplan; sie hat nichts vor. Sie weiß nicht, wohin sie geht, sie
    hat keinen vorgezeichneten Weg, keine zu durchlaufende Bahn… Das ist der Grund,
    daß sich ihre Tätigkeit darauf beschränkt, dem Konflikt der Stunde
    auszuweichen; sie löst ihn nicht, sondern flieht ihn zunächst unter Benutzung
    jedes beliebigen Mittels, selbst auf die Gefahr hin, dadurch größere Schwierigkeiten
    für die nächste Stunde aufzuhäufen. . Der Massenmensch ist der Mensch, der ohne
    Ziel lebt und im Winde treibt. Darum baut er nichts auf , obgleich seine Möglichkeiten
    und Kräfte ungeheuer sind. Und dieser Typ Mensch entscheidet in unserer Zeit..

    Wenn Massen und Massen von Menschen
    mit so beschleunigtem Tempo in die Geschichte hineingestoßen wurden, daß es
    kaum möglich war, ihnen die überlieferte Kultur zu vermitteln. .. Man pflanzte
    ihnen eilig den Stolz auf die Macht der modernen Mittel ein, aber nicht den
    Geist. Mit dem Geist haben sie darum nichts im Sinn, und die neuen Generationen
    ergreifen die Herrschaft über die Welt, als wäre sie ein Paradies ohne Fußspuren
    der Vergangenheit, ohne althergebrachte, verworrene Rätsel..

    Seit der Mitte des 19. Jhdts. gibt es
    für den Durchschnittsmenschen keine sozialen Schranken. D.h. auch in den
    Domänen des öffentlichen Lebens bewegt er sich ohne Fesseln und Beschränkungen,
    nicht zwingt ihn, sich zu bescheiden… Für das Volk aller (früheren) Zeiten bedeutete
    ‚Leben’ vor allem Begrenzung, Verpflichtung, Abhängigkeit, mit einem Wort,
    Druck… Die Welt, die den neuen Menschen von Geburt an umgibt, zwingt ihn zu
    keinem Verzicht in irgendeiner Beziehung; sie stellt ihm kein Verbot, keine
    Hemmung entgegen; im Gegenteil, sie reizt seine Gelüste, die prinzipiell ins
    Ungemessene wachsen können… Noch weniger wird er zugeben, daß auch der
    Fortbestand dieser Errungenschaften von gewissen seltenen Tugenden des Menschen
    abhängt, deren geringster Ausfall den herrlichen Bau sehr rasch ins Wanken
    bringen würde. Das veranlaßt uns, in das psychische Diagramm des Massenmenschen
    die ersten beiden Linien einzutragen: die ungehemmte Ausdehnung seiner
    Lebenswünsche und darum seiner Person; und die grundsätzliche Undankbarkeit
    gegen alles, was sein reibungsloses Dasein ermöglicht hat. Man kennt die beiden
    Züge aus der Psychologie des verwöhnten Kindes… Erbe einer langen, genialen
    Vergangenheit – genial durch Erleuchtungen und Bemühungen – , ist das neue Volk
    von seiner Umwelt verwöhnt worden. Jemanden verwöhnen heißt, seine Wünsche
    nicht beschneiden, ihm den Eindruck geben, daß er alles darf und zu nichts
    verpflichtet ist… Für die neue Masse ist die volle vitale Bewegungsfreiheit der
    natürliche und gesicherte Zustand, der keiner besonderen Ursache bedarf. Nichts
    Äußeres treibt sie, sich Grenzen zu setzen und in jedem Augenblick mit anderen
    Instanzen, besonders mit anderen höheren Instanzen zu rechnen…

    Den auserlesenen oder hervorragenden
    Menschen dagegen kennzeichnet die innere Notwendigkeit, von sich fort zu einer
    höheren objektiven Norm aufzublicken, in deren Dienst er sich freiwillig
    stellt… Entgegen der landläufigen Meinung ist es nicht die Masse, sondern der
    große Einzelne, der seinem Wesen nach in Dienstbarkeit lebt. Sein Leben ist ihm
    schal, wenn er es nicht im Dienst für etwas Höheres verbraucht. Er sieht in der
    Notwendigkeit des Dienens keine Last. Wenn er zufällig ihrer enträt, ergreift
    ihn Unruhe, und er erfindet neue schwierigere und anspruchsvollere Normen, um
    sich ihnen zu beugen. Das ist Leben als Zucht, adeliges Leben. Adel erkennt man
    am Anspruch an sich selbst, an den Verpflichtungen, nicht an den Rechten
    (Noblesse oblige). Wer sich angesichts irgendeines Problems mit den Gedanken
    zufrieden gibt, die er ohne weiteres in seinem Kopf vorfindet, – ich würde
    sagen: wer instinktiv die Gedanken der anderen für seine eigenen hält – gehört intellektuell zur Masse. Elite dagegen
    ist derjenige, der gering schätzt, was ihm mühelos zufällt, und nur seiner
    würdig erachtet, was über ihm ist und mit einem neuen Ansprung erreicht werden
    muß…

    Da er nichts vermißt, was über seinen
    Horizont geht, richtet er sich endgültig mit diesem Vorrat ein. Das ist der
    Mechanismus der Verstockung… Nicht, daß
    der gewöhnliche Mensch glaubt, er sei außerordentlich und nicht gewöhnlich, sondern
    daß er das Recht auf Gewöhnlichkeit und die Gewöhnlichkeit als Recht proklamiert
    und durchsetzt. Nichts an der gegenwärtigen Situation ist so neu und
    unvergleichbar mit irgendeinem Geschehen der Vergangenheit wie die Herrschaft,
    welche die geistige Plebs heute im öffentlichen Leben ausübt… Den ‚Ideen’ der Politiker (sofern sie nicht
    seinen physischen Interessen entgegenstehen) seine eigenen gegenüberzustellen,
    ja sie auch nur vor das Tribunal anderer Ideen zu ziehen, die es zu besitzen
    glaubte, wäre ihm niemals eingefallen… Ein angeborenes Gefühl für seine
    Begrenztheit, seine Uneignung zu theoretischem Denken hinderte es daran. Die
    selbstverständliche Folge war, daß das Volk auch nicht entfernt daran dachte,
    auf irgendeinem Gebiet der öffentlichen Tätigkeiten, die größtenteils
    theoretischer Art sind, Entscheidungen zu treffen.

    Es gibt keine Kultur, wenn es keine
    Ehrfurcht vor gewissen Grundwahrheiten der Erkenntnis gibt… Wo dies alles
    fehlt, gibt es keine Kultur; es herrscht im genauesten Sinn Barbarei. … Wenn
    man sich nicht darum kümmert, ob man bei der Wahrheit bleibt, wenn man nicht
    den Willen zur Wahrheit hat, ist man ein geistiger Barbar. So verhält sich aber
    praktisch genommen der Massenmensch..

    In diesem Sinne würde ich als
    Regent mit entsprechender Entscheidungsbefugnis so viele wie möglich alte
    Gebäude wieder errichten, wenn die alten Pläne noch vorhanden sind und wenn
    auch ggf. nur der Fassade nach, wie es auch bei der Restaurierung von Paris
    durch Haussmann geschehen ist, da im Städtebau immer alles zuerst von der Fassade
    her gestaltet wird. Denn was den Vergleich mit dem deiner Erklärung nach so
    sehr bewunderten, aber wohl nicht ganz verstandenen Paris oder anderen
    europäischen Hauptstädten angeht, so fehlt es ihm gerade daran noch sehr –
    einerseits weil es ohnehin noch nicht so alt ist, daß es insofern der Aufgabe,
    den Nachfolgestaat des Heiligen Römischen Reiches zu präsentieren, völlig
    entsprechen könnte, anderseits aber eben wegen der so totalen Zerstörung im
    letzten Krieg. Das soll aber nicht heißen, daß es daneben nicht ebenso viele
    moderne Gebäude haben sollte, aber grundsätzlich muß eine solche Stadt auch
    ihre historische Gewachsenheit zeigen.
    Den damit verbundenen finanziellen Aufwand ist es allemal wert, denn der
    kommt vielfach auf anderen Wegen wieder zurück, da eine Volkswirtschaft immer
    eine ausgeprägte psychologische Komponente hat. Wer meint, das Geld sei besser
    anderswo investiert, hat nicht begriffen, was Geld überhaupt ist und wie es
    entsteht.

    Du siehst, ich habe mir die
    Gedanken zu deinem Land gemacht, die ich bei dir vermisse. Ich betrachte das
    eben als ‚Intellektueller’ und müßte wohl einer früheren Äußerung von dir gemäß
    jetzt zum Arzt gehen, weil ich ‚Visionen’ habe. Wie auch immer: Die Straße Unter den Linden ist ja inzwischen
    wieder die eigentliche Repräsentationsstraße Berlins, in der sich wie in
    Dresden viele restaurierte historische Gebäude aneinanderreihen, die übrigens
    mehrheitlich wie die Dresdner Frauenkirche durch private Spenden ermöglicht
    wurden – was ganz nebenbei eben auch zu den positiven Begleiterscheinungen der
    privaten Kapitalakkumulation gehört. Denn wenn das Geld zu gleich verteilt wäre
    und der Plebs darin mitzuentscheiden gehabt hätte, wäre die neue Hauptstadt
    bestenfalls ein zweites Las Vegas oder eine ungestaltete Megalopolis ohne
    Struktur. Soetwas wirkt dann auf das Selbstverständnis der Bürger zurück. Es
    führt zu einer rückgekoppelten Degeneration und am Ende zur Erfüllung der
    Spenglerschen Drohung.

    Dein alter Guiscard d’ Estaing

  22. Helmut Schmidt ist wohl einer der größten Deutschen unserer Zeit. Sicherlich hat er sachen gesagt und gemacht die nicht jedem zusagen. Trotzdem verbitte ich (26 Jahre) Mir, das sie in solch einer Ton und Les-Art über diesen Mann reden. Er ist auch mit 94 noch einer der wenigen Poitiker, wenn auch außer Dienst, die noch halbwegs vernünftig sind. Diese Euro- Mauscheleien, Betreuengsgeldphrasen und den ganzen anderen Kram hätten wir mit IHM sicher nicht…

    Ich Liebe Berlin, ich will mein Schloss…. ich freu mich.

  23. Helmut Schmidt ist wohl einer der größten Deutschen unserer Zeit. Sicherlich hat er sachen gesagt und gemacht die nicht jedem zusagen. Trotzdem verbitte ich (26 Jahre) Mir, das sie in solch einer Ton und Les-Art über diesen Mann reden. Er ist auch mit 94 noch einer der wenigen Poitiker, wenn auch außer Dienst, die noch halbwegs vernünftig sind. Diese Euro- Mauscheleien, Betreuengsgeldphrasen und den ganzen anderen Kram hätten wir mit IHM sicher nicht…

    Ich Liebe Berlin, ich will mein Schloss…. ich freu mich.

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