26.02.2016 Berliner Zeitung
Bundesbauministerin Barbara Hendricks und Kulturstaatsministerin Monika Grütters haben einen Nachfolger für Baumanager Manfred Rettig vorgeschlagen. Auch im Vorstand der Stiftung wird es Veränderungen geben.
Von Ulrich Paul
Die neue Führungscrew für die Stiftung zum Bau des Berliner Schlosses steht: Nachfolger für den scheidenden Bau-Manager Manfred Rettig soll der 55-jährige Hans-Dieter Hegner werden, ein Referatsleiter aus dem Bundesbauministerium. „Mit Hans-Dieter Hegner konnten wir eine kompetente Persönlichkeit mit umfassenden Erfahrungen im Baubereich gewinnen“, sagte Bauministerin Barbara Hendricks (SPD) am Freitag bei der Vorstellung der neuen Führung zusammen mit Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU).
Der bisherige kaufmännische Vorstand der Stiftung Humboldt-Forum im Berliner Schloss, Johannes Wien, übernimmt die Funktion des Vorstandssprechers, die bisher Rettig inne hatte. Zugleich rückt mit der Kulturmanagerin Lavinia Frey eine dritte Person in den Vorstand der Stiftung auf. Frey soll zugleich Geschäftsführerin der Humboldt-Forum Kultur GmbH, die als Tochterunternehmen der Stiftung den kulturellen Betrieb in dem Gebäude organisieren soll. Der Stiftungsrat muss die Personal-Vorschläge formell noch absegnen. Die Zustimmung gilt jedoch als sicher. Das Gremium tagt am 15. März.
Mit besonderer Spannung war die Nachfolge-Regelung für Manfred Rettig erwartet worden. Der Bau-Manager hatte im Januar überraschend seinen Rückzug zum 1. März angekündigt. Er begründete dies unter anderem damit, dass er ein Zeichen gegen mögliche Änderungen der Planung setzen wollte, die den Zeit- und Kostenplan sprengen könnten.
Die Nominierung von Hans-Dieter Hegner als Rettig-Nachfolger kommt überraschend. Denn bisher hatte der gelernte Bauingenieur mit Projekten dieser Größenordnung eher wenig zu tun. Seit 2007 amtiert er im Hendricks-Ministerium als Leiter des Referats „Bauingenieurwesen, Bauforschung, nachhaltiges Bauen“. Hier hat er sich unter anderem mit Passivhäusern beschäftigt. „Es war klar, dass wir einen Rettig-Zwei nicht finden“, sagte Bau-Staatssekretär Florian Pronold (SPD), der zugleich Vorsitzender des Stiftungsrats ist. Ihm sei wichtig, dass mit Hegner jemand die Position bekleide, der „durchsetzungsstark ist“. Barbara Hendricks sagte: „Ich bin überzeugt, dass es ihm mit seiner langjährigen baufachlichen Erfahrung und seiner engagierten und kooperativen Art gelingen wird, das Schlossbauvorhaben auf gutem Weg zu halten.“
Noch liegt das Bauprojekt, das ein offizielles Budget von 595 Millionen Euro hat, im Zeit- und Kostenplan. Wie berichtet, sieht das Bundesbauministerium jedoch laut einem jüngsten Bericht „Terminrisiken“ wegen der geänderten Nutzung durch das Land Berlin. Der Senat hatte im vergangenen Jahr entschieden, auf den Flächen des Landes eine Ausstellung zur Geschichte der Stadt zu präsentieren, statt sie von der Zentral- und Landesbibliothek bespielen zu lassen. Die Entwurfsplanung steht aus.
Hauptnutzer des Schlosses wird die Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Sie will hier ihre Sammlungen der außereuropäischen Kulturen präsentieren. Von den 595 Millionen Euro Baukosten trägt der Bund 483 Millionen, Berlin 32 Millionen Euro. 80 Millionen für die Rekonstruktion der Barockfassaden will der Förderverein Berliner Schloss aus Spenden aufbringen. Weitere Extras im Wert von 25,5 Millionen Euro wie die vollständige Rekonstruktion der Kuppel sollen ebenfalls aus Spenden finanziert werden.
Quelle: Berliner Zeitung, 26.02.2016