„Grütters gegen Überblendung von Bibelversen am Stadtschloss“

09.11.2022 – IDEA

Die frühere Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) hat sich gegen Überlegungen der Bundesregierung gewandt, Bibelverse am Berliner Stadtschloss zu überblenden. Die Kuppelinschrift am Berliner Stadtschloss „zu canceln“, finde sie falsch, sagte die bekennende Katholikin in einem Interview mit der ZEIT-Beilage „Christ und Welt“.

An der Kuppel ist ein goldenes Spruchband angebracht, das aus zwei Bibelversen zusammengesetzt ist (Apostelgeschichte 4,12 und Philipper 2,10): „Es ist in keinem andern Heil, ist auch kein anderer Name den Menschen gegeben, denn in dem Namen Jesu, zur Ehre Gottes des Vaters. Dass in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind.“ Die Inschrift wurde von König Friedrich Wilhelm IV. (1795–1861) ausgewählt.

Wie Grütters weiter sagte, ist die Behauptung „irrig“, hier werde ein Herrschaftsanspruch des Christentums formuliert. Um das Christentum im Gegensatz zu anderen Religionen gehe es gar nicht, so Grütters. Tatsächlich sei die Inschrift schwer verständlich, auch weil sie von ihrem Erschaffer, dem preußischen König Friedrich Wilhelm IV., aus zwei verschiedenen Bibelstellen zusammengesetzt sei.

Er habe damit klargemacht, dass er das Volk nicht als Souverän anerkennt. Aber, so Grütters: „Die politische Denkweise von Friedrich Wilhelm IV. ist Geschichte.“ Das Beugen des Knies sei ein Bild für eine Unterwerfung, die nicht sein solle, jedenfalls nicht vor weltlichen Autoritäten: „Unsere Demut sollte Gott gelten, das macht uns frei.“

Nur wer seine Wurzeln kennt, kann aufgeschlossen sein

Auch in einer immer säkulareren Gesellschaft werde man niemandem dadurch gerecht, dass man etwas verleugne oder verschweige. Deutschland sei ein christliches Abendland und christliche Kernbotschaften wir Toleranz, Nächstenliebe und die Freiheit des Einzelnen prägten das Gemeinwesen bis heute.

„Ich glaube, nur wer seine Wurzeln kennt und wertschätzt, kann anderen Menschen und Kulturen gegenüber aufgeschlossen sein, ohne sich bedroht zu fühlen“, so Grütters. Sie könne nicht nachvollziehen, welchen Mehrwert die Verleugnung des Christlichen haben solle. Durch die Verneinung der Religion würden keine politischen Freiräume gewonnen, betonte die Katholikin.

Das Kreuz zu entfernen, war ein Affront

Grütters äußerte sich auch zum Abhängen des Kreuzes beim G7-Treffen in Münster. Das Auswärtige Amt hatte ein Kruzifix aus dem Sitzungssaal im Vorfeld des Gipfels entfernen lassen. Grütters: „Als gläubige Christin finde ich das Wegräumen des Kreuzes verletzend, das heißt aber nicht, dass ich es nicht aushalte.“

Unerträglich und verstörend sei die Ignoranz gegenüber der Geschichte. Man habe den Friedenssaal in Münster als Tagungsort ausgewählt, weil dort nach dem Dreißigjährigen Krieg – einem Religionskrieg – ein Frieden ausgehandelt wurde.

Das Kreuz aus dem Jahr 1540 stehe für das Elend, das Religionskonflikte auslösen können. Zugleich sei es ein großartiges Zeichen der Versöhnung: „Wer das nicht versteht, der hätte auch auf den Saal verzichten und im Hotelzimmer tagen können. Das Kreuz, ein Symbol des Friedensschlusses, zu entfernen, war ein Affront.“ Grütters sagte, sie hoffe, dass die Aufregung all jene nachdenklich gemacht habe, die allzu eilfertig dachten, canceln sei etwas Gutes.

 

Quelle:  IDEA, 09.11.2022

 

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2 Kommentare zu “„Grütters gegen Überblendung von Bibelversen am Stadtschloss“

  1. Auf Berlin.de Newsletter, dem offiziellen hauptstadtportal findet man folgende Bemerkungen: „Ursprünglich trug das barocke Schloss kein Kreuz, dieses ließ erst Friedrich Wilhelm IV. 1854 aufsetzen, um seinen Machtanspruch nach Außen zu tragen. In der Kritik steht zudem die darunter verlaufende Inschrift, ein Bibelzitat, das Unterwerfung unter das Christentum fordert..“ Wer imstande ist, solchen Unsinn zu veröffentlichen, der muß unbedingt zum bildungsfernen Prekariatt gehören, was im rotgrünen Berlin offenbar nicht an einflußreicher Stellung im Kulturbetrieb hindert.. Da ist das unterirdische Niveau der öffentlichen Diskussion um das Schloß nicht verwunderlich. Abschließende Frage: Lesen diese Leute keine der zahlreichen historisch angemessenen Interpretationen der inkriminierten Tatbestände?

  2. Wer kann wohl die Kultur-Staatsministerin Claudia Roth ansprechen und ihr ohne Polemik, freundlich und schonungsvoll nahebringen, auf welchem geschichts- und kulturvergessenen Holzweg sie sich befindet und dass es nicht ihre Aufgabe sein kann, nach eigenem Ermessen die vom Bundestag beschlossene fachgerechte Rekonstruktion von Teilen des Bauwerks zu überblenden und so zu konterkarieren? Wer kann ihr sagen. dass sie nicht einfach die historische Bedeutung des umlaufenden Spruchbandes gegenüber der interessierten Öffentlichkeit mit eigen von ihr autorisierten „zeitgemäß-weltoffenen“ LED-Sprüchen und Wertungen außer Kraft zu setzen. Wer kann sie schließlich über ihren peinlichen Irrtum aufklären?

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