Fertigstellung der Musterfassade – Beginn des Freiraumwettbewerbes für den Schlossplatz

Die Musterfassade des künftigen Berliner Schlosses in Mitte ist fertig. An der Karl-Liebknecht-Straße gegenüber dem Berliner Dom können Interessierte sich jetzt ein Bild davon machen, wie der Bau einmal aussehen soll.

Senatsbaudirektorin Regula Lüscher kündigte am Montag im Kulturausschuss des Abgeordnetenhauses an, der Freiraumwettbewerb für den Schlossplatz solle im August ausgeschrieben werden.

Auf dem Schlossplatz steht eine Kulissenwand aus Beton, deren nach barocken Vorbildern kopiertes Sandsteindekor aus Fensterlaibungen, Adlern und Kartuschen mit jedem Tag zu einem schöneren Bild zusammenwächst. Eine Probe für die Fassadenkopie, die bis 2019 hier entstehen soll. Und in wenigen Tagen wird eine neue Rosenzüchtung „Berliner Schloss“ vorgestellt. Höchste Zeit, nach Ideen für die nähere Umgebung des teuersten deutschen Kulturbaus zu suchen

Senatsbaudirektorin Regula Lüscher kündigte also am Montag im Kulturausschuss des Abgeordnetenhauses an, der Wettbewerb dafür solle im August ausgeschrieben werden. Alle professionellen Architekten und Landschaftsplaner können teilnehmen. Wenn diese „historisierende Formen“ nehmen wollten, sei das kein Ausschlussgrund. Lüscher selbst allerdings denkt eher an eine moderne Interpretation der historischen Spuren dieses Ortes, der nicht nur für Preußen und die DDR, sondern mit dem Einheits- und Freiheitsdenkmal bald auch für die Bundesrepublik stehen wird.

Im Vorfeld war vor allem die Frage umstritten, welche der einst im Bereich des Schlosses aufgestellten Statuen zurück gebracht werden sollen und ob nicht auch Teile der einstigen Gartenanlagen wie die im 19. Jahrhundert angelegten Terrassen hin zum Lustgarten wieder entstehen könnten. Auch wenn Lüscher die Gesellschaft Historisches Berlin als Fachberater zur Jury zulud, gab sie dieser Idee nun eindeutig einen Korb: Das Humboldt-Forum hinter den Schlossfassaden sei ein moderner Kulturbau, eine Rekonstruktion der Umgebung – egal, welche der vier oder fünf überlieferten historischen Fassungen man nehme – schon aus funktionalen Gründen ausgeschlossen. Ihr stünden auch finanzielle Gründe entgegen, nicht einmal die eine Million Euro für eine Verlegung von Leitungen auf dem Schlossplatz sei vorhanden, um den Neptunbrunnen vom Rathausplatz zu verlegen. Also solle auf dem Schlossplatz, so Lüscher, nur der Platz frei gehalten werden, so dass „spätere Generationen“ anders entscheiden könnten.

Die Gruppe des Drachentöters im Nikolaiviertel, der beiden Rossebändiger vor dem einstigen Kontrollratsgebäude in Schöneberg und das Reiterstandbild des Großen Kurfürsten vor dem Schloss Charlottenburg sollten jedoch dort verbleiben. Sie hätten eine neue Bedeutung an ihren jetzigen Standorten erhalten.

Berliner Zeitung, 6. Juni 2012

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