„Fenster für Berliner Schloss aus Langenwetzendorf“

10.08.2015     Ostthüringer Zeitung

Unternehmen in Ostthüringen:  Es sind nicht nur die großen Namen, die die Unternehmerlandschaft in Ostthüringen prägen und ausmachen. Auch viele kleinste, kleine oder mittlere Firmen leisten Erstaunliches für die Volkswirtschaft. Manchmal sind sogar heimliche Gewinner, sogenannte Hidden Champions, darunter. Die OTZ stellt wöchentlich Betriebe und Dienstleister aus Ostthüringen vor. Heute: Wertbau mit Hauptsitz in Langenwetzendorf am Daßlitzer Kreuz

Von Maike Scholz

Langenwetzendorf/Daßlitz. Einzigartigkeit, Handanfertigung und Qualität: Die Firma Wertbau mit Sitz am Daßlitzer Kreuz (Landkreis Greiz) fertigt die Fenster und Portale für das Berliner Schloss. „Das ist europaweit einmalig und die Krönung des Holzfensterbaus“, sagt Geschäftsführer Rainer Taig und zeigt auch gleich die Gründe dafür auf. „Die Elementgröße, die Konstruktion, die Funktion und der Fensterbau schlechthin sind einzigartig.“ Insgesamt 386 so genannte Kastenfenster werden derzeit nach und nach angefertigt. Es sind Nachbildungen aus dem Jahr 1630, nur haben sie das gewisse Etwas: Sie erfüllen Anforderungen an Schall, Wärmedämmung und Sicherheit.

Rund 700 Kilogramm wiegt ein Fenster. „Das war natürlich eine Herausforderung für die Produktion, die Logistik und die Handhabe im Betrieb von Arbeitsplatz zu Arbeitsplatz“, erklärt Taig. Es bedürfe viel Feingefühl seitens aller Mitarbeiter, um diese Aufgabe stemmen zu können. Von den rund 300 Mitarbeitern, 200 davon in der Produktion, sind 15 dieser als Team für den Auftrag für das Berliner Schloss abgestellt.

Fünf bis sieben Fenster werden pro Tag fertig

Jeden Tag werden zwischen fünf und sieben Fenster fertig. Mit einer eigenen Logistik-Schiene und speziellen Transport-Gestellen geht es von Station zu Station. Das geht nur in den großzügigen Räumen von Wertbau: „Ich bezweifele, dass es in Deutschland einen Mitbewerber gibt, der dieses Volumen stemmen kann“, ist Taig der Meinung. Bisher sind insgesamt rund 50 Kastenfenster fertig und rund 75 in der Vorfertigung.

Eigentlich sollte die Produktion Anfang März beginnen. „Los ging es dann Anfang Juni und bis November wollen wir fertig sein“, zeigt der Geschäftsführer auf und stellt auch klar: „Auch unser Tagesgeschäft muss fristgerecht weiter gehen. Wir beliefern rund 400 Fachhandel in Deutschland.“

Vertragsverhandlungen in Berlin

Deutsche Eiche, endlackiert: Vor etwa einem Jahr sei die Firma in der Gemeinde Langenwetzendorf angesprochen worden. „Wir sind aufgrund unseres Bekanntheitsgrades in Deutschland und in Kenntnis der hohen Qualität und Kapazität angesprochen worden. Dann haben wir ein Angebot abgegeben und sind zu Vertragsverhandlungen in Berlin gewesen“, erzählt Taig. Letztlich habe man nach der Bemusterung den Zuschlag vom Bauherrn, also der Stiftung Berliner Schloss – Humboldtforum, erhalten.

Darauf sei man im Unternehmen stolz: „Es ist die Krönung des Fensterbaus. Dieses Projekt gibt es kein zweites Mal. Das hier machen zu dürfen, ist eine Ehre und Herausforderung zugleich“, sagt Taig und ist gleichzeitig der Meinung: „Es ist ein Produkt, mit dem sich Wertbau auf eine weitere Kompetenzebene bewegt hat“.

Rund 500 000 Euro habe Wertbau zum Beispiel in Holz für die Beschläge vorfinanziert. Außerdem sei man in ständiger Kommunikation. Gut 50 Ordner Schriftverkehr würden das zeigen. Schließlich baue man nicht einfach ein Fenster. Alles muss genau passen und auch mit anderen Firmenbereichen, wie der Elektronik, abgestimmt sein. Um eine optimale Produktion zu gewährleisten, habe Wertbau eine regelrechte Forschung und Entwicklung betrieben.

„Das eine tun, ohne das andere zu lassen“ ist das Motto von Taig. Es gehe um den richtigen Einsatz von Erfahrungswerten in Kombination mit deren Ausbau und Weiterentwicklung. „Durch diese Einstellung haben wir uns zu dem entwickelt, was wir heute sind“, sagt Taig bestimmt.

Am 1. August 1990 begann die Unternehmensgeschichte von Wertbau. Damals mit zunächst fünf Mitarbeitern und einer Produktionsfläche von 425 Quadratmetern. 25 Jahre später zählt man stolze 298 Mitarbeiter und eine Produktionsfläche von 32 000 Quadratmetern an zwei Standorten, nämlich Daßlitz und Gommla.

So, wie sich das Unternehmen entwickelt habe, so wird auch das Großprojekt immer umfangreicher. „Natürlich gab es auch Zeiten, wo wir gesagt haben, dass dieser Kelch doch lieber hätte an uns vorbei gehen sollen“, gibt der Geschäftsführer zu. Doch diese Bruchteile von Sekunden an Gedanken seien schnell wieder vergessen gewesen. Es gelte, sich abgestimmt und im Zusammenspiel diesem Auftrag anzunehmen und ihn zu erfüllen. Deswegen ist Taig auf seine „kompetenten Mitarbeiter“ auch so stolz und kann mit Zuversicht auf die Aufgaben schauen. Am Ende steht neben dem enormen Entwicklungsschritt für das Unternehmen auch ein Auftragsvolumen von 3,6 Millionen Euro brutto.

Taig, der auch beim Richtfest des Schlosses am 12. Juni dabei war, sieht das Bauvorhaben als „gigantisch an“. „Es ist ein Schloss, wie man sich es vorstellt. Es hat Eindruck bei mir hinterlassen und es ist ein für die ganze Welt gebautes Objekt. Ich bin überzeugt, dass es Deutschland in Ehre und Akzeptanz weiter bringt. Das ist der Wahnsinn“, schwärmt der Wertbau-Geschäftsführer. Umso eindrucksvoller sei es, dass seine Mitarbeiter und er ein Teil davon sind. Nach den Fenstern soll nämlich noch nicht Schluss sein. Auch Türen sowie Portale stehen noch auf dem Programm. „Die Portale sind für den Eingang und die Türme und noch einmal eine Dimension größer.“ Man wolle sich auf jeden Fall an diesem Auftrag beteiligen. Das Auftragsvolumen liege ähnlich wie jenes für die Fenster.

Doch auch dann soll noch nicht Schluss sein. Die Entwicklungsarbeit soll auch künftig Früchte tragen. „Diese Kompetenz, die wir uns aufgrund der ganzen Konstruktionsdetails erarbeitet haben, wollen wir vermarkten“, sagt Taig bestimmt. Ein Grund mehr für den Geschäftsführer, insgesamt weitere 15 bis 20 Mitarbeiter einstellen zu wollen.

Das Unternehmen:

Name: WertbauStandort: Langenwetzendorf, am Daßlitzer Kreuz Geschäftsführer: Rainer und Carsten Taig Beschäftigte: 298 Mitarbeiter Produktionsfläche: Insgesamt 32 000 Quadratmeter an zwei Standorten in Gommla und Daßlitz Produkte: Fenster, Haustüren, Rollläden, Rauch- und Brandschutztüren Kapazität: 1500 Fenstereinheiten pro Tag.

 

 

Quelle: Ostthüringer Zeitung, 10.08.2015

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