„Es gab keine rechten Großspender beim Berliner Schloss“

22.11.2022 – WELT

Von Rainer Haubrich

Dem Förderverein Berliner Schloss von Wilhelm von Boddien war vorgeworfen worden, er habe Großspenden von Rechtsextremen angenommen. Hat er nicht, wie eine Untersuchung ergab. Das sagt jetzt auch die Stiftung Humboldt Forum in erfreulicher Klarheit.

Der Architekt Philipp Oswalt gilt in Fachkreisen als schärfster Kritiker der Rekonstruktion des Berliner Schlosses. Der heutige Professor an der Universität Kassel ist aber zugleich der skurrilste Schloss-Kritiker. Denn er hat 2007, was kaum jemand weiß, am Architekten-Wettbewerb teilgenommen, und zwar mit einem Entwurf, der – wie verlangt – die Barockfassaden rekonstruierte.

Gleich nach Bekanntgabe des Siegers Franco Stella schlüpfte Oswalt wieder in seine Rolle als „Deutschlands bekanntester Schloss-Kritiker“ und schmähte dessen Entwurf. Mit keinem Wort erwähnte Oswalt, dass er selbst ein Teilnehmer des Wettbewerbs war.

Es ist eine der vielen interessanten Episoden in der Geschichte des Humboldt Forums, die der Schloss-Impresario Wilhelm von Boddien in seinen gerade erschienenen Memoiren erzählt („Abenteuer Berliner Schloss. Erinnerungen eines Idealisten“, Wasmuth & Zohlen).

Leider sind ihm im Kapitel über Oswalt ein paar Details durcheinandergeraten, weshalb dieser klagte – und vor dem Landgericht Berlin Recht bekam. Boddiens Buch darf in der ursprünglichen Fassung nicht mehr von ihm oder dem Verlag vertrieben werden, im Buchhandel ist es fast ausverkauft.

Viel wichtiger aber ist der Ausgang eines anderen Streites. Es geht um die angeblich zahlreichen „rechten“ bis „rechtsradikalen“ Großspender, die Oswalt dem Förderverein von Boddien unterstellt – womit er versucht, die einst vom Bundestag mit Zweidrittel-Mehrheit beschlossene Rekonstruktion der Barockfassaden als ein politisch am rechten Rand angesiedeltes Vorhaben erscheinen zu lassen. Wie jetzt eine detaillierte Überprüfung ergeben hat, ist an diesen Vorwürfen nichts dran.

Die Stiftung Humboldt Forum und der Förderverein Berliner Schloss hatten sich darauf verständigt, eine Prüfung von Großspendern durch den renommierten Berliner Juristen Peter Raue vornehmen zu lassen. Dazu machte Boddien dessen Kanzlei zur Begutachtung vertraulich die Namen aller 113 Einzelspender und Organisationen zugänglich, die jeweils mehr als 100.000 Euro überwiesen haben.

Nach Überprüfung der Unterlagen kam die Kanzlei Raue zu dem Schluss, dass dem Förderverein bis auf die Spenden des Deutschen Stifterverbandes und eines anonymen Spenders aus der Schweiz alle Spender namentlich bekannt sind. Von diesen 113 Spendern werden im Humboldt Forum 106 auf den Tafeln im Portal IIgeehrt. Die übrigen wollten ausdrücklich anonym bleiben, aber auch bei denen konnte die Kanzlei Raue keinen Hinweis auf rechtsradikale oder gar extremistische Positionen finden.

Man nehme „das Ergebnis gern zur Kenntnis“, schreibt die Stiftung Humboldt Forum in einer aktuellen Stellungnahme. „Der in der Presse geäußerte Verdacht, der Förderverein habe von rechtsextremen Personen oder Institutionen Großspenden angenommen, hat sich nicht erhärtet.“

Und dann folgt ein Satz, der sich angesichts der langen Streitereien zwischen Stiftung und Boddien wie ein Friedensvertrag liest: „Damit ist die Voraussetzung für eine weitere konstruktive Zusammenarbeit zwischen der Stiftung Humboldt Forum und dem Förderverein geschaffen.“

 

Quelle: WELT, 22.11.2022

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2 Kommentare zu “„Es gab keine rechten Großspender beim Berliner Schloss“

  1. Warum beschäftigt sich noch irgend jemand mit Oswalt. Der Modus operandi dieses Architekturgiganten besteht doch ausschließlich in audacter calumniare, aliquid semper haeret. Am besten ignorieren.

  2. Der SPIEGEL konnte es sich in Nr. 50/2022 vom 10.12.22 auf Seite 125 in Form eines bewusst zweideutigen „Wordings“ leider nicht verkneifen, so zu tun, als wäre die Affäre Oswalt im Sinne des Fördervereins nicht eindeutig geklärt.

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