Die erste Bohrung

Am Schlossplatz in Berlin haben die Arbeiten zum Wiederaufbau des Hohenzollern-Sitzes begonnen. Zwar ist an diesem Donnerstag noch nicht die offizielle Grundsteinlegung – die soll erst im ersten Halbjahr 2013 erfolgen – aber zum Baustart ist jede Menge Prominenz gekommen.
Staatsminister Bernd Neumann rüffelte noch mal kurz Wilhelm von Boddin: „Sie sollen keine Fotos machen, sondern mit nach vorne kommen, Sie sind die Hauptperson.“ Aber Boddin knipste noch schnell weiter. Schließlich war das für ihn ein Glückstag. Am Donnerstag stand der 70-jährige Geschäftsführer des Fördervereins Berliner Schloss auf dem Schlossplatz direkt vor dem ehemaligen DDR-Staatsratsgebäude.
Und genau da soll es wieder hin – das Stadtschloss, das die DDR-Führung 1950 abreißen ließ. Fast 20 Jahre hat Boddin dafür gekämpft. Zwar ist an diesem Donnerstag noch nicht die offizielle Grundsteinlegung – die soll erst im ersten Halbjahr 2013 erfolgen – aber zum Baustart ist jede Menge Prominenz gekommen. Bundesbauminister Peter Ramsauer ist da, der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit, der verantwortliche Architekt Franco Stella und Manfred Rettig, Geschäftsführer der Stiftung Berliner Schloss-Humboldtforum und Baumanager des 590-Millionen-Euro-Vorhabens.
Entsprechend gewichtig sind die Reden: Von „einem Schaufenster der Bundesrepublik“ spricht Rettig. Bauminister Ramsauer sieht bei dem Bauprojekt „auch eine patriotische Dimension für unser Land“. Und Staatsminister Neumann geht da auch gleich in die Vollen: „Das ist ein bedeutender Tag für die Kultur in Deutschland. Der Wiederaufbau sei das „größte Kulturprojekt in diesem Jahrhundert“.
Es sei eine „nationale Aufgabe, dieses Humboldtforum zu etablieren“, schließt sich Klaus Wowereit an. Denn das Schloss soll ein Bürgerschloss werden, mit Museen, Bibliothek, Kino, auch die Humboldt-Universität wird Partner sein. Und, so Wowereit weiter, auf dem Areal, auf dem früher auch der Palast der Republik stand, „wird wieder eine Lücke geschlossen“. Erneut wird von Boddin gelobt. Ohne den Schloss-Vorkämpfer wäre diese politische Entscheidung nicht gefallen, sagt Neumann. Dann startet ein Bauarbeiter seine Raupe für eine erste Bohrung.
Boddin ist übrigens der einzige in der Herrenrunde, der vielleicht nicht so ganz entspannt in Sachen Stadtschloss in die Zukunft sehen kann. Sein Förderverein muss in nächster Zeit noch rund 60 Millionen Euro an Spendengeldern akquirieren. „Bei der Frauenkirche in Dresden hat das ja auch funktioniert“, gibt er sich optimistisch.
Berliner Zeitung, 22.06.2012

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