„Die alten Schloss-Pfähle gibt es jetzt auch als Dielen“

25.10.2015   B.Z. Berlin

Von Katja Comenares

1706 in den Berliner Boden gestampft, um das Stadtschloss zu tragen, kann man diese 3000 Pfähle nun als Dielen daheim verlegen. Quadratmeterpreis: 189 Euro.

244 Jahre trug es das Berliner Schloss. In Form von 3000 Gründungspfählen, bis zu zehn Meter lang, 1706 auf Anweisung des Hofbaumeisters Eosander von Göthe ins morastige Erdreich gestampft. 2012 wurden diese historischen Stämme dann wieder aus dem Grund gezogen, um Platz für das Betonfundament des neuen Stadtschlosses zu schaffen.

Sie wurden gelagert, geschnitten, getrocknet und sind jetzt wieder auf dem Markt – als Fußboden!

“Ab sofort können wir 8000 Quadratmeter Schlossdielen zur Verfügung stellen”, so Andreas Spann, vom Wandlitzer (Landkreis Barnim) Holzgroßhandel Roggemann. Als die alten Stämme aus Kiefern-, Douglasien-, Lerchen- und Eichenholz vor vier Jahren aus dem schlammigen Baugrund gezogen wurden, hätte niemand für möglich gehalten, dass man mit ihrem Holz noch einen Euro machen kann.

Die Bergung und Entsorgung jedes einzelnen Pfahls kostete 65 Euro. Zuständig war die Charlottenburger Firma “RWG 1 Baustoffrecycling”. Und die machte plötzlich das Geschäft ihres Lebens! Denn 1950 Pfähle waren so gut in Schuss, dass sie im April 2013 versteigert werden konnten. Neben einigen privaten Einzelbietern ergatterte Holzbauer Roggemann neun Lkw-Ladungen für rund 50.000 Euro.

Quadratmeterpeis: 189 Euro. Ein Luxus, den sich “Soldatenkönig” Friedrich Wilhelm I. nicht geleistet hätte! Als er 1713 den Thron seines Vaters und damit auch das Berliner Schloss erbte, strich er dessen Hofstaat zusammen. Mit seinen Sparmaßnahmen vertrieb er Architekten und Künstler aus Berlin. Und den Bau der Schlosskuppel gab er gleich ganz auf.

 

Quelle: B.Z. Berlin, 25.10.2015

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert