„Der Schloss-Fassade fehlen noch 59 Millionen Euro Spenden“

02.04.2015     Berliner Morgenpost/Die Welt

Der Rohbau für das Berliner Schloss ist bis auf Restarbeiten an den Dächern und der Kuppel beinahe fertig. Nun beginnt der Aufbau der historischen Fassade. Doch noch fehlen Spenden.

Von Isabell Jürgens

Ob Tiefbahnhof Stuttgart 21, Hauptstadtflughafen BER oder BND-Geheimdienstzentrale: Die Bundesbauministerin hat nicht oft Gelegenheit, ein Großbauvorhaben zu besichtigen, das zumindest noch komplett im Kosten- und Zeitrahmen ist. Entsprechend entspannt wirkte Barbara Hendricks (SPD) auf ihrem Rundgang durch das im Rohbau fast schon fertiggestellte Berliner Schloss. „Ich bin beeindruckt von dem rasanten Baufortschritt“, lobte die Ministerin, die zuletzt vor rund einem Jahr die größte und prominenteste Kulturbaustelle der Bundesrepublik besichtigt hatte.

„Einen Wasserschaden wie beim Bundesnachrichtendienst wird es auf dieser Baustelle hoffentlich nicht geben“, merkte sie mit Anspielung auf den offenbar vorsätzlich herbeigeführten Wasser-Gau auf ihrer zweiten Großbaustelle im Bezirk Mitte an.

Zum Schlossplatz war die Ministerin am Mittwoch gekommen, um die ersten Sandsteinelemente für die barocke Fassade in Empfang zu nehmen – und damit das Startsignal für die Restkonstruktionsarbeiten zu geben. Denn der Rohbau für das Berliner Schloss – Humboldtforum ist bis auf Restarbeiten an den Dächern und der Kuppel beinahe fertig. Auf einem Tieflader gelangte neben tonnenschweren Sockelsteinen auch ein sogenanntes Bukranion auf die Baustelle.

Die Sockelsteine werden nun an der Südseite der Fassade an der Ecke zum Kupfergraben eingebaut. Das Bukranion, ein Widderschädel, der die Vergänglichkeit symbolisiert, wird dagegen die Fensterverdachung im ersten Obergeschoss schmücken. „Die Bukranien, von denen wir insgesamt 45 Stück am Gebäude anbringen, werden ausschließlich im ersten Stockwerk angebracht“, informierte Bertold Just, Leiter der Schlossbauhütte die Ministerin. Die Fenster im zweiten Stockwerk, der Bel Etage des Schlosses, würden dagegen mit den Initialschilden der Kurfürsten geziert.

59 Millionen Euro fehlen

Die Finanzierung des größten Kulturneubaus nach der Wende ist ein kompliziertes Konstrukt. Das Land Berlin zahlt für den Bau 32 Millionen Euro und steuert das Grundstück bei. Der Bund trägt mit 478 Millionen Euro den Löwenanteil. Dafür, dass aus dem Beton- ein Barockschloss wird, sollen jedoch ausschließlich Spenden der Bürger sorgen. So zumindest hat es der Haushaltsausschuss des Bundestages 2011 beschlossen.

80 Millionen Euro sind für die historische Fassade an drei Seiten des Schlosses veranschlagt. Weitere 25 Millionen werden für die historische Gestaltung der Schlosskuppel sowie die Rekonstruktion der prächtigen Innenportale benötigt. „Ich bedanke mich ausdrücklich bei allen Spendern“, sagte Hendricks. Bislang sind jedoch erst 30 Millionen Euro, davon 18,5 Millionen Euro für die Fassade eingegangen. „Es fehlen noch rund 59 Millionen Euro“, berichtete Wilhelm von Boddien, Chef des Schloss-Fördervereins, der Ministerin.

Allerdings sei er sehr zuversichtlich, dass diese Summe in den kommenden Jahren zusammenkommt. Schließlich werde das Schloss erst 2019 eröffnet. Zudem sei es möglich, Sandsteinfiguren auch erst später per Kran in die Fassade zu integrieren. „Wenn wir zur Eröffnung fertig sein wollen, müssen wir in vier Jahren jeweils noch 15 Millionen Euro einsammeln“, so Boddien weiter. Dies sei durchaus im Rahmen des Machbaren. Schließlich wurden im vergangenen Jahr ebenfalls rund 15 Millionen Euro eingesammelt. „Und je sichtbarer das Schloss wird, desto höher ist auch die Spendenbereitschaft“, sagte Boddien. Dies sei auch beim Wiederaufbau der Frauenkirche in Dresden so gewesen.

„Keine Firma wird auf ihren Rechnungen sitzen bleiben“

Die Bauministerin betonte, dass der Bund zwar keine Barmittel für die historische Fassade bereitstellen werde, allerdings gebe es eine sogenannte Verpflichtungsermächtigung, die es der Bauherrin, der Stiftung Berliner Schloss – Humboldtforum erlaube, Aufträge an die Steinmetzfirmen zu vergeben, selbst wenn diese noch nicht durch Spenden abgesichert seien. „Keine Firma wird auf ihren Rechnungen sitzen bleiben“, versicherte Hendricks. Im Anschluss an den Rundgang lud die Ministerin Interessierte dazu ein, sich an beiden Tagen der offenen Baustelle am 13. und 14. Juni vom Fortgang der Arbeiten am Schloss selbst ein Bild zu machen.

Ab dem 12. April und bis Ende Oktober 2015 bietet die Stiftung Berliner Schloss – Humboldtforum immer sonntags um 11 Uhr und um 13 Uhr anderthalbstündige Führungen über die Baustelle an. Bei dem Rundgang durch das Erdgeschoss und das erste Obergeschoss des Rohbaus werden die Besucher über den Fortschritt der Bauarbeiten und den inhaltlichen Planungsstand für das Humboldtforum informiert. Karten gibt es an der Kasse der Humboldt-Box und online unter www.sbs-humboldtforum.de/de/Berliner-Schloss/Fuehrungen. Der Ticketpreis beträgt 18, ermäßigt 12 Euro.

 

Quelle: Berliner Morgenpost/Die Welt, 02.04.2015

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert