„Denkmal und Berlin – Die Einheitswippe wird teurer“

07.04.2016    Der Tagesspiegel

Die Kosten des Freiheits- und Einheitsdenkmals am Stadtschloss steigen um fünf Millionen Euro. Teurer als geplant kommt vor allem die Umsiedlung der Fledermäuse.

Von Ralf Schönball

Die Auflagen, die mit der Erteilung der Baugenehmigung verbunden sind, sowie eine „Nachtragvereinbarung“ mit den Architekten Milla und Partner haben die Kosten des Freiheits- und Einheitsdenkmals am Stadtschloss um rund fünf Millionen Euro erhöht. Dies geht aus einer Vorlage des Bundesfinanzministeriums hervor, die dem Tagesspiegel vorliegt. Demnach hat der Bund als Bauherr zurzeit insgesamt 14,483 Millionen Euro für die Errichtung der „Einheitswippe“ genehmigt.

Die Fledermäuse haben ein neues Zuhause

Die zusätzlichen Kosten entstanden unter anderem für die Umsiedlung der Fledermaus-Population, die im historischen Sockel nistete, für dessen Sanierung selbst sowie für Auflagen des Denkmalschutzes zur Wiederherstellung des Ziegelstein-Gewölbe im Sockel. Immerhin, die Fledermäuse, die im Gewölbe unter der Schale nisteten, haben ihr neues Zuhause im Plänterwald angenommen. Und der Streit ums kaiserliche Mosaik ist beigelegt, es ist abgetragen und eingelagert. Dadurch verzögerte sich der Bau des futuristisch-interaktiven Denkmals, dessen Eröffnung eigentlich 2015 vorgesehen war.

Für den Betrieb und die Erhaltung des Baus rechnet der Bund mit jährlichen Kosten in Höhe von rund 190 000 Euro. Das Geld wird unter anderem für Beleuchtung und Reinigung benötigt sowie für die Wartung der hydraulischen Anlage zur Bewegung der Schale. Für den Bau bereitet ist nun alles.

Abstürzen kann niemand

„Wir könnten sofort loslegen“, hatte Johannes Milla, der das Einheits-Denkmal mitentworfen hat, schon im Februar dieses Jahres gesagt. Die Baugenehmigung habe nur ein Dutzend Fahrradstellplätze zur Auflage gemacht. Sicherlich lösbar seien ferner Auflagen des Landesdenkmalamtes im inneren, nicht sichtbaren Bereich des historischen Gewölbes, auf dem die Schale ruht, die außerdem durch 35 Meter lange Pfeiler im Boden verankert wird.

Und wie steht es mit dem Absturzrisiko auf der Anlage? Geländer beugen dem vor. Ohnehin sei das Denkmal weniger eine Wippe als eine Waage, da sie sich nur sehr langsam, 3,60 Meter in der Minute, nach unten oder oben bewegt. Dazu müssten sich 30 Menschen am Rand der Schale versammeln.

 

Quelle: Der Tagesspiegel, 07.04.2016

 

 

 

2 Kommentare zu “„Denkmal und Berlin – Die Einheitswippe wird teurer“

  1. Diese Bananen-Wippe ist echt überflüssig und nur noch peinlich…im Kontext des Umfeldes des Stadtschlosses wäre die Rekonstruktion des Reiterstandbildes analog zum Schlossbrunnen, den Rossebändigern, den Oranier-Fürsten etc. zwingend erforderlich…..in Koblenz am Deutschen Eck, Mündung der Mosel in den Rhein, hat es dank eines grosszügigen Mäzens hervorragend funktioniert…..

  2. Michael Ruth 
    Dem kann ich nur zustimmen. Aber auch in Koblenz war es nicht einfach gewesen. Nichts ahnend von Wiedervereinigung hatte der damalige Ministerpräsident B. Vogel (CDU) zuvor die Ablehnung der Wiedererrichtung des Reiterdenkmals von Willhelm I damit begründet, dass dies erst mit der Wiedervereinigung geschehen könnte. Glücklicherweise erlebte der Geldspender die Wiedervereinigung noch und nahm  den Politiker beim Wort.  Die dann von Politikern  angebrachte Inschrift zeigt, dass sie sauer waren: Die Reichsgründung 1871 sei ein Produkt des Krieges.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert