Das zunächst etwas gewöhnungsbedürftige Gebäude bildet die moderne Spitze im Dreieck von Box, Altem Museum und Berliner Dom, und doch ist dieses blaue futuristische Gebilde nur eine vorübergehende Erscheinung. Es bleibt, bis das Schloss eröffnet wird, also theoretisch bis 2019. Wann auch immer der erste Fanfarenstoß von der Eröffnung des neuen alten Schlosses kündet, hat es seine Aufgabe erfüllt: Das Schloss im Modell vorzuführen, Reklame für den Bau zu machen, die Sprengung von 1950 zu dokumentieren und dem Besucher einen Logenplatz zum Blick auf das Schloss-Areal und seine Umgebung anzubieten.
Und der ist wohl das Spektakulärste hier: Eines Tages wird man auf dem Dach der Box in den Humboldt-Terrassen bei einer Tasse Kaffee sitzen und zuschauen, wie sich die Bagger in die Erde fressen, wie die Kräne rotieren und die Fassaden wachsen, bis sie die Box überragen. Die Wissbegier, wie es weitergeht, ist groß. Erst kamen die Berliner in Scharen zur Box, dann haben die Touristen die führende Rolle übernommen.
Der Sinn dieser Box ist, die Befürwortung des immens teuren Schloss-Projekts mit seinem noch etwas unausgegorenen Inhalt, Weltkunst und -Wissenschaft auszustellen, zu fördern. Das gelingt immer besser, meint Fritz Fuhrmann, der als Mitglied vom Förderverein Berliner Schloss den Besuchern das Modell der Innenstadt erklärt. Fuhrmann erläutert seine Box so: Im Sommer 2011 tat sich der Himmel auf, ein Ufo senkte sich herab, acht Jahre später erhebt sich das Ufo wieder, fliegt weg und hinterlässt ein Schloss. „Und wir sind das Ufo.“
Auch Wilhelm von Boddien als Chef des Fördervereins liebt bildhafte Vergleiche. Die Box sei „ein riesiges Ausrufezeichen“, dass der Start zum Wiederaufbau unmittelbar bevorstehe, und das große Stadtmodell im ersten Geschoss sei „wie ein Fliegenfänger“, der die Leute nicht nur anzieht wie die Motten das Licht, sondern der offenkundig auch die Portemonnaies der Besucher öffnet: Der Spendenautomat registrierte bislang die Summe von 350 000 Euro.
Der Tagespiegel, 13.02.2012