Berliner Schloss wird 40 Millionen Euro teurer

Berliner Schloss wird 40 Millionen Euro teurer

2010 war der Baubeginn des Berliner Stadtschlosses verschoben worden. Das treibt nun die Kosten. Hinzu kommen neue Wünsche wie Kuppel, Portale, Dachcafé.

Am Mittwoch ist die Humboldt-Box, umstritten wegen ihrer dominanten Lage zwischen Berliner Dom, Zeughaus und Museumsinsel, mit geladenen Gästen eröffnet worden. Während sich die Besucher im Inneren der mit türkisfarbener Folie beklebten Betonkiste über den Wiederaufbau des Berliner Schlosses informieren konnten, beschäftigte sich zeitgleich der Haushaltsausschuss des Bundestages mit dem größten deutschen Kulturbauvorhaben der Nachkriegszeit.

Der „Bericht zur Kostenberechnung“, den die Abgeordneten beschließen sollen, erhält eine detaillierte Kostenübersicht. Und die hat es in sich.

Der Deutsche Bundestag hatte 2002 den Wiederaufbau des Schlosses auf dem Schloßplatz in Mitte beschlossen und 2007 verbindlich festgelegt, dass die Kosten nicht mehr als 552 Millionen Euro betragen sollen. 440 Millionen sollte der Bund übernehmen, 32 Millionen die Stadt Berlin, 80 Millionen sollen durch Spenden hereinkommen.

Doch dafür ist das Schloss nicht zu haben, wie aus der Vorlage des Bauministeriums hervorgeht: Die Gesamtkosten sollen demnach jetzt 590 Millionen Euro betragen. Der Haushaltsausschuss soll außerdem noch seine Zustimmung für weitere „bauliche Optionen in Höhe von 28,5 Millionen Euro“ geben.

In dem Bericht werden die Mehrausgaben „ausdrücklich für die Verwirklichung der baukulturell bedeutsamen Optionen“ gefordert. Der Schlossbau würde so mit 618,5 Millionen Euro zu Buche schlagen.

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Im Juni 2010 hatte die Bundesregierung beschlossen, aus Spargründen den Baubeginn von 2011 auf 2014 zu verschieben. Das rächt sich jetzt: Die Entwurfsunterlagen weisen detailliert nach, dass aufgrund der achtprozentigen Kostensteigerungen im Baugewerbe seit 2007 die beschlossenen Baukosten nicht mehr zu halten sind. Auch die Einsparungen in Höhe von 42 Millionen Euro am Wettbewerbsentwurf von Franco Stella können daran nichts ändern.

So bleiben laut Prüfergebnis des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung (BBR) die reinen Baukosten zwar knapp unter der Marke von 552 Millionen Euro. Jedoch kommen unter anderem 30 Millionen für die Risikovorsorge dazu, knapp zwei Millionen für die wirtschaftliche Energieversorgung durch Erdwärme. Auch die Auflagen des Denkmalschutzes, durch ein begehbares „Archäologisches Fenster“ die Fundamente des 1950 gesprengten Schlosses zu erhalten, tragen zu den Mehrkosten bei.

Für Diskussionen dürften aber vor allem jene 28,5 Millionen Euro Mehrkosten sorgen, die über das vom Deutschen Bundestag festgelegte Bauprogramm hinaus das Rekonstruktionskonzept vervollständigen sollen.

Zwei neue Portale nach historischem Vorbild

Zur Erinnerung: Beschlossen ist lediglich die Rekonstruktion der Schlossfassade an drei Seiten des Gebäudes. Mit 15 Millionen Euro ist der größte Posten in dieser Summe die vollständige Rekonstruktion der barocken Außenhülle der Schlosskuppel.

Ebenso setzt sich das Bauministerium, den Empfehlungen des Bauherren, des Stiftungsrates Berliner Schloss – Humboldt-Forum entsprechend folgend, dafür ein, dass auch die Portale II und IV nach historischem Vorbild wiedererstehen sollen (4,4 Millionen Euro). ´

Allein für das prächtige Portal III, das sogenannte Eosanderportal, wären zudem weitere 5,8 Millionen Euro erforderlich. Der Stiftungsrat hätte auch gern ein Dachcafé auf dem Schloss. Das würde inklusive der Zugänge weitere 3,3 Millionen Euro verschlingen.

Während Vertreter der Linken ankündigten, dass sie diese Mehrkosten keinesfalls mittragen werden, hofft die CDU-Haushaltsexpertin Stefanie Vogelsang, dass die Mehrheit im Haushaltsausschuss anders denkt. „Ich erinnere mich noch gut an die Diskussion zum Umbau des Reichstagsgebäudes für den Deutschen Bundestag“, sagt die Bundestagsabgeordnete.

Auch damals sei über Kosten – gerade auch für die Kuppel – heftig gestritten worden. Heute zweifele niemand mehr an der positiven Entscheidung. Das Reichstagsgebäude sei auch wegen der begehbaren Kuppel ein Besuchermagnet. „Ich bin fest davon überzeugt, dass der Neubau des Humboldt-Forums mit der baukulturell bedeutsamen Rekonstruktion der Kuppel und der Portale zukunftsweisend für unsere Hauptstadt sein wird.“

www.welt-online.de am 29.Juni 2011, Text von Isabell Jürgens

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