„Berlin ist beim Humboldt-Forum im Boot“

Kultursenator Michael Müller setzt auf die großen Bauprojekte der Stadt

Von Gabriela Walde

Michael Müller, Berlins Regierender Bürgermeister, kommt rechts in den Saal, Tim Renner, sein Kulturstaatssekretär, geht links an den gemeinsamen Platz im Sitzungssaal des Kulturausschusses. Müller, der ja auch Kultursenator ist, nimmt erstmals an der Runde teil. Renner holt sich gleich Gebäck bei der Buffetdame, Müller blättert seine Akte durch, schaut auf die Uhr. „Er fremdelt“, flüstert ein Parlamentarier. Vielleicht hat er Recht.

Wenig überraschend positioniert sich der ehemalige Stadtentwicklungssenator einige Minuten später ganz klar für die großen Bauprojekte der Stadt, wenngleich er wenig ins Detail geht. Anders als sein Vorgänger Klaus Wowereit steht er hinter dem Humboldt-Forum, „es gibt keinen Rückzieher von Seiten Berlins“, betont er: „Wir sind im Boot.“ Wenn der Bund sich in Berlins Mitte engagiere, dann könne die Hauptstadt „stolz“ sein und mit dem Projekt „Welt der Sprachen“ punkten. Berlin belegt im Forum 4000 Quadratmeter Ausstellungsfläche. Das Ganze sei zusammen mit den Dahlemer Museen ein „Gesamtkunstwerk“. Schließlich soll das Stadtschloss ein Ort werden, wo die „Welt zu Hause“ ist. Dringend zu lösen sei jetzt aber die Intendantenfrage, entsprechende Gespräche mit dem Bund sind noch zu führen, so Müller. „Denn alles muss ineinander übergreifen“, sagt er.

Ein wichtiger Punkt für Müller ist auch die Zentral- und Landesbibliothek. Nachdem das Tempelhofer Feld durch den Bürgerentscheid nicht mehr zur Verfügung steht, das ICC aber auch nicht seine „erste Wahl“ ist, sei die Erweiterung der Amerika Gedenkbibliothek eine Option. Das Haus dürfe aber nicht nur Bücherausleihe werden, sondern müsse ein Medienhaus und „Treffpunkt der Stadtgesellschaft“ sein.

Mit dem Neubau des Museums der Moderne sei nach Jahrzehnten endlich die Voraussetzung geschaffen, am Kulturforum neu zu planen. Allerdings könne ein Stadtentwicklungsplan bis zu zwei Jahren dauern. Doch sei mit dem Bau das Dilemma des Areals nicht beseitigt. Die Platzgestaltung mit der problematischen Eingangssituation der Museen und die hässliche Rampe könnte vorerst nicht verändert werden, finanziell sind da „andere Dinge wichtiger“. Dazu gehört auch das Bauhaus-Archiv, das einen Erweiterungsbau erhält. 2019 feiert das Bauhaus – unterstützt vom Bund – sein 100. Jubiläum.

An diesem Nachmittag stellt Müller mehrere Male klar, dass dieses „Ich-wünsche-mir-etwas-Denken“ bei einzelnen Kulturprojekten bei ihm nicht ankommt, da ist er ganz pragmatisch. Und so muss er sich anhören, wie Senatsbaudirektorin Regula Lüscher fast wie nebenbei und mit gerötetem Gesicht gesteht, dass die von ihr Ende des vergangenen Jahres vorgelegte Kostenschätzung für die Sanierung der Staatsoper entgegen aller Erwartungen noch nicht geprüft ist. Eine weitere Kostensteigerung bleibt also nicht ausgeschlossen. Erst im April rechnet Lüscher mit konkreten Zahlen. Die Sanierung ist auf mittlerweile 389 Millionen Euro angestiegen.

Quelle: Berliner Morgenpost, 20.01.15

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