„Ausstellungen im neuen Schloss sollen gratis sein“

20.03.2016    B.Z. Berlin

Das fordert Staatsministerin Monika Grütters (CDU) – wie im Londoner British Museum. Bleibt nur die Frage, wie die Betriebskosten von 55 Mio. Euro/Jahr erwirtschaftet werden.

Von Hildburg Bruhns

Auf Weltreise mitten in Berlin: Zu Besuch bei einer afrikanischen Bronze-Königin aus Benin, hochseetüchtigen Südseebooten, einem gelackten Kaiserthron aus China. Zu Fuß und ganz umsonst.

Kultur-Staatsministerin Monika Grütters (CDU, 54) kämpft dafür, dass die Dauerausstellung des wiederaufgebauten Berliner Schlosses (Eröffnung 2019) keinen Eintritt kostet. „Jeder soll hier Weltbürger sein“, sagte sie dem „Spiegel“.

Gründungs-Intendant Neil MacGregor (69) legte nach: „In London ist der Eintritt ins British Museum frei. Wir holen Menschen ins Museum, die sonst nicht kämen. Wir wollen allen bewusst machen, dass ihnen diese Sammlungen gehören.“

„Eine vernünftige Idee“, findet Schloss-Vorkämpfer Wilhelm von Boddien (74). Seine eigene Erfahrung: Als die Humboldt-Box an der Schlossbaustelle noch drei Euro Eintritt kostete, kamen im Schnitt bescheidene 300 Besucher/Tag. Seit die Geldschranke fiel, sind es bis zu 1500 täglich und endlich auch junge Leute.

„Ein interessanter Ansatz, den wir aber zunächst im zuständigen Aufsichtsrat diskutieren sollten“, bremst Berlins Kultur-Staatssekretär Tim Renner (51, SPD). „Da McGregor richtigerweise das Humboldt-Forum zusammen mit der ganzen Museumsinsel als Einheit sieht, müsste man das noch weiter denken, so man den Ansatz ehrlich verfolgen will.“

Das wäre richtig teuer! Allein die Betriebskosten des Schlosses (Humboldt-Forum) sind ab 2019 mit 55 Millionen Euro/Jahr veranschlagt und finanziell noch nicht abgesichert. Und die anderen staatlichen Museen wollen in diesem Jahr allein 22 Millionen Euro Eintritt einnehmen.

„Freier Eintritt ist grundsätzlich begrüßenswert und in der Regel werden die Einnahmeausfälle durch die Bereitschaft der Besucher, mehr, z. B. in den Museumsshops, auszugeben, kompensiert“, sagt Kultur-Expertin Sabine Bangert (60, Grüne). Gratisangebote dürften aber nicht zulasten der Staatlichen Museen gehen.

 

Quelle: B.Z. Berlin, 20.03.2016

 

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