17.04.2016 Berliner Kurier
Von Holger Schacht
Für den 14. September 2019 ist die Eröffnung des Stadtschlosses geplant und wie es aussieht, wird darin DDR-Geschichte kein Thema sein. Obwohl an der Stelle der Palast der Republik stand, der auch die Volkskammer beherbergte.
Sabine Bergmann-Pohl (69, CDU) war 1990 deren erste frei gewählte Präsidentin und ist der Meinung, dass auch DDR-Historie in den neuen Prunk-Bau gehört.
Bergmann-Pohl leitete die historische Sitzung in der Nacht vom 22. zum 23. August 1990, bei der nach turbulenter Debatte der Beitritt der DDR zur Bundesrepublik beschlossen wurde. In den frühen Morgenstunden verkündete sie: „Abgegeben wurden 363 Stimmen. Davon ist keine ungültige Stimme abgegeben worden. Mit Ja haben 294 Abgeordnete gestimmt.“ Bergmann-Pohl erinnert sich: „Mir ist damals ein Stein vom Herzen gefallen. Ich bin auch stolz darauf, dass die Volkskammer durchsetzte, die Stasi-Akten nicht im Bundesarchiv verschwinden zu lassen.“ Deshalb betont sie in Richtung Stadtschloss-Macher: „Es wäre das Minimalste, an diesem Ort mit einer Plakette an den historischen Beschluss zu erinnern.“ Offenbar ist das bisher nicht geplant.
Mittwoch feiert Bergmann-Pohl (lebt in Zeuthen) ihren 70. Geburtstag. Als Bundesministerin und spätere Staatssekretärin kennt sie alle Tücken der Politik. Zu denen gehört auch, sich der Regierungsdisziplin unterordnen zu müssen. Wie ihr Eintritt gegen ein Werbeverbot für Tabak. Bergmann-Pohl ist Lungenärztin: „Da kam ich mir wie eine gespaltene Persönlichkeit vor.“
Quelle: Berliner Kurier, 17.04.2016