590 Millionen Euro für den Wiederaufbau des Berliner Schlosses

Stadt und Bund setzen auf Spenden

Die jahrzehntelange Debatte um den Wiederaufbau des Berliner Schlosses war immer auch eine um die Kosten dieses Mammut-Projektes. Der Bundestag hatte 2002 den Wiederaufbau des Wahrzeichens auf dem Schlossplatz in Mitte beschlossen und 2007 verbindlich festgelegt, dass die Kosten nicht mehr als 552 Millionen Euro betragen sollen. 440 Millionen davon sollte der Bund übernehmen, 32 Millionen die Stadt Berlin, 80 Millionen sollten überdies durch Spenden hereinkommen.

Doch wie so oft, wenn es um Bauvorhaben geht, stellte sich heraus, dass der Kostenrahmen nicht zu halten war, das Schloss in der gewünschten Form für diese Summe nicht zu haben ist. Einer der Gründe dafür war ausgerechnet der im Juni 2010 von der schwarz-gelben Bundesregierung aus Spargründen gefasste Beschluss, den Baubeginn um zwei Jahre zu verschieben. Aufgrund der achtprozentigen Kostensteigerungen im Baugewerbe seit 2007 soll das Prestigeprojekt mit Beschluss vom Juli 2011 nun sogar 590 Millionen Euro kosten.

Auch die Einsparungen in Höhe von 42 Millionen Euro am Wettbewerbsentwurf von Franco Stella können daran nichts mehr ändern. So bleiben laut Prüfergebnis des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung (BBR) die reinen Baukosten zwar knapp unter der Marke von 552 Millionen Euro. Jedoch kommen unter anderem noch 30 Millionen für die Risikovorsorge dazu, knapp zwei Millionen für die wirtschaftliche Energieversorgung durch Erdwärme. Auch die Auflagen des Denkmalschutzes, durch ein begehbares „Archäologisches Fenster“ die Fundamente des 1950 gesprengten Schlosses zu erhalten, führen zu Mehrkosten.

Nicht in dieser Summe enthalten sind „bauliche Optionen“ in Höhe von 28,5 Millionen Euro. Dazu gehören ein Dachcafé (3,3 Millionen Euro), die Rekonstruktion der historischen Kuppel (15 Millionen Euro) und der Schlossportale für 10,2 Millionen Euro. Diese baulichen Optionen sollen – genauso wie auch die barocke Fassade des Schlosses – durch private Spender finanziert werden.

Wilhelm von Boddien, Geschäftsführer des Fördervereins Berliner Schloss, zeigte sich zuversichtlich, auch diese „Optionen“ einwerben zu können. Dabei setzt er auf viele Spender: Von den 80 Millionen Euro für die historische Hülle seien bereits 19 Millionen eingesammelt: „Und das, bevor mit dem eigentlichen Bau überhaupt begonnen wurde“, betonte von Boddien.

Welt kompakt, 3.01.2012

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