Ich hätte es wohl gleich anführen sollen, naja, also jetzt.
Natürlich können die Fenster verhangen werden und abgedunkelt, doch wiederspricht das nicht der Idee eines schönen großen lichtdurchfluteten Barocksaales?
Das neue Museum in Paris(Musée du quai branly), welches mit dem ethnischen Museum in Dahlem vergleichbar ist, hat schwarz getönte Scheiben und ist im allgemeinen relativ dunkel gehalten, um eben die empfindlichen Naturfarben der Naturvölker zu schützen.
Ich glaube der BDA hat auch noch mehr gute Argumente vorgelegt.
Sie sehen meiner Meinung auch in anderen Bereichen zu kurz, sie beziehen alles immer nur auf das "Schloss", aber was dieser schwache Nachbau mit sich ziehen kann, das blenden sie aus. Die ganze Diskussion das wir heutzutage immer mehr im Stande sind Gebäude immer und überall nachzubauen, kann zu einem Werteverlust der Originalsubstanz führen. Diskussionen darüber werden schon seit langem in der Denkmalpflege geführt.
Und dieser Nachbau wird der künstlerischen Qualität des einstigen Gesamtkunstwerkes Schloss sicher nicht gerecht werden können.
Wozu sollen wir noch alte, halb verfallene Gebäude, oder Verziehrungen derer, erhalten, wenn sich doch anhand von Fotos und CAD-Modellen ein perfekter, sogar ohne Fehler der Vergangenheit, Nachbau erstellen lässt?
Statt schon etwas zersetzter Ornamente hätten wir schöne ausgeformte Frische.
Was spricht dagegen?
– Der Verlust eines Originalteils, auch halb Verwittertes hat ein Recht auf Bewahrung und Stabilisierung, um die Zeit erleben zu können. Ein Zeugnis alter Techniken muss bewahrt werden.
Das "Schloss"(Humboldtforum), mit seinen Nachbaufassaden, sugeriert uns das es nicht so schlimm ist etwas Historisches verfallen oder gar abreissen zu lassen, da es in gleicher Form später oder an anderer Stelle wiedererichtet werden kann, wenn man seine Meinung ändert.
Es unterstreicht ausserdem den aktuellen Trend, das Geld heutzutage mehr und mehr nur noch in prominente historische Projekte gesteckt wird. Kleine Herrenhäuser, Schlösser und Parkanlagen mit weniger Bekanntheitsgrad verfallen dagegen.
Das betrachte ich von einer anderen Seite.Warum wohl ist"uns"die Wiedererrichtung des Schlosses (historische Fassaden)so wichtig?Nicht um uns etwas zu bauen, dass daran erinnert, dass Verlorenes jederzeit wieder aufgreifbar ist.Nein, weil der Verlust dieses Bauwerk’s ein Loch hinterlassen hat welches auch über 60 Jahre danach die Sehnsucht nach eben diesem Antlitz leben lässt!!!Und ja natürlich, das Original ist zerstört.Aber wird das Humboldt-Forum deshalb weniger schön sein?Ist es deshalb weniger wertvoll?Vergessen wir nicht, dass wir Menschen es sind, die in ein Gebäude dies und das hineininterpretieren.Und wenn ich in naher Zukunft vor dem Berliner Stadtschloss stehe, werde ich sicher nicht daran denken, dass dies kein"Original"ist, sondern mich einfach nur von dieser überwältigenden Schönheit berauschen und inspirieren lassen!
"Nicht um uns etwas zu bauen, dass daran erinnert, dass Verlorenes jederzeit wieder aufgreifbar ist"
Das sage ich doch gar nicht. Aber solche Projekte machen es der Denkmalpflege schwerer für Erhalt zu argumentieren.
"Ist es deshalb weniger wertvoll?"
Ja! Die geschichtlich gewachsene Strukturen sind verloren, die historischen Bauweisen werden nicht mehr vorhanden sein, es ist eben nicht nur die ästhetische Ebene die ein Gebäude wertvoll macht.
Es erzählt uns über viele Wege seine Geschichte und über vergangene Gesellschaften. In Versailles zum Beispiel, wo man hinter den Kulissen noch alte Fassaden von vorhergehenden Baustufen findet. Auch kleine "unbedeutende" Arbeitsräume erzählen oft mehr über das damalige Leben am Hofe als jeder Prunksaal.
Diese Dinge sind es auch die das Besondere ausmachen.
Somit ist dieses selektive, auf das optische Beschränkte Projekt, eher geschichtsschädlich als zuträglich.
„Die Entscheidung steht!“ noch nicht ganz, der Architekturwettbewerb ist noch nicht ausgeschrieben, geschweige denn entschieden, somit steht die endgültige Form noch lange nicht fest.
„niemand den PDR als wunderschönen Bau bezeichnet hat“ ich stelle das Stadtschloss ästhetisch auch höher als den Palast, doch gibt es mehr Gründe, als nur die Ästhetik, die in meine Meinung gegen dieses Projekt herein fließen. Speziell die schwache Kompromisslösung der „vorgehängten“ Fassaden(!nicht baulich zu interpretieren!), die Probleme mit einer modernen Museumsnutzung, die Probleme mit Räumlichkeiten für Uni und Lagermöglichkeiten etc.
„Man wolle Zeugnisse der ehemaligen DDR tilgen“ verständlich ist dieses Argument schon, wenn dieser historische nicht unbedeutende Ort einfach abgerissen wird. Man zerstört auch nicht die Kellerruinen der „Topographi des Terrors“, obwohl diese sicher weniger schön sind als der Palast.
Ein Abriss ist immer auch Zeichen von Zerstörung/Tilgung.
„Kommandantur“- uhh. Bei diesem Beispiel bin ich sehr gespalten, genau wie beim „Schloss“. Haben sie mal die Rückansicht gesehen? Oder die schreckliche „moderne Grüngestaltung“ vor dem Gebäude. Oder schauen sie einfach mal in die Fenster, dort sehen sie normale kahle Konferenzräume, oder die digitalen „Wandgemälde“. Die äußere Erwartung wird im Inneren bitter enttäuscht. Was ist daran bitte gelungen?
Fassaden sind ein Teil, nicht aber DAS Gebäude, für ein funktionierendes gutes Objekt braucht es mehr als Schlüters, gute, aber nachgemachte „Tapeten“.
Mit besten Grüßen aus Paris.
Ja, ich gebe ihnen Recht.Auch ich bin bei der Kommandantur gespalten.Die Rückfront ist sicher nicht die beste Lösung und das Interieur enttäuscht, wenn man Historisches erwartet.Aber in einem bin ich nicht gespalten.Die historische Fassade der Kommandantur erfüllt einen Zweck der für mich wesentlich ist!Es wird ein einheitliches, harmonisches, historisch gewachsenes Stadtbild wieder hergestellt.Wenn ich die Linden entlang laufe, Richtung Schlossplatz erscheint die Kommandantur nicht als störendes Objekt, sondern als ein Gebäude welches sich harmonisch in die bestehende Bebauung einfügt.Das ist es auch weshalb ich diesen Ort so sehr liebe und ich dort durchatmen kann! Und auch im Angesicht der gewaltigen Kraftanstrengung die der Wiederaufbau des Stadtschlosses bedeutet, kann ich mir nicht vorstellen, dass es eine Werteverlust historischer Bausubstanz geben wird!Und schauen wir doch einmal über unseren Tellerrand hinaus…Stellen sie sich mal vor, wie die Menschen in 200 Jahren über das Schloss reden werden.Ich bin mir sicher, dass dann niemand mehr von Kopie sprechen wird.Und historisch wertvoll ist diese vermeintliche Kopie dann allemal!!!Viele Grüsse in das schöne Paris.
Vielleicht sollte ich erwähnen das ich nicht prinzipiell gegen den Schlossnachbau bin. Ich halte es zwar für falsch den Palast vollständig zu entfernen, aber für noch viel fataler halte ich den schwachen konzeptionalen Kompromiss der momentan existiert. Der selektive Umgang mit Geschichte: Abriss Palast zu Gunsten des Schlosses, Bau nur der Barockfassaden ohne den 2. Innenhof etc.
Ausserdem habe ich die starke Befürchtung das es die hohen Erwartungen durch das jetzige Konzept auf Grund von Platzmangel auch nicht erfüllen kann. Die Dahlemer Museen, die HU und auch die Stadtbibliothek hatten Anfangs mit mehr Räumlichkeiten gerechnet. Des weiteren glaube ich das den Architekten für den Wettbewerb zu viele Einschränkungen auferlegt werden, so das gute und inovative Ideen von vornherein verhindert werden. Ausserdem ist nicht geklärt wie es mit den arealen rund um das Schloss weitergehen soll, zB Schlossfreiheit, die einen großen Einfluss auf die Wirkung haben.
All das läßt mich zweiffeln und dazu kommt noch mein Eindruck, das dieser Vörderverein hauptsächlich an seinen paar Fassaden festhält und so tut als ob ihn das Innere und die Funktion nichts angeht. Als wäre die Fassade vom Rest des Gebäudes getrennt.
aus dem wolkenverhangenen Paris,
S.Hartmann
Nana, lieber Herr Hartmann, wo haben Sie denn her, dass dem Förderverein dass Innere des Schlosses egal ist?
Aus allen seinen Veröffentlichungen entnehme ich das Gegenteil. Schauen Sie doch nur ins Berliner Extrablatt, wo dem Inneren des Schlosses mehrere Seiten gewidmet sind oder hier auf der Site unter "Historisches Schloss" / "Innenräume" und "Innenräume – Details" – und das doch wohl nur, um die späteren Entscheider nachdenklich zu machen!
Das Extrablatt lese ich nicht, da ich seit knapp einem Jahr in Paris lebe.
Ich kenne die Fots und Texte zu den ehem. Räumen sehr wohl. Ich bezog mich aber auf die neue Nutzung und deren Verbindung zur Fassade. Dazu nimmt der Förderverein wenig Stellung. Er akzeptiert die Humboldtforumidee, geht aber nicht darauf ein, wie zum Beispiel der offensichtliche Bruch von barocker Fassade und neuem Innenleben überwunden werden könnte. Er gibt auch keine Auskunft darüber ob die, vorerst vereinfachten, Säale nur als Einzelteile in den Neubau kommen, oder ob es eine thematische Verbindung/Promenade unter ihnen geben soll.
Ich bewundere das Engagement des Vereins, doch habe ich immer wieder das Gefühl das er die Realität des Humboldtforums immer etwas verdrängt und allein seine Fassaden in den Vordergrund spielt. Für den Rest fehlen dem Verein die Ideen, was es ihm in Zukunft schwerer machen wird sein Ideal(Kuppel und Ostfassade) durchzusetzen.
Ja sicher gilt es noch viele Fragen zu klären.Und wie oft werden auch immer wieder neue Fragen aufkommen, die es dann zu klären gilt.
Das Schlossumfeld wünsche ich mir in weitestgehend historischer Form zurück; vom Nationaldenkmal Wilhelms des 1. einmal abgesehen(wobei ich es schön finde).Hierzu gibt es aber noch keine Beschlüsse.Und dahingehend übe ich mich in Geduld!Ich denke, dass das Schloss mit all den noch zu lösenden Fragen ersteinmal die volle Aufmerksamkeit verdient.
Zum Schlossinneren: Auch hier noch viel Ungeklärtheiten.Der ausstehende 1. Architekturwettbewerb wird sicher erste, wenn auch nicht endgültige, Ergebnisse bringen.Auch das warte ich ersteinmal ab.Wie heisst es so trefflich?
Schritt für Schritt!…
Grüsse aus dem ebenfalls nassen Berlin…
Sehr geehrter oder geehrte Herr oder Frau Hartmann,
irre ich mich oder ist Ihr Hauptziel, einfach an diesem großartigen Plan herumzustänkern, koste es, was es wolle?
Mal sind die Außenanlagen nicht ausreichend geplant, dann passen Ihnen die Innenräume ("Einzelteile") nicht, schließlich lassen die Fenster zu viel Licht durch etc. – ein Großteil dieser Fragen wird von Verein im übrigen seit langem aktiv bearbeitet (siehe beispielsweise Entwürfe zu Fassadenanschlüssen an die modernen Geschoßhöhen während der ersten Schloßausstellung 1993/94(!)).
Meine Empfehlung an Sie ist folgende: Entweder Sie sagen einfach, daß Ihnen der Wiederaufbau des Schlosses nicht paßt – das wäre akzeptabel, würde ihn aber letztlich auch nicht verhindern. Oder (und das fände ich wesentlich besser) Sie verwenden Ihr Kenntnisse und Ihre Energie darauf, mitzuhelfen, daß das Unternehmen ein Erfolg wird. Ich bin mir sicher, daß engagierte und akkurate Helfer wie Sie eine große Bereicherung sein könnten.
Beste Grüße aus Amerika!
Fritz
"Aussenanlagen nicht ausreichend geplant"- es existiert nicht einmal eine grobe Idee.
"dann passen Ihnen die Innenräume ("Einzelteile") nicht"-
das habe ich nicht gesagt. Es war eher ein Frage an den Webmaster, ob es eine "historische Promenade" geben wird, in der man von Prunksaal zu Prunksaal gehen kann. Oder ob man ab und zu auf einen barocken Saal, ganz überraschend, stößt. Es war nicht wertend gemeint.
Ich glaube ich habe deutlich gemacht das ich ein Gegner dieses Projektes bin, deswegen versuche ich ja auch Knackpunkte des Projektes aufzuzeigen. Mal gelingt mir das mehr und mal weinger.
Ich möchte die Unterstützer oder auch Seitenbetreiber auf Probleme hinweisen und somit Diskussionen anregen, die dann vielleicht zu einer Lösung führen mit denen alle zufrieden sind.
Ich habe meine Hoffnung auf ein gutes Ergebnis noch nicht aufgegeben und warte daher sehnsüchtig auf die Architekturwettbewerbsergebnisse. Das Ergebnis dessen hängt aber auch stark von der Juryzusammensetzung und den vorhergehenden Einschränkungen ab- deswegen plädiere ich auch für einen offeneren Wettbewerb als geplant.
"Wiederaufbau des Schlosses"- nocheinmal, es handelt sich hierbei nicht im Ansatz um einen Wiederaufbau des Schlosses, sondern um das Humboldtforum mit einigen barocken Fassaden und Säalen in alter kubatur.
Das wollen einige Beführworter verdrängen aber "es ist nuneinmal beschlossen"(wie die Beführworter so gern schreiben).
Vielleicht sollten sie mal darstellen, mit welchem Ergebnis sie zufrieden wären. Wiederaufbau des gesamten Schlosses? Oder ein Stahl-Glas Kasten? Und außerdem kennen sie anscheinend nicht den Bundestagsbeschluss. Der sieht nämlich die Wiederherstellung der bedeutensten Räume bzw. Raumfolgen vor, wenn es mit dem Nutzungskontept vereinbar ist. Man überläßt es also den Architekten. Ob das eine gute Wahl ist, wird der Architekturwettbewerb zeigen.
Außerdem muss man in einer Demokratie mit Kompromissen leben. Und das aktuelle Konzept ist nun mal ein Kompromiss.
Und wieso sind sie eigentlich für den Erhalt des PDR? Das Gebäude hat keinen künstlerischen Wert und wurde von einer Diktatur erbaut. Die DDR-Bürger strömten doch nur mangels Alternativen massenhaft in das Gebäude. Wenn man für den Wiederaufbau des Volkskammersaales eintritt, könnte man folglich auch für den Wiederaufbau der Reichskanzlei eintreten. Beides Symbolbauten zweier Diktaturen auf deutschem Boden.
Ich hatte schon in früheren Beiträgen erwähnt das ich mit einem kompletten Wiederaufbau einverstanden wäre. Dieser Bau bräuchte dann natürlich auch ein anderes Nutzungskonzept, vielleicht eine Gemäldegalerie o.ä.
"Stahl-Glas Kasten"- als wenn heutige Architektur nur daraus besteht. Scheuen sie sich nur einmal in Berlin um, der Großteil neuer Bauten im Zentrum hat eine Natursteinfassade und oft auch Ornamentik.
Ich glaube das eine neue Formensprache auch zu einem sehr gutem Ergebnis geführt hätte.
"Kompromiss"- muss man meist eingehen, die Frage ist aber ob sie dann noch akzeptabel sind, oder am Ende nicht eher lächerlich.
"Erhalt des PDR"- noch einmal:
geschichtlich bedeutend, eine existierende Struktur(Zerstörung=Energieverlust), künstlerischer Wert(wenn auch nicht mit dem ehem. Schloss gleichzusetzen), Unwille sich mit Bestand auseinanderzusetzten.
Man sollte ihn ja nicht 1:1 wiederherstellen, sondern einfach nur ins neue Konzept miteinbeziehen.
"wurde von einer Diktatur erbaut"- ist kein Argument Gebäude oder andere Komplexe abzureißen, fahren sie doch nur einmal nach Nürnberg, zum ehem. Reichsparteitagsgelände, dort steht eine halbfertige, monumentale Arena, die zu Propagandazwecken erbaut wurde. Und dies ist nur ein Beispiel unter VIELEN.
Ich bin einfach mit der vertuschenden zuckersüßen Fassadenidee nicht einverstanden, der den Menschen die "gute alte Zeit" vorgaukelt, statt den Mut zu haben sich damit zu beschäftigen wie ein modernes Gebäude auf das historische Zentrum reagieren könnte/ zusammenspielen.
Vor 100 Jahren hat die Mehrheit der Menschen Industriebauten als häßlich empfunden, heutzutage stehen wir und staunen über die gußeisernen Hallenkonstruktionen oder die riesigen Anlagen im Ruhrgebiet(Zeche Zollverein, Duisburg Nord).