Im Jahr 1937, beim 700-jährigen Stadtjubiläum Berlin, ein Vorort von Wedding

Auszug aus der Chronik der Alten Pankgrafen-Vereinigung von 1381 zu Berlin bey Wedding an der Panke

berliner extrablatt ausgabe 85 gesamt seite 34 bild 0001

1937: Heftiges Gefecht beim Sturm der Pankgrafen auf das Schloss

berliner extrablatt ausgabe 85 gesamt seite 34 bild 0002

1993: „Besänftigungsbild“ der Pankgrafen vor der Schloss-Simulation

Auch in diesem Jahr war es uns nicht beschieden, nach harter Fehde der Ruhe zu pflegen. Die Stadt Berlin, bekanntlich eine Art Vorort von Wedding, wollte ihr 700jähriges Bestehen feiern, ohne dass sie es für nötig gehalten hätte, uns ein Sterbenswörtchen davon zu sagen. So ging das natürlich nicht. Wir luden also den Magistrat der besonders belasteten Innenstadt zu einer Aussprache ein, die denn auch im Remter stattfand. Da sich die Vertreter der Stadt, inbesonderheit ihr Bürgermeister Dr. Erbe, zu unglaublichen Angriffen auf die Pankgrafschaft hinreißen ließen, musste ihnen die Fehde angesagt werden. Der diesbezügliche Fehdebrief lag bereits vor und wurde verlesen. Die im Hochmeisterzimmer sofort aufgesetzte Antwort schlug dem Fass den Boden aus, selbst wenn es keinen gehabt haben sollte. Ein Sturm der Entrüstung ging durch den vollbesetzten Remter, als dieses Geschreibsel zu unseren Ohren kam. Es war nicht mehr anders möglich, der Krieg musste entbrennen.

Am Freitag, dem 13. August, also ein Tag bösester Vorbedeutung für Berlin, überreichte der Oberzeremonienmeister vor dem Bezirksamt der Innenstadt in der Klosterstraße dem Bürgermeister den Fehdebrief und ließ dann den Fehdehandschuh aufhängen. Dabei wäre beinahe der Bürgermeister anstelle des Handschuhs am Bezirksamt in die Höhe gezogen worden.

Die Fehde wurde am 18. August ausgetragen. Da die Presse in großen Artikeln von der Aufhängung des Fehdehandschuhs und den bevorstehenden Kämpfen berichtet hatte, hatten sich Hunderttausende von Berlinern Unter den Linden und auf dem Schlossplatz eingefunden, um dem kriegerischen Schauspiel zusehen zu können. Die Verteidiger hatten hinter der Schlossbrücke starke Barrikaden errichtet und schweres Geschütz auffahren lassen. Sie waren sich ihrer Sache sehr sicher, denn sonst hätten sie wohl kaum zum Hohn eine Puppe, die den Hochmeister darstellen sollte, an einem hohen Galgen aufgehängt und eine „Leichensammelstelle für Pankgrafen“ eingerichtet. Tatsächlich hatte der Sturmhaufen schwer zu kämpfen und trotz herangezogener Verstärkungen musste dreimal zum Sturm angesetzt werden, ehe es gelang, das Hindernis zu nehmen. Nun allerdings fluteten die Verteidiger ohne Aufenthalt bis zur Schloss- terrasse zurück, wo Bürgermeister Dr. Erbe, das Nutzlose weiteren Widerstandes einsehend, die weiße Fahne hissen ließ.

Nach der Schlüsselübergabe und dem Ehrentrunk ordnete sich die Pankgrafschaft erneut zum Zug und marschierte dann unter den Linden entlang bis zur Friedrichsstraße, wo der Zug aufgelöst wurde. Während Adolf Becker mit seiner Kapelle auf der Mittelpromenade konzertierte, versuchte das Gros sich zum Hauptquartier, das bei Freund Carl Saeger aufgeschlagen war, durchzudrängeln, was gar nicht so einfach war, denn die Menschenmassen standen wie die Mauern. Die Berliner wollten eben mal ihre Pankgrafen aus allernächster Nähe sehen.

Abends wurde bei Kroll auf einem großangelegten Festabend der Friede endgültig besiegelt. Alle unsere Künstler – auch Freund Watzke machte mit – waren am Werk und verhalfen dem Abend zu einem großen Erfolg.

Nachsatz aus der Neuzeit:

Als wir 1993 die Schloss-Simulation bauten, gab es bei den Pankgrafen erneut Alarm, glaubte man doch tatsächlich, die Berliner damals niedergemacht zu haben. Schon rückte wieder eine ganze Kompanie aus, um uns das Fürchten zu lehren.

Aber die Pankgrafen sind doch liebenswürdige Leute: Seit unserer damaligen Unterwerfung unter ihr Friedensdiktat lassen sie uns in Ruhe. Deswegen freuen wir uns schon jetzt auf den neuen Ansturm nach der Eröffnung des Berliner Schlosses im Jahr 2019! Schon jetzt schauen wir uns um, wer uns für dieses Ereignis vielleicht das Freibier spendiert – und eine ordentliche Currywurst dazu. Mit den Pankgrafen ist es nämlich wie mit den Löwen: Bei bösem Maulen hilft sanftes Kraulen!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert