Auf dem Garnisonsfriedhof in Berlin findet man die Kopie eines ganz ungewöhnlichen Grabsteins, auf dem die Todesgeschichte des unter ihm begrabenen Opfers eingemeißelt wurde. Das gebrochene Original wird mit einem eisernen Rahmen gesichert museal unter Dach aufbewahrt.
Text der Grabplatte Steinmetz
George Fromme
Hier ruhet
Der Steinmetz-Gesell
George Friedrich Fromme
geboren den
17ten August 1779
starb den 18ten Juni 1802
am Koenigl. Schloß-Bau
durch den unglücklichen
Fall eines Steines,
welcher ihm den Kopf
zerschmetterte.
Durch seine Folgsamkeit
und gute Eigenschaften
wird er seinen betrübten
Eltern im Herzen stets
unvergesslich bleiben.
Gewidmet von sämtlichen
Steinmetzen
Was war geschehen? Das Berliner Schloss war schon weniger als 100 Jahre nach seinem barocken Umbau stark baufällig geworden. Der damals auch schon stark saure Regen, verursacht durch den Hausbrand von schwefelhaltiger Braunkohle und anderen Materialien, mit denen die Bürger Berlins im Winter ihre Wohnungen heizten, ließ den empfindlichen Sandstein stark verwittern. Dazu kam eine Sparsamkeit an falscher Stelle: Der Stein war extrem teuer, schließlich kosteten seine Bergung im Steinbruch im Sandsteingebirge bei Pirna, sein Transport auf der Elbe, der Havel und der Spree wegen der damals fehlenden und heute selbstverständlichen technischen Ausrüstung und modernen Transportmittel ein Heidengeld!
Deswegen wurden die Steine zwar auf ihrer Schauseite künstlerisch in Perfektion bearbeitet, der in die Wand eingelegte Bossen war aber zu kurz. Statisch sicher ist ein Stein, wenn etwa 50% seiner Gesamttiefe aus der Wand herausschauen und 50% in die Wand eingelassen sind. Da die Schauseite bearbeitet wurde, wiegt deren Steinhälfte deutlich weniger, als der wandseitige Bossen – und der Stein liegt damit fest im Gefüge. So wird heute der Wiederaufbau der Fassaden durchgeführt.
Zur Zeit des Schlüterschen Schlossumbaus wurde der Stein jedoch aus Kostengründen nur zu 30% in die Wand eingelegt und keineswegs überall zusätzlich mit eisernen Ankern rückverfestigt. So konnte es geschehen, das bei den im frühen 19. Jahrhundert bereits notwendigen Restaurierungs- und Sicherungsarbeiten dieser Unfall geschah. Die Schlossfassaden wurden danach vollständig restauriert und alle derartigen Steine durch 50:50 im Maß angefertigte ausgetauscht. Der Steinmetzgeselle arbeitete weit unten an der insgesamt stark baufälligen Fassade, als sich plötzlich über ihm ein Stück des Hauptgesimses in fast 30 Meter Höhe löste, herabfiel und ihn tötete.
Die armen Eltern setzten ihm mit dem Grabstein ein ganz besonderes Denkmals: Es war der Stein, der ihn erschlug.